Nacht über Juniper
wie ich darüber mal einen Witz machte. Da sagte er etwas Geheimnisvolles, daß dies für jemanden die Fahrkarte ins Grab wäre.« Ich grinste. Die Papiere existierten also noch. »Was hat er dort unten mit der Kiste ange- stellt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Asa…«
»Wirklich nicht. Ich hab sie nur ein- oder zweimal auf dem Schiff gesehen. Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht.«
»Worauf willst du hinaus, Croaker?« fragte der Hauptmann. »Ich hab da eine Theorie. Beruhend auf dem, was wir über Raven und Asa wissen.« Allgemeines Stirnrunzeln.
»Alles in allem legt doch das, was wir über Asa wissen, nahe, daß er ein Mensch ist, mit dem Raven sich nie einlassen würde. Er ist ein Waschlappen. Unzuverlässig. Zu schwatzhaft. Aber Raven hat sich mit ihm eingelassen. Hat ihn mit nach Süden genommen und in das Team aufgenommen. Warum? Vielleicht stört euch das ja nicht, aber mich stört es.« »Da komme ich nicht mit«, sagte der Hauptmann. »Nehmen wir einmal an, daß Raven so gründlich verschwinden wollte, daß man nicht ein- mal mehr daran denkt, nach ihm zu suchen. Er hat schon einmal versucht zu verschwinden, als er nach Juniper kam. Aber da sind wir aufgetaucht. Er hat gedacht, daß wir nach ihm su- chen. Also was dann? Wie wäre es, wenn er stirbt? Vor einem Zeugen. Tote werden nicht gejagt.«
Elmo fiel mir ins Wort. »Du meinst, er hätte seinen eigenen Tod inszeniert und Asa dazu benutzt, davon zu berichten, damit niemand nach ihm sucht?« »Ich meine, daß wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen sollten.« Die Antwort des Hauptmanns bestand aus einem nachdenklichen »Mmm-hmm.« Goblin sagte: »Aber Asa hat ihn doch sterben sehen.« »Vielleicht. Und vielleicht glaubt er auch nur, daß er ihn sterben sah.« Wir schauten Asa an. Er machte sich klein. Der Hauptmann sagte: »Geh seine Geschichte noch einmal mit ihm durch, Einauge. Schritt für Schritt.« Zwei Stunden lang ließ Einauge den kleinen Mann wieder und wieder berichten. Und wir konnten nicht die kleinste Auffälligkeit entdecken. Asa beharrte darauf, daß er Raven hatten sterben sehen, daß er von einer schlangenähnlichen Kreatur von innen heraus aufgefressen worden war. Und je löcheriger meine Theorie wurde, desto sicherer war ich mir, daß sie zu- traf.
»Meine Idee beruht auf Ravens Charakter«, beharrte ich, als sich alle gegen mich wandten. »Da ist die Kiste, und da ist Darling. Sie und ein verdammt teures Schiff, das er hat bauen lassen, um Himmels willen. Er hat eine Spur hinterlassen, und das wußte er. Warum sollte er ein paar hundert Meilen segeln und dann an einem Dock festmachen, wenn jemand nach ihm suchen wird? Warum sollte er Shed lebendig zurücklassen, damit er herumerzählt, daß er bei dem Einstieg in die Katakomben dabei gewesen ist? Und auf gar keinen Fall hätte er Darling einfach zurückgelassen. Auf gar keinen Fall. Er hätte Vorkehrungen für ihr Wohlergehen ge- troffen. Das wißt ihr.« Meine Argumente hörten sich allmählich sogar für mich selbst etwas dürftig an. Ich kam mir vor wie ein Priester, der eine Religion unters Volk bringen will. »Aber
Asa behauptet, sie hätten sie in irgendeiner Kneipe zurückgelassen. Ich sage euch, Raven hat-
te einen Plan. Ich möchte wetten, wenn ihr jetzt dort hinunterfahren würdet, dann würdet ihr feststellen, daß Darling spurlos verschwunden ist. Und wenn das Schiff immer noch da ist, dann wird die Kiste nicht mehr an Bord sein.« »Worum geht es bei dieser Kiste?« wollte Einauge wissen. Ich ignorierte ihn. »Ich glaube, du hast zuviel Phantasie, Croaker«, sagte der Hauptmann. »Andererseits ist Ra- ven aber auch schlau genug, um so etwas durchzuziehen. Denke schon mal darüber nach, wie du dorthin kommst, um die Sache zu überprüfen, sobald ich dich hier freibekomme.« »Wenn Raven für so was schlau genug ist, wie steht es dann damit, daß die Unterworfenen schurkisch genug sind, um uns in die Pfanne hauen zu wollen?« »Darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist.« Er wandte sich Einauge zu. »Ich will, daß ihr beide, du und Goblin, euch die Kapriolen spart. Verstanden? Wenn hier zu viele Dumm- heiten gemacht werden, dann werden die Unterworfenen neugierig. Croaker. Bleib du an die- sem Asa dran. Er soll dir die Stelle zeigen, wo Raven gestorben ist. Ich mache mich wieder auf den Weg zur Truppe zurück. Elmo. Reite noch ein Stück mit mir.« Ah ja. Eine kleine Privatangelegenheit. Ich wollte darauf wetten, daß es um meine Ver- dachtsmomente gegen die
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