Nacht unter Tag
offensichtlich ängstliche Bereitwilligkeit ausgelöst. Das mochte er, wenn er über so eine Quelle verfügte.
Er überprüfte noch einmal die Namen auf der Liste. Diana Macrae. Demelza Gardner. Toby Inglis. Jack Docherty. 1977/78 war der Zeitraum, den er suchte. Nach ein paar falschen Mausklicks hatte er es endlich zur Mitgliederliste geschafft. Allerdings war nur einer der Namen dabei. Diana Macrae hieß inzwischen Diana Waddell, aber es war nicht schwer, dahinterzukommen. Er klickte Dianas Profil an.
Nach dem Grundstudium am College of Art schloss ich an der Glasgow School of Art mit dem Spezialgebiet Bildhauerei ab. Nach dem Examen begann ich, im Bereich Kunsttherapie mit psychisch Kranken zu arbeiten. Ich lernte Desmond kennen, während wir beide in Dundee arbeiteten. Wir heirateten 1990 und haben zwei Kinder. Wir wohnen in Glenisla, das wir alle sehr lieben. Ich habe wieder begonnen, Holz zu gestalten, und habe einen Vertrag mit einem Gartencenter hier und auch mit einer Galerie in Dundee.
Eine Galerie in Dundee, dachte der Minzdrops höhnisch. Kunst? In Dundee? Ungefähr so wahrscheinlich wie Frieden im Nahen Osten. Er überflog weiteres Geschwätz über ihren Mann und die Kinder und klickte sich dann zu ihren Nachrichten und E-Mails von ehemaligen Kommilitonen durch. Warum machten diese Leute sich so viel Mühe? Alle hatten ein so langweiliges Leben wie ein Heimspiel in East Fife. Nachdem er zwei Dutzend harmlose Mails durchgelesen hatte, fand er eine Nachricht von jemandem namens Shannon.
Hörst du manchmal von Jack Docherty?,
fragte sie.
Der liebe Jack! Wir schreiben uns zu Weihnachten Karten.
Ihre Selbstgefälligkeit war selbst in einer E-Mail ohne irgendwelche Zwischentöne zu spüren.
Er lebt jetzt in Westaustralien und hat eine Galerie in Perth. Er macht viel mit einheimischen Künstlern zusammen. Wir haben ein paar Arbeiten von ihm hier, sie sind bemerkenswert. Er ist sehr glücklich und lebt mit seinem Freund zusammen, einem Ureinwohner. Er ist deutlich jünger als Jack und sieht sehr gut aus, aber es hört sich an, als sei er ein netter Kerl. Sobald unsere beiden an der Uni sind, wollen wir hinfahren und ihn besuchen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe, dachte der Minzdrops und machte sich Notizen. Er las Dianas Geschwafel zu Ende und fand dann, dass er eine Pause brauchte, während der er sein weiteres Vorgehen plante.
Eine Tasse Kaffee später kehrte er zu seiner Suche zurück. Weder Toby Inglis noch Demelza Gardner waren irgendwo in dem Bereich zu finden, der die Kunsthochschule betraf. Aber da sein Gespräch mit der Kontaktperson so gut gelaufen war, durfte er die ganze Plattform durchsuchen. Er gab den Namen der Frau ein, und zu seinem großen Erstaunen ergab das einen Treffer. Er klickte ihn an und entdeckte, dass Gardner als
meine absolute Lieblingslehrerin
beschrieben wurde. Die Nachricht stand auf der Seite einer Highschool in Norwich.
Wenigstens war er schlau genug, die Schule zu googeln. Und da war Demelza Gardner! Fachbereichsleiterin für Kunstunterricht. Mein Gott, dieses Computerzeug war ja kinderleicht, wenn man es erst mal kapiert hatte. Er gab Toby Inglis’ Namen in die Suchmaschine ein, und wieder gab es einen Treffer. Der Minzdrops folgte dem Link zu einem Forum, wo ehemalige Schüler einer Privatschule in Crieff sich nach Herzenslust über ihr Scheiß-Glamourleben auslassen konnten. Er brauchte eine Weile, um die Fäden der ausgetauschten Nachrichten zu entwirren, aber schließlich fand er, was er suchte.
Der Minzdrops war sehr zufrieden mit sich, riss das oberste Blatt seines Notizblocks ab und machte sich auf die Suche nach DI Pirie.
Karen vermutete, dass es ungefähr so gelaufen sein musste: Sie hatte Bel Richmond angerufen und sie gebeten, so bald wie möglich zu einer Befragung in die Abteilung für ungelöste Fälle zu kommen. Am besten innerhalb einer Stunde. Bel hatte das abgelehnt. Karen hatte nebenbei Behinderung der Polizeiarbeit erwähnt.
Dann war Bel zu Brodie Grant gegangen und hatte sich beschwert, sie wolle nicht auf Karen Piries Kommando in Glenrothes antanzen. Daraufhin hatte Grant die Makrone angerufen und erklärt, dass Bel sich nicht von Karen Pirie befragen lassen wolle, und DI Pirie solle gefälligst aufhören, ihr zu drohen. Dann hatte die Makrone sie rufen lassen und ihr die Hölle heißgemacht, weil sie Brodie Grant aufgebracht hätte, und ihr gesagt, sie solle Bel Richmond in Ruhe lassen.
Danach hatte Karen noch einmal Bel Richmond angerufen.
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