Nacht unter Tag
einstürzte, so dass niemand Andy finden würde.
Ich wusste, wie ich an Sprengstoff herankommen konnte; eine Freundin meiner Frau war mit einem Steiger verheiratet gewesen, und ich erinnerte mich, dass er damit geprahlt hatte, er hätte ein paar Sprengladungen Dynamit in seiner Gartenlaube.
Aber zurück zu jener Nacht. Ich bin noch nicht fertig. Ich fuhr mit dem Motorrad zurück durch East Wemyss und an der Abraumhalde entlang, klemmte das Gaspedal fest und ließ es hineinstürzen. Die Schlacke begrub es unter sich, während ich dabeistand.
Völlig benommen ging ich zurück und traf, welche Ironie, auf die Streikbrecher, die gerade losfuhren. Ich habe keine Ahnung, was ich zu ihnen sagte, so verwirrt war ich.
Als ich zu Catriona zurückkam, war sie in einem schreck-lichen Zustand. Ich glaube, wir taten beide die ganze Nacht kein Auge zu. Aber als der Morgen kam, wussten wir, dass wir unsere Idee verwirklichen mussten. Einerseits wollten wir ein neues Leben anfangen, andererseits mussten wir uns von Andy entfernen. Also begannen wir, unsere Pläne umzusetzen.
Ironischerweise löste die Tatsache, dass Andy tot war, ein Problem, das wir bei der vorgetäuschten Entführung hatten: Wo konnten wir dich und Catriona verstecken, ohne dass jemand davon wusste? Mir kam die Idee, eine Nachricht in Andys Handschrift zu fälschen, falls jemand von seiner Familie vorbeikäme, um zu sehen, warum er sich nicht meldete. Es war nicht der eindeutige Abschiedsbrief eines Selbstmörders. Ich wollte nicht, dass sie sich aufregten, deshalb formulierte ich es etwas unklar. Ich weiß, das hört sich merkwürdig an, aber ich erzähle es, so wie es war, und versuche mich nicht als guten Menschen darzustellen. Wie gesagt, ich habe Dinge getan, deren ich mich schäme, aber ich tat alles aus Liebe.
Wir ließen eine gewisse Zeit verstreichen, bevor wir die Entführung vorbereiteten, weil wir nicht wollten, dass jemand eine Verbindung zwischen meinem Verschwinden und der Entführung herstellte. Außerdem wollten wir sichergehen, dass Andys Familie sein Verschwinden akzeptiert hatte und dass nicht irgendwann doch jemand vorbeikäme. Ich schäme mich, zugeben zu müssen, dass ich zwei Postkarten in seiner Handschrift fälschte, in den Norden hochfuhr und sie nach Neujahr abschickte, damit seine Verwandten von seiner Hütte wegblieben. Wir mussten dafür sorgen, dass wir dort sicher waren.
Am festgesetzten Tag gingen wir drei mit deinen Spielsachen und Kleidern zu Andys Haus und wohnten dort, bis zu der Nacht der Lösegeldübergabe. Toby war nicht oft da, er kümmerte sich um die Boote. Wir hatten beschlossen, für die Übergabe einen Ort zu wählen, von dem aus wir in einem Boot fliehen konnten. Wir hatten Grant mitgeteilt, er solle der Polizei nichts sagen, waren aber nicht sicher, ob er sich daran halten würde. Aber wenn wir auf dem Wasser entkämen, so glaubten wir, würde die Polizei unvorbereitet sein.
Damals wohnte Toby auf dem Boot seines Vaters, einem Kabinenkreuzer mit vier Kojen. Er kannte sich mit Wasserfahrzeugen aus und hatte festgelegt, dass wir in einem Schlauchboot mit Außenbordmotor flüchten sollten. Er kannte jemanden, der in einem Bootshaus oben in Johnstown eines hatte, und schätzte, vor Mai würde nicht einmal bemerkt werden, dass es weg war. Es klang also nach einer guten Idee.
Jedenfalls, die Nacht der Übergabe kam, und wir machten uns auf. Wir hatten beschlossen, dass Catriona das Geld nehmen sollte, und dann wollten wir dich ihrer Mutter übergeben. Wir würden mit Catriona fliehen. Am nächsten Tag, wenn die Kidnapper sicher sein konnten, dass das Lösegeld echt war, und nachdem sie Catriona angeblich hatten laufenlassen, würde sie auf irgendeiner Straße auftauchen. Inzwischen wollte ich Toby sein Drittel geben, er würde seines Weges ziehen, und ich würde mich aufmachen, um oben in den Highlands einen Ort für uns zu suchen, wo wir wohnen und arbeiten konnten.
Nichts lief so, wie es sollte. Am Ort der Übergabe wimmelte es von bewaffneten Polizisten, allerdings war uns das nicht bewusst. Außerdem erfuhr ich erst, als wir mit dem Boot bei unserem Treffpunkt anlegten, dass Toby eine Pistole dabeihatte. Und auch Grant hatte eine Schusswaffe. Damit war eine Katastrophe vorprogrammiert. Und sie traf ein.
Selbst nach all diesen Jahren schnürt mir der Gedanke daran noch die Kehle zu. Alles lief nach Plan, aber aus irgendeinem Grund machte Catrionas Mutter bei der Übergabe des Lösegelds ein großes Theater.
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