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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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einem Fleck auf seinem T-Shirt. Gabriel stand keuchend über ihm, schluchzte und unternahm keine Anstrengung, das Blut zu stillen.
Toby hatte eine Pistole dabei
.
    Matthias griff sich an sein versagendes Herz, dem langsam das Blut ausging, das es durch den Körper pumpen sollte. Seine Brust hob und senkte sich und wurde langsam ruhiger, bis sie sich nicht mehr bewegte. Gabriel hatte keine Ahnung, wie lange Matthias zum Sterben brauchte, er bemerkte nur, dass seine Beine am Ende so müde waren, dass sie ihn kaum noch aufrecht halten konnten. Er fiel zu Boden, wo er stand, am Rand der langsam gerinnenden Blutlache, die sich um Matthias’ Leiche ausgebreitet hatte.
    Die Zeit verrann. Schließlich waren es Schritte und eine lebhafte Unterhaltung auf der Loggia, die ihn aufweckten. Max und Luka kamen hereingeschlendert, vom Erfolg der Aufführung an diesem Abend beschwingt. Als sie die blutige Szene vor sich sahen, blieben sie unvermittelt stehen. Max stieß einen Fluch aus, Luka bekreuzigte sich. Dann kam Rado mit Ursula herein. Sie erblickte Matthias, öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, fiel auf die Knie und kroch auf ihn zu.
    »Er hat meine Mutter umgebracht«, sagte Gabriel mit matter, kalter Stimme.
    Ursula drehte ihm den Kopf zu, und ihre Lippen entblößten die Zähne zu einem wütenden Fauchen. »Du hast ihn getötet?«
    »Es tut mir leid«, flüsterte er. »Er hat meine Mutter umgebracht.«
    Ursula wimmerte: »Nein. Nein, es ist nicht wahr. Er hätte keiner Fliege was zuleide getan.« Sie berührte vorsichtig mit den Fingerspitzen Matthias’ tote Hand.
    »Er hatte eine Pistole. Das steht im Brief. Daniel hat mir einen Brief hinterlassen.«
    »Was machen wir jetzt, verdammt noch mal?«, schrie Max und unterbrach damit die makaber-vertrauliche Unterhaltung. »Wir können doch nicht die Bullen rufen.«
    »Er hat recht«, pflichtete Rado bei. »Sie werden es einem von uns in die Schuhe schieben. Einem der Illegalen, nicht dem Sohn des Malers.«
    Ursula presste die Hände mit gespreizten Fingern an die Wangen, als wolle sie sich das Gesicht zerkratzen. Ihr ganzer Körper hob und senkte sich wie in einem Anfall von Würgereiz. Dann gelang es ihr schließlich irgendwie, ihre Kräfte zu sammeln. Ihr Gesicht war mit Matthias’ Blut beschmiert wie eine schreckliche Parodie auf Tarnbemalung, und sie stürzte sich mit einem grauenvollen Schrei auf Gabriel.
    Max und Luka warfen sich spontan zwischen sie und Gabriel, zogen sie zurück und verhinderten, dass sie ihm die Augen auskratzte. Keuchend spuckte sie auf den Boden. »Wir haben dich wie einen Sohn geliebt«, schrie sie. Dann zischte sie etwas auf Deutsch, das wie ein Fluch klang.
    »Er hat meine Mutter umgebracht«, beharrte Gabriel. »Wusstest du das?«
    »Ich wünschte, er hätte dich getötet«, rief sie.
    »Bringt sie raus«, brüllte Rado.
    Max und Luka zogen sie hoch und trugen sie halb zur Tür. »Bete, dass ich dich nie wieder sehe«, schrie Ursula, während sie hinausgebracht wurde.
    Rado kauerte neben Gabriel. »Was ist passiert, Mann?«
    »Mein Vater hat mir einen Brief hinterlassen.« Er schüttelte den Kopf, vom Schock und vom Alkohol benommen. »Jetzt ist alles aus, oder? Er hat meine Mutter umgebracht, aber ich werde ins Gefängnis kommen.«
    »Scheiße, nein, Mann«, widersprach Rado. »Ursula geht auf keinen Fall zu den Bullen. Es würde gegen alles verstoßen, an das sie glaubt.« Er legte den Arm um Gabriel. »Außerdem können wir nicht zulassen, dass sie uns in den Mist mit reinzieht. Nie im Leben geh ich dahin zurück, wo ich hergekommen bin. Matthias ist tot, wir können nichts mehr tun, um ihm zu helfen. Aber wir brauchen nicht alles noch schlimmer zu machen.«
    »Sie wird mich nicht ungestraft davonkommen lassen«, sagte Gabriel und beugte sich zu Rado vor. »Du hast sie doch gehört. Sie wird mir etwas antun wollen.«
    »Wir werden ihr helfen«, versprach Rado. »Wir haben dich gern, Mann. Und sie wird sich irgendwann daran erinnern, dass sie das auch tut.«
    Gabriel legte das Gesicht in die hohlen Hände und ließ den Tränen freien Lauf. »Was soll ich nur tun?«, klagte er.
    Als sein Schluchzen nachgelassen hatte, zog ihn Rado auf die Beine hoch. »Ich will nicht wie ein kaltherziger Dreckskerl klingen, aber das Erste, was du machen musst, ist, mir helfen, Matthias’ Leiche loszuwerden.«
    »Was?«
    Rado breitete die Hände aus. »Keine Leiche, kein Mord. Selbst wenn wir Ursula nicht von den Bullen fernhalten können, werden sie

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