Nacht unter Tag
dass er Bel engagiert hatte. Seine Fragen waren hartnäckiger gewesen, als Adam erwartet hatte. Aber jetzt begriff er, dass eine Entscheidung gefallen war, eine Entscheidung für die Komplizenschaft. Zum ersten Mal, seit Bel zu ihm gekommen war, begann die unerträgliche Spannung sich zu lösen.
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Freitag, 13. Juli 2007,
Glenrothes
D ie neueste Vorladung ins Büro der Makrone kam nicht ganz unerwartet. Karen hatte sich geweigert, sein Nein als Antwort zu akzeptieren, seit sie eine knappe E-Mail von Susan Charleson über die Rückkehr des verlorenen Enkels bekommen hatte. Sie wollte unbedingt mit Brodie Grant und seinem mörderischen Enkel sprechen, aber natürlich wurde es ihr untersagt, bevor sie Lees auch nur ihre Sicht der Dinge schildern konnte. Sie hatte gewusst, es würde Konsequenzen nach sich ziehen, dass sie Grant mit seinen Handlungen am Strand damals konfrontiert hatte. Und es war nicht überraschend, dass Grant seinen ersten Gegenschlag führte, indem er ihr vorwarf, sie suche verzweifelt nach jemandem, dem sie den Fall anhängen konnte, nachdem alle Kriminellen bereits tot waren. Karen hatte sich von der Makrone einen Vortrag über die Wichtigkeit guter Beziehungen zur Öffentlichkeit anhören müssen. Er erinnerte sie, dass sie drei ungelöste Fälle aufgeklärt hätte, ohne dass man jemanden vor Gericht stellen müsse. Sie hatte für die Abteilung für ungelöste Fälle Anerkennung errungen, und es wäre äußerst ungünstig, wenn sie Sir Broderick Maclennan Grant so bedrängte, dass er die Abteilung nun diskreditieren würde.
Als sie das Thema von Adam Maclennan Grants möglicher Verwicklung in zwei Morde in Italien anschnitt, war die Makrone grün im Gesicht angelaufen und hatte sie angewiesen, die Finger von einem Fall zu lassen, der sie nichts anginge.
Di Stefano war über Telefon und E-Mail während der vergangenen Woche in Kontakt mit Karen geblieben. Er berichtete, es sei ausreichend DNA an Bels Leiche gefunden worden. Einer der Teenager aus Boscolata hätte Gabriel alias Adam als den Mann identifiziert, den er mit Matthias am mutmaßlichen Tag des vermuteten Mordes in der Villa Totti gesehen hatte. Sie hätten das Haus in der Nähe von Greve gefunden, wo ein Mann gewohnt hatte, der der Beschreibung Adams entsprach. Sie hätten dort DNA aufgespürt, die mit den Rückständen an Bels Leiche übereinstimmte. Sie brauchten nur eine DNA -Probe von dem ehemaligen Gabriel Porteous, um den Fall vor einen Untersuchungsrichter zu bringen. Könnte Karen ihnen wohl den Gefallen tun?
Höchstens am Sankt-Nimmerleins-Tag.
Jetzt hatte die Makrone sie endlich zu sich gerufen. Ihre Gedanken ordnend, betrat sie ohne anzuklopfen sein Büro. Diesmal war sie diejenige, die einen Schock erlitt. Neben dem Schreibtisch, seitlich von der Makrone, aber dem Besucherstuhl zugewandt, saß Brodie Grant. Er lächelte über ihr Unbehagen. Freitag, der dreizehnte, natürlich.
Ohne auf eine Aufforderung zu warten, setzte sich Karen. »Sie wollten mich sprechen, Sir«, sagte sie und ignorierte Grant.
»Karen, Sir Broderick war so nett, uns die notariell beglaubigte Erklärung seines Enkels zu den Ereignissen in Italien zu bringen. Er dachte, und ich stimme ihm zu, dass dies die beste Vorgehensweise wäre.« Er wedelte mit zwei Blättern Papier vor ihr herum.
Karen starrte ihn ungläubig an. »Sir, ein einfacher DNA -Test ist die Art und Weise, wie wir vorgehen sollten.«
Grant beugte sich vor. »Ich glaube, nach dem Lesen der Erklärung werden Sie feststellen, dass ein DNA -Test eine eindeutige Verschwendung von Zeit und Mitteln wäre. Es hat keinen Sinn, jemanden zu testen, der offenkundig ein Zeuge ist, kein Verdächtiger. Nach wem auch immer die italienische Polizei suchen mag, es ist nicht mein Enkel.«
»Aber …«
»Und noch etwas, Inspector. Mein Enkel und ich werden nicht mit den Medien darüber sprechen, wo er die letzten zweiundzwanzig Jahre gewesen ist. Natürlich werden wir die Tatsache bekanntgeben, dass wir nach so langer Zeit diese außergewöhnliche Zusammenkunft erlebt haben. Aber keine Einzelheiten. Ich erwarte, dass Sie und Ihr Team das respektieren. Wenn Informationen an die Öffentlichkeit dringen, können Sie sicher sein, dass ich die verantwortliche Person verfolgen und dafür sorgen werde, dass sie haftbar gemacht wird.«
»Es wird aus diesem Büro nichts nach außen dringen, das kann ich Ihnen zusichern«, beteuerte die Makrone. »Nicht wahr, Karen?«
»Nichts, Sir«, räumte sie ein.
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