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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Filetiermesser mit sehr scharfer Klinge und schob sie vorsichtig unter die Lasche eines Puddingpulverpäckchens aus Pappe. Mit fünf weiteren Päckchen verfuhr sie genauso. Anschließend öffnete sie vorsichtig die Papiertütchen in jedem Päckchen und vermischte den Inhalt mit einem Esslöffel des Pulvers aus dem Glas.
    Die grauen Strähnen in ihrem kastanienbraunen Haar glänzten im Licht. Sie faltete die Papiertütchen peinlich genau wieder zusammen und klebte die äußeren Pappschachteln mit einem Tropfen Klebstoff zu. Dann legte sie alle in eine Einkaufstasche und trug sie auf die Veranda hinter dem Haus.
    Das Glas stellte sie wieder in den Schrank und ging ins Wohnzimmer, wo der Fernseher laut plärrte. Ihr Gesichtsausdruck war seltsam triumphierend.
     
    Es war schon nach drei Uhr, als Maggie Staniforth die Haustür hinter sich schloss. Sie hängte ihren Schaffellmantel an die Garderobe und bemerkte im Flurspiegel die Falten um ihre Augen, die von der Überarbeitung kamen. Sarah stand plötzlich in der Küchentür. »Ich weiß, du bist wahrscheinlich zu müde, um Hunger zu haben, aber ich habe Suppe gemacht, wenn du was möchtest«, sagte sie.
    »Du hättest nicht aufbleiben sollen. Es ist schon spät.«
    »Ich hab ja nichts anderes zu tun. Und außerdem hab ich jede Menge Zeit, um den Schlaf nachzuholen.«
    Ach du lieber Gott, bitte nicht jetzt, dachte Maggie. Als ob die Arbeit nicht schon stressig genug war, ohne dass Sarah beim Heimkommen Zoff machte.
    Aber sie hatte sich geirrt. Sarah lächelte und sagte:
    »Also, möchtest du was essen?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob Higham’s Continental Tomato Pickles drin sind.«
    Sarah sah verwirrt aus. Maggie fuhr fort: »Drei Leute scheinen an Arsen gestorben zu sein, das in Higham’s Continental Tomato Pickles enthalten war und in einem Fastfare Supermarkt gekauft wurde.«
    »Du machst wohl Witze!«
    »Ich wollte, es wäre so.« Maggie ging in die Küche. Sie goss sich ein Glas Orangensaft ein, und Sarah stellte ihr einen dampfenden Teller Linsensuppe mit ein paar Butterbroten hin. Maggie setzte sich, griff zu und erstattete ihrer Freundin beim Essen einen Bericht, der hin und wieder durch Kauen unterbrochen wurde.
    »Opfer Nummer eins: May Scott, siebenundfünfzig, Witwe, wohnte in der Warburton Road. Nummer zwei und drei: Gary Andrews, fünfzehn, und sein Bruder Kevin, dreizehn, aus der Priory-Farm-Siedlung. Der Zustand ihres Vaters ist ernst, ebenso der von zwei weiteren Personen, Thomas und Louise Foster aus Bryony Grange. Zwischen ihnen gibt es keinen Zusammenhang, außer eben, dass sie alle eingelegte Tomaten aus Gläsern aßen, die sie am selben Tag bei Fastfare gekauft hatten.
    Es könnte jemand sein, der auf Erpressung aus ist, weißt du. So nach dem Motto, gib mir eine Million Pfund, sonst tu ich’s wieder. Es könnte auch jemand sein, der ’ne Wut auf Fastfare hat. Oder auf Higham’s. Du kannst Gift drauf nehmen, dass sie uns bei diesem Fall zur Sau machen. Wir sind jetzt schon unter Beschuss.«
    Maggie aß zu Ende. Sie ließ den Kopf in die Hände sinken. »Was für ein Scheißjob.«
    »Besser als gar kein Job.«
    »Meinst du?«
    »Das solltest du mich lieber nicht fragen.«
    »Komm mit ins Bett, Sarah. Damit ich für ein paar Stunden dieses Schlachtfeld vergessen kann, hm?«
     
    Musik im Hintergrund lullte die Kunden in Pinkerton’s Hypermarket ein und versetzte sie unterschwellig in Kauflaune. Die Frau, die ihren Wagen vor sich her schob, war unempfänglich für die einschmeichelnden Töne und Einflüsterungen. Als sie das Regal mit den Fertigmischungen für Nachspeisen erreichte, blieb sie stehen und sah sich um, ob die Luft rein war.
    Rasch legte sie drei Päckchen Pudding zu den anderen Packungen im Regal und entfernte sich. Einige Minuten später kam sie zurück und sah sich mehrere Backmischungen für Kuchen an, während sie wartete, bis der Gang leer war. Dann vollendete sie ihre Mission und erledigte seelenruhig ihre Einkäufe.
    An der Kasse plauderte sie munter mit dem gelangweilten Teenager, der mechanisch ihre Einkäufe eintippte. Leise das Lied aus den Lautsprechern mitsummend, verließ sie das Geschäft.
    Drei Tage später platzte Maggie Staniforth mitten am Nachmittag ins Wohnzimmer, wo Sarah gerade eine Bewerbung tippte.
    »Alarmstufe fünf, Schatz«, verkündete sie. »Ich bin nur kurz nach Hause gekommen, um ein Bad zu nehmen und mich umzuziehen. Könnte ich vielleicht ein Sandwich haben?«
    »Ich hab mich schon

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