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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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abstrakte Kunst eine konkrete Bedeutung hat. Ob wir Buchen, Birken oder Kiefern im Check-Bar-Waldstück anpflanzen sollten.« Er richtete sich langsam auf. »Warum sie nicht die Firma übernehmen wollte. Das war der größte Streitpunkt. Ich hatte ja damals keinen Sohn. Und ich habe mit Frauen im Geschäftsleben nie ein Problem gehabt. Ich sah keinen Grund, warum sie nicht MGE übernehmen sollte, sobald sie gelernt hätte, wie alles funktionierte. Sie sagte, sie würde sich lieber die Augen ausstechen.«
    »Sie hatte etwas gegen MGE ?«, hakte Bel nach.
    »Nein, es hatte nichts mit der Firma oder der Firmenpolitik zu tun. Sie wollte Künstlerin werden und mit Glas arbeiten. Skulpturen formen, Glas blasen, Glas gießen – alles, was man mit Glas machen kann, sie wollte die Beste sein. Und das ließ für das Bauen von Straßen und Häusern keinen Raum.«
    »Das muss eine Enttäuschung gewesen sein.«
    »Es brach mir das Herz.« Grant räusperte sich. »Ich tat alles, was ich konnte, um es ihr auszureden. Aber sie wollte sich nicht davon abbringen lassen. Sie bewarb sich hinter meinem Rücken um eine Stelle bei Goldsmiths in London. Und sie bekam sie.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war ganz und gar dafür, ihr den Hahn abzudrehen ohne einen Penny, aber Mary, meine Frau, Cats Mutter, brachte mich dazu, dass ich zustimmte, sie zu unterstützen. Sie erklärte, dass ich als jemand, der die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hasste, den Boulevardblättern einen saftigen Knochen zuwerfen würde. Also ließ ich mich überreden.« Ein ironisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Fast hatte ich mich auch damit ausgesöhnt. Und dann fand ich heraus, was wirklich los war.«

[home]
Mittwoch, 13. Dezember 1978,
Rotheswell Castle
    M it einer schwungvollen Drehung, die den Kies nach allen Seiten auseinanderspritzen ließ, brachte Brodie Grant den Landrover nur ein paar Meter vor der Küchentür von Rotheswell Castle zum Stehen. Er stapfte ins Haus, ein schokoladenbrauner Labrador folgte ihm auf dem Fuß. Dann schritt er durch die Küche, hinterließ einen Wirbel eiskalter Luft und schnauzte den Hund an, dort zu warten. Mit der Geschwindigkeit und Entschlossenheit eines Mannes, der genau weiß, wohin er will, eilte er durchs Haus.
    Schließlich stürmte er in das hübsch gestaltete Zimmer, in dem seine Frau ihrer Begeisterung für Quilts frönte. »Hast du davon gewusst?«, rief er. Mary sah erschrocken auf. Sie hörte seinen schweren Atem durch das ganze Zimmer.
    »Wovon, Brodie?«, erwiderte sie. Sie war lange genug mit dieser Naturgewalt verheiratet, dass sie sich vom dramatischen Betreten eines Raums nicht aus der Ruhe bringen ließ.
    »Du hast mir das eingeredet.« Er warf sich in einen niedrigen Sessel und mühte sich, seine Beine auszustrecken. »›Sie will das machen, Brodie. Sie wird es dir nie verzeihen, wenn du dich ihr in den Weg stellst. Du hast auch deine Träume verwirklicht, Brodie. Lass ihr doch ihre Träume.‹ Das hast du gesagt. Und ich hab’s getan. Wider bessere Einsicht stimmte ich zu, dass ich sie unterstützen würde. Versprach, ihr verdammtes Studium zu finanzieren und ihr nicht in den Ohren zu liegen, was für eine verfluchte Zeitverschwendung das sei. Ich würde aufhören, sie zu warnen, dass nur wenige Künstler jemals ihren Lebensunterhalt mit ihrem verflixten unendlichen Durchhalten verdienen konnten. Nicht vor ihrem Tod jedenfalls.« Er schlug mit der Faust auf die Sessellehne.
    Mary nähte lächelnd weiter. »Das hast du getan, Brodie. Und ich bin deswegen sehr stolz auf dich.«
    »Aber jetzt schau mal, was es uns gebracht hat. Sieh doch, was wirklich vor sich geht.«
    »Brodie, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Könntest du es mir vielleicht erklären? Und mit der gebotenen Rücksicht auf deinen Blutdruck?« Sie hatte immer die Gabe gehabt, ihn sanft von extremen Ansichten abzubringen. Aber heute funktionierte es nicht besonders gut. Brodie war in Rage, und es würde mehr als schmeichelnder Beruhigung bedürfen, damit er wieder zu seiner normalen Gemütsverfassung zurückfand.
    »Ich bin mit Sinclair unterwegs gewesen und habe die Stände für die Jagd am Freitag überprüft.«
    »Und wie sahen die Stände aus?«
    »Vollkommen in Ordnung. Sie sind immer in Ordnung. Er ist ein ausgezeichneter Gutsverwalter. Aber darum geht es nicht, Mary.« Seine Stimme wurde wieder lauter, was gar nicht zu dem behaglichen Raum mit den Regalen voller Stoffe passte.
    »Nein, Brodie. Das ist mir

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