Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
klar. Worum geht es denn genau?«
    »Um den verdammten Fergus Sinclair, darum geht’s. Ich habe es Sinclair gesagt. Schon im Sommer, als sein verflixter Sohn sich an Cat herangemacht hat. Ich sagte ihm, lass den Jungen nicht in die Nähe meiner Tochter, und dachte, er würde auf mich hören. Aber jetzt das.« Er hob die Hände, als würfe er ein Bündel Heu in die Luft.
    Mary legte endlich ihre Arbeit beiseite. »Was ist los, Brodie? Was ist passiert?«
    »Es geht darum, was noch geschehen
wird
. Du weißt doch, wie erleichtert wir aufgeatmet haben, als er sich für sein verflixtes Managementstudium in Edinburgh immatrikulierte? Na ja, jetzt kommt heraus, dass er noch ein anderes Eisen im Feuer hatte. Jetzt hat er doch tatsächlich einen Studienplatz an der Universität London angenommen und wird in der gleichen Stadt wie unsere Tochter leben. Er wird über sie herfallen. Dieser Scheißbauernlümmel, der nur aufs Geld aus ist.« Er schaute düster drein und schlug noch einmal mit der Faust auf die Sessellehne. »Ich werde es ihm schon zeigen. Wart’s nur ab.«
    Zu seinem Erstaunen lachte Mary, schwankte an ihrem Tisch mit den vielen Stoffstücken vor und zurück und hatte vor Lachen Tränen in den Augenwinkeln. »Ach, Brodie«, seufzte sie, »ich kann dir gar nicht sagen, wie lustig ich das finde.«
    »Lustig?«, brüllte er. »Der verdammte Bengel wird Cat ruinieren, und du findest das lustig?«
    Mary sprang auf und ging auf ihren Mann zu. Sie beachtete seinen Widerspruch nicht, setzte sich auf seinen Schoß und fuhr ihm durch das dichte Haar. »Es ist schon in Ordnung, Brodie. Alles wird gut.«
    »Ich verstehe nicht, wieso.« Er wich ihrer Hand aus.
    »Cat und ich haben uns schon letzte Woche überlegt, wie wir es dir erklären sollen.«
    »Sag mir doch, was los ist, Frau!«
    »Sie geht nicht nach London, Brodie.«
    Er richtete sich auf, und Mary fiel dabei fast zu Boden. »Wie meinst du das, sie geht nicht nach London? Gibt sie etwa diesen Blödsinn auf? Will sie mit mir zusammenarbeiten?«
    Mary seufzte. »Sei nicht albern. Du weißt doch ganz genau, dass sie tut, was sie tun muss. Nein, man hat ihr ein Stipendium angeboten. Es ist eine Kombination von Studium und Arbeit in einer kunstgewerblichen Glasfabrik. Brodie, es ist die absolut beste Ausbildung der Welt. Und sie wollen unsere Catriona haben.«
    Eine Weile schwankte er noch zwischen Stolz und Angst. »Wo ist das?«, erkundigte er sich schließlich.
    »Gar nicht so weit von hier, Brodie.« Mary strich ihm mit dem Handrücken über die Wange. »Nur in Schweden.«
    »Schweden? Scheiß-Schweden? Herrgott noch mal, Mary. Schweden?«
    »Du klingst ja, als wäre das am Ende der Welt. Man kann doch von Edinburgh aus hinfliegen. Es dauert weniger als zwei Stunden. Ehrlich, Brodie. Hör dir doch bloß an, was du da sagst. Dabei ist es wunderbar. Der allerbeste Start für sie. Und du wirst dir keine Sorgen machen müssen, dass Fergus am gleichen Ort ist. Denn er wird ja bestimmt nicht gerade in einer kleinen Stadt zwischen Stockholm und Uppsala auftauchen, oder?«
    Grant umarmte seine Frau und legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Du findest doch immer den Silberstreif am Horizont.« Sein Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln. »So wird dem verdammten Fergus Sinclair jedenfalls der Hahn abgedreht.«

[home]
Donnerstag, 28. Juni 2007,
Rotheswell Castle
    S ie haben sich also mit Cat auch über ihre Freunde gestritten?«, fragte Bel. »Über alle oder hauptsächlich über Fergus Sinclair?«
    »Sie hatte gar nicht so viele Freunde. Sie konzentrierte sich sehr auf ihre Arbeit. Ein paar Monate ging sie mit einem der Künstler von der Glasfabrik aus. Ich habe ihn zweimal getroffen. Ein Schwede, aber trotzdem ein recht vernünftiger Bursche. Ich sah aber, dass es ihr nicht ernst war, also brauchte ich seinetwegen nicht mit ihr zu streiten. Aber mit Fergus Sinclair war das etwas anderes.« Offensichtlich zornig, ging er an der Längsseite des Tisches auf und ab. »Die Polizei hat ihn als Verdächtigen nie ernst genommen, aber ich habe mich damals gefragt, ob er hinter dem steckte, was mit Cat und Adam passiert ist. Er konnte es jedenfalls nicht akzeptieren, dass sie schließlich die Verbindung löste und ihn nicht als Adams Vater anerkannte. Damals dachte ich, er hätte möglicherweise die Dinge selbst in die Hand genommen. Obwohl es schwer vorstellbar ist, dass er den Verstand für so etwas Kompliziertes gehabt hätte.«
    »Aber Cat hielt ihre Beziehung zu Fergus

Weitere Kostenlose Bücher