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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Es muss ausführlicher sein. Sie sind nach Österreich gefahren, um ihn zu befragen.«
    »Österreich?«
    »Er arbeitete da unten. Er ist ausgebildeter Gutsverwalter, war seitdem in Frankreich und der Schweiz angestellt, ging aber vor ungefähr vier Jahren nach Österreich zurück. Susan kann Ihnen alle Details geben.«
    »Sie haben ihn im Auge behalten?« Das war nicht überraschend, dachte Karen.
    »Nein, Inspector. Ich sagte Ihnen ja, ich glaubte nie, dass Sinclair den Grips hat, so eine Sache durchzuziehen. Warum sollte ich ihn dann im Auge behalten? Der einzige Grund, weshalb ich weiß, wo Sinclair lebt, ist sein Vater, der immer noch mein Oberverwalter ist.« Grant schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass das alles nicht in der Akte steht.«
    Karen fand das auch, wollte es aber nicht zugeben. »Und soweit Sie wissen, gab es sonst niemanden, den Catriona verärgert hatte?«
    Grants Gesicht wirkte so winterkalt wie sein graues Haar. »Nur mich, Inspector. Hören Sie, es ergibt sich doch aus dem Fundort des neuen Beweises ganz deutlich, dass dies alles nichts mit Cat persönlich zu tun hatte. Es geht offenbar um etwas Politisches. Und das heißt also darum, wofür ich stehe, nicht darum, wem Cat das Herz gebrochen hat.«
    »Wo ist das Poster aufgetaucht?«, erkundigte sich Phil.
    Karen war für die Unterbrechung dankbar. Er verstand es gut, einzugreifen und Gespräche in eine ergiebigere Richtung zu lenken, wenn sie in Gefahr war, sich festzufahren.
    »In einem halbverfallenen Bauernhaus in der Toskana. Anscheinend hatten Hausbesetzer dort gelebt.« Er wies mit ausgestrecktem Arm auf die Journalistin. »Das ist der andere Grund, weshalb Miss Richmond hier ist. Sie hat es gefunden. Zweifellos werden Sie mit ihr sprechen wollen.« Er zeigte auf das Poster. »Und Sie werden auch das mitnehmen wollen. Ich nehme an, dass es Untersuchungen gibt, die Sie machen müssen. Und, Inspector …?«
    Karen kam angesichts seiner Selbstherrlichkeit gerade erst wieder zu Atem. »Ja?«
    »Ich will morgen früh nichts darüber in der Zeitung lesen.« Er starrte sie an, als wolle er sie zu einer Antwort herausfordern.
    Karen hielt sich für einen Moment zurück und versuchte, eine Entgegnung zu finden, die alles enthielt, was sie sagen wollte, aber nichts, was missdeutet werden könnte. Grants Gesichtsausdruck veränderte sich daraufhin. »Was immer wir an die Medien herausgeben und zu welchem Zeitpunkt, wird aufgrund operativer Überlegungen entschieden«, erwiderte sie schließlich. »Die Entscheidung wird von mir und, wo erforderlich, von meinen Vorgesetzten gefällt. Ich verstehe vollkommen, wie schmerzlich dies alles für Sie ist. Aber es tut mir leid, Sir, wir müssen unsere Entscheidungen danach treffen, was uns die wahrscheinlich bestmöglichen Resultate verspricht. Sie mögen dem nicht immer zustimmen, aber ich fürchte, Sie werden kein Veto einlegen können.« Sie erwartete eine Explosion, aber es kam keine. Sie nahm an, er würde diese für die Makrone oder dessen Chefs aufsparen.
    Stattdessen nickte Grant Karen freundlich zu. »Ich setze mein Vertrauen in Sie, Inspector. Ich verlange nur, dass Sie mit Miss Richmond vorher Kontakt aufnehmen, so dass wir gegen den Mob gewappnet sind.« Er fuhr sich mit einer gutgeübten Geste durch sein dichtes silbernes Haar. »Ich habe große Hoffnung, dass die Polizei diesmal die Wahrheit herausfinden wird. Mit Hilfe all der forensischen Fortschritte dürften Sie gegenüber Inspector Lawson einen Vorsprung haben.« Er wandte sich ab, was offenbar heißen sollte, dass sie entlassen waren.
    »Ich werde wohl noch weitere Fragen an Sie haben«, sagte Karen entschlossen, um ihm nicht die Kontrolle über das Treffen zu überlassen. »Wenn Catriona keine Feinde hatte, könnten Ihnen vielleicht stattdessen die Namen einiger ihrer Freunde einfallen, die uns eventuell helfen könnten. Sergeant Parhatka wird Ihnen mitteilen, wann ich wieder mit Ihnen sprechen möchte. Inzwischen … Miss Richmond?«
    Die Frau neigte lächelnd den Kopf. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Inspector.«
    Wenigstens hatte
eine
Person hier eine vage Ahnung davon, wie die Dinge laufen sollten. »Ich möchte Sie gern heute Nachmittag in meinem Büro sprechen. Sagen wir, um vier Uhr?«
    »Was spricht dagegen, Miss Richmond hier zu befragen? Und jetzt gleich?«, wollte Grant wissen.
    »Dies ist meine Ermittlung«, erwiderte Karen. »Ich führe meine Befragungen dort durch, wo es mir passt. Und ich möchte wegen

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