Nacht unter Woelfen
Publikum war begeistert. »Wie hat der das gemacht?«, fragte Peter erstaunt. »Wie kann die eben noch in der Kiste hocken und jetzt plötzlich neben uns stehen?« Auf die Antwort brauchte er nicht lange zu warten. Denn als die vermeintlich leere Kiste herausgeschoben wurde, krabbelte die Frau aus einem doppelten Boden heraus. Dabei half ihr eine zweite Frau, die genauso aussah wie sie. »Zwillinge«, flüsterte Peter beeindruckt. In der Pause baute man den großen Käfig für die Dressurnummer mit den sieben sibirischen Wölfen auf. Hohe Stahlgitter wurden in der Manege zu einem großen Kreis zusammengesteckt. Von diesem Käfig führte ein vergitterter flacher Gang auf den Zirkusplatz hinaus bis zum Wagen der Wölfe. Als die Vorstellung weiterging, verschwand einer der Helfer im Wagen. »Jetzt lassen sie die Wölfe raus und treiben sie durch den Gang in den Käfig«, erklärte Bob und wich ein Stück zurück. Blitzschnell jagten die Tiere direkt an den drei ??? vorbei. »Ich bin froh, dass zwischen uns und den Wölfen der Gang mit den Gittern ist«, gab Peter erleichtert zu. Laut aufheulend umkreisten die Wölfe nun den Dompteur in dem großen Käfig in der Mitte der Zirkusmanege. »Allez hopp!«, rief er energisch und ließ seine Peitsche knallen. Die Raubtiere gehorchten ihm aufs Wort und sprangen gleichzeitig auf ein Podest. Zur Belohnung bekamen sie jeder etwas zu fressen, was sie gierig mit ihren scharfen Zähnen aufschnappten und verschlangen. Justus griff sich an den Hals und blickte ehrfürchtig auf die Wölfe. »Denen möchte ich nicht im Dunklen begegnen. Wir sollten lieber die Chance nutzen, um uns ein wenig hinter den Kulissen umzusehen«, schlug er vor. Unauffällig schlichen sie daraufhin weg und versteckten sich zwischen den vielen Zirkuswagen. Aus einem kamen gerade Peppo und Fips heraus— gelaufen. Sie hatten sich anscheinend darin den Rasierschaum abgewaschen und für ihre nächste Nummer umgezogen. »Wenn du Idiot mir noch mal die Torte ins Ohr schmeißt, hau ich dir eine rein! Ich weiß, du machst das mit Absicht«, beschimpfte Peppo seinen Kollegen. Er hörte sich längst nicht mehr so lustig an wie auf der Bühne.
Gegenüber tauchte ein dürrer älterer Mann mit einem schwarzen Aktenkoffer auf. »Das ist der Mann aus dem Kassenhäuschen«, erkannte Bob ihn wieder. »Da, jetzt verschwindet er in dem großen gelben Wagen.« Nach einer Weile trat der Kassierer zusammen mit dem Direktor wieder heraus und beide gingen direkt auf die drei ??? zu. Justus, Peter und Bob ver steckten sich hinter einigen Strohballen und kauerten flach auf dem Boden. »Wie ist es gelaufen?«, hörten sie den Direktor fragen. »Nicht schlecht, Rondini. So wie immer eben. 98 grüne Tulpen sind heute rausgegangen. Wird Zeit, dass ich bei unseren Wächtern anklopfe und für Nachschub sorge«, antwortete der dürre Mann mit leiser Stimme. Kurz darauf sahen sie, dass sich alle Artisten in der Manege zum großen Finale versammelten. »Los! Wir sollten schnell wieder hineingehen, sonst fällt es auf, dass wir weg waren«, flüsterte Peter aufgeregt. Im Zelt flogen bunte Luftschlangen und die Kapelle holte noch mal alles aus ihren Instrumenten heraus. »Meine Damen und Herren. Wir hoffen, dass Ihnen unsere bescheidenen Darbietungen gefallen haben. Beehren Sie uns wieder, wenn es heißt: Manege frei für ›Zirkus Rondini‹!«, verabschiedete der Direktor mit großen Gesten das Publikum. Als sich das Zirkuszelt geleert hatte, kam Rondini auf die drei ??? zu und wollte ihnen neue Aufgaben geben. Peter und Bob sahen Justus böse an. »Es tut uns Leid, Mister Rondini«, begann Justus schnell. »Aber uns ist eingefallen, dass unsere Eltern wahrscheinlich doch was gegen diesen Job haben könnten. Können Sie uns unseren Lohn auszahlen?«, redete er sich heraus. Der Zirkusdirektor schien sehr verärgert darüber zu sein. »Hab ich’s doch gewusst. Das mit euren Eltern glaube ich euch natürlich nicht. Ihr seid einfach zu schlapp für den Job. Ich hätte es erst gar nicht mit euch probieren sollen. Aber ich bin nicht nachtragend. Ihr habt korrekte Arbeit geleistet und bekommt auch einen korrekten Lohn. Viel ist es nicht. Ihr wisst gar nicht, wie teuer es ist, einen Zirkus zu unterhalten. Das bekommt man mit den Eintrittsgeldern niemals hereingewirtschaftet. Da muss man ein guter Kaufmann mit cleveren Ideen sein. Hier habt ihr jeder zehn Dollar und drei Freikarten für eine
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