Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht unter Woelfen

Nacht unter Woelfen

Titel: Nacht unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Blanck
Vom Netzwerk:
wieder. »Jetzt haben wir den Beweis. Immer wenn die Kasse aufgemacht wurde, kam der dürre Mann hierher, um sich seinen Koffer mit Falschgeld zu beladen. Danach hat er ihn sofort wieder hier versteckt. Kein Wunder, dass die Polizei nichts gefunden hat, wenn alles unter dem Wolfskäfig sicher gelagert wurde. Perfekt organisiert. Selbst eine Taschenlampe hat er sich zurechtgelegt. Ansonsten hatten die immer nur ein paar der Scheine dabei, um zum Beispiel einzukaufen – wie bei Misses Harper im Fischgeschäft.«  Weiter kam Justus nicht mit seinen Überlegungen, denn plötzlich hörten sie eine wütende Stimme von draußen.  »Welcher Idiot hat die Wölfe rausgelassen? Kann man sich denn auf niemanden mehr verlassen?  Wenn ich den erwische, dem jage ich das ganze Rudel auf den Hals!« Justus knipste erschrocken die Taschenlampe aus.  Peter wollte aufspringen und knallte mit dem  Hinterkopf gegen die flache Decke. »Mist, das hörte sich nach dem Dompteur der Wölfe an.  Wahrscheinlich ist er von dem Geheule in der  Manege wach geworden und hat die Viecher dort entdeckt. Wir müssen hier sofort raus!« Er krabbelte zur Geheimtür und steckte seinen Kopf nach oben. »Verdammt, wir müssen sofort wieder rein!«, schnaufte er entsetzt und schloss die Tür über sich.  Bob sah ihn entgeistert an. »Was ist los, Peter?«, fragte er panisch.  »Ich sag dir, was los ist. Der Dompteur hat von außen die kleine Klappe aufgeschoben. Gleich  kommen die Wölfe den Gang zurück.«

Nacht unter Wölfen
    Regungslos hockten die drei dicht gedrängt in der Dunkelheit. »So, rein mit euch, ihr Biester!«, hörten sie von draußen die Stimme des Dompteurs. »Ich werde schon herausfinden, wem ich das hier zu verdanken habe.«  Justus, Peter und Bob wagten nicht zu atmen.  Ängstlich vernahmen sie, wie die Pfoten der Wölfe über ihnen auf den Holzbrettern aufsetzten. Stroh und Staub rieselten durch die Ritzen und kitzelten Bob in der Nase.  »Jetzt bloß nicht niesen!«, zischte Justus lautlos durch die Zähne. Einer der Wölfe schnüffelte an der Geheimklappe. Dann begann er neugierig zu hecheln und scharrte aufgeregt mit den Krallen zwischen dem Stroh, bis das ganze Rudel anfing lautstark zu heulen.  »Schnauze, ihr Mistviecher! Ich will endlich  schlafen!«, brüllte der Dompteur. »Hier habt ihr noch ein paar Leckerlis zum Einschlafen.«

    Man hörte, wie lauter kleine Stückchen auf den Boden fielen und sich die Wölfe sofort darüber hermachten. Durch einen Spalt rutschte eins der Stücke nach unten, direkt in Peters Schoß. Er nahm es in die Hand, roch daran und probierte ein wenig.  ›Erdnussschokolade‹ stellte er für sich fest.  Erst als die Tiere nur noch gleichmäßig atmeten, wagten sich die drei wieder zu rühren. Die Wölfe lagen direkt über ihnen.  »Ich glaube, sie sind eingeschlafen«, wisperte Peter und blickte unsicher nach oben. »Was machen wir denn jetzt?« Keiner seiner beiden Freunde konnte ihm darauf eine Antwort geben.  Die Zeit verging und einen nach dem anderen  überkam allmählich die Müdigkeit. Bob war der Erste, der sich immer weiter zur Seite neigte, bis sein Kopf in einem großen Haufen Geldscheine ein weiches Kissen fand. Wenig später schliefen auch Peter und Justus ein.  So lagen sie, wenige Zentimeter und nur durch dünne Bretter von sieben Wölfen getrennt.  Erst am frühen Morgen wurden sie von einem  lauten Geräusch schlagartig geweckt und starrten orientierungslos in die Dunkelheit. Nur durch die Holzritzen fielen dünne helle Strahlen der aufge-henden Sonne. Es dauerte eine Weile, bis ihnen wieder bewusst war, wo sie die Nacht verbracht hatten.  Bob suchte seine Brille und rieb sich die Augen.  »Was war das für ein Krach?«, stotterte er verwirrt.  Es krachte und schepperte noch einmal, bis Justus ahnte, was draußen geschah. »Jetzt weiß ich, was das ist. Die bauen den Zirkus ab. Gestern war die letzte Vorstellung.«  Nun hörten sie auch, wie verschiedene Stimmen über den Platz riefen. Über ihnen liefen die Wölfe unruhig auf und ab. Plötzlich knarrte eine Tür.  »Leise! Da kommt jemand in den Wagen«, flüsterte Peter. Schwere Schritte ließen die Holzbretter erzittern.  »Guten Morgen, ihr Schnappmäuler«, hörten sie den Dompteur. »Was habt ihr da in der Nacht  getrieben? Erzählt mir nicht, ihr habt selbst die Klappe weggeschoben! Na ja, ich werde es schon herausfinden. Hier habt ihr erst mal euer Frühstück.  Heute machen wir ein lange Reise.

Weitere Kostenlose Bücher