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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wörtlich. Aber es hat dir nichts ausgemacht. Du wolltest die Steaks sogar in irgendwas einlegen.«
    »In Teriyakisoße.«
    Elroy musterte mich kritisch mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ist das der Grund? Weil ich es nicht zugelassen habe, dass du die Steaks versaust?«
    »Nein. Natürlich nicht.«

»Was dann? Warum bist du plötzlich so gegen mich?«
    Ich blickte ihm in die Augen.
    »Ich bin nicht gegen dich, Elroy. Ich finde nur, dass du dich ziemlich unmöglich aufführst.«
    »Wieso ich? Du hast mir was versprochen, und jetzt hältst du dein Versprechen nicht!«
    »Es gibt in diesem Haus etwas, wovon du keine Ahnung hast.«
    Elroy sah mich fragend an.
    Erzähl’s ihm bloß nicht!
    »Jemand war hier«, sagte ich.
    »Was soll das heißen?«
    Ich beugte mich zu ihm. »Ich glaube«, flüsterte ich, »dass jemand ins Haus eingebrochen ist. Über dem Kamin hängt normalerweise ein Säbel aus dem Bürgerkrieg. Als ich vorhin aus dem Haus ging, war er noch da. Und jetzt ist er weg.«
    »Das ist ein Witz, oder?«
    »Sieh selbst. Du braucht nicht mal aufzustehen.«
    Elroy hob sich halb aus seinem Stuhl und blickte über die Schulter nach hinten ins Esszimmer.
    Ich nippte an meiner Margarita.
    »Wo soll dieser Säbel sein?«, fragte Elroy.
    »Siehst du den Kamin?«

    »Mmhmmh.«
    »Darüber hängt eine eingerahmte Urkunde an der Wand.«
    »Ja, sehe ich.«
    »Unter der Urkunde sollte der Säbel hängen. Er hängt dort aber nicht. Ich glaube, jemand ist während meiner Abwesenheit hier eingebrochen und hat ihn genommen.«
    »Hmm …«
    »Vielleicht ist der Einbrecher noch im Haus. Versteckt sich irgendwo und lauert nur auf eine günstige Gelegenheit, sich auf uns zu stürzen. Ich glaube, wir sollten hier verschwinden.«
    Elroy drehte sich zu mir. »Wäre es nicht besser, wir würden die Polizei rufen?«
    »Nein!«
    Er grinste. »Und warum nicht?«
    »Darum.«
    »Klasse Begründung.«
    »Um die Polizei zu rufen, brauche ich ein Telefon«, erklärte ich.
    »Und die sind alle im Haus. Ich habe keine Lust, mich da drinnen zerstückeln zu lassen, das kannst du hoffentlich verstehen.«
    »Wer will das schon?«, fragte Elroy mit einem breiten Grinsen.
    »Aber hast du in deiner Wohnung über der Garage denn kein Telefon?«
    Scheiße!
    Ich musste einen Augenblick überlegen, bis mir darauf eine Antwort einfiel. »Wenn ich in meine Wohnung will, brauche ich meine Schlüssel. Und die liegen drinnen auf dem Küchentisch.«
    »Du hast wohl auf alles eine Antwort.«
    »Ich sage dir die Wahrheit, Elroy.«
    »Aber sicher.«
    »Du denkst, ich lüge.«
    »Niemals! Ich würde dich niemals einer Lüge bezichtigen!«
    »Wie nett von dir.«
    »Weißt du was, Alice? Ich werde dir beweisen, dass ich dir aufs Wort glaube. Ich gehe jetzt ins Haus und rufe die Polizei an.«
    Er schob seinen Stuhl zurück.
    Ich packte seinen Arm. »Untersteh dich!«
    »Ha! Ich hab’s gewusst.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich geb’s zu.«
    Er hatte mir sowieso nicht geglaubt. Manche Leute sind einfach unbelehrbar.
    »Es gab nie einen Säbel«, sagte ich. »Ich habe das alles erfunden.«
    »Was du nicht sagst! Jetzt bin ich baff.«
    »Ich habe das alles nur gesagt, weil ich mit dir in ein Restaurant gehen wollte.«
    Elroy legte mir gönnerhaft seine Hand auf die Schulter. »Das können wir ja morgen machen.« Jetzt drückte er richtig zu. »Aber für heute ist Schluss mit diesen Lügengeschichten. Heb sie dir lieber für deine Bücher auf.«
    »Okay. Entschuldige.«
    »Keine Ursache.« Er ließ meine Schulter los. »Ich denke, wir könnten beide noch eine Margarita gebrauchen.« Elroy stand auf.
    »Soll ich uns noch mal welche mixen?«
    »Gute Idee. Und versuch mal, ob du die Steaks auseinanderkriegst. Dann tauen sie schneller.«
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl, Teuerste.«
    »Und würdest du mir bitte meine Schlüssel mitbringen? Sie liegen auf dem Tresen neben dem Cocktailshaker.«
    »Ist mir ein Vergnügen.« Elroy grinste. »Und wenn ich sowieso schon im Haus bin – soll ich nicht eben mal die Polizei rufen?«
    »Das ist nicht mehr nötig.«
    »Wie du meinst.« Er ging zum Haus.
    Ich hörte, wie er die Tür aufschob und über die Schwelle trat.
    Weil er die Tür offen stehen ließ, stand ich auf und machte sie zu.
    Ich sah Elroy durchs Esszimmer gehen, wo er die Wand über dem Kamin keines Blickes würdigte.

    Hätte er das, dann wären ihm die Haken aufgefallen. Die Haken, an denen kein Säbel hing.
    Er hätte wenigstens hinschauen können.
    Was für ein hochnäsiges

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