Nacht
dich schon da raus«, murmelte ich.
Dann wandte ich mich von der Tür ab und ging zum Pool. Vor dem Sprungbrett blieb ich stehen und drehte mich wieder in Richtung Haus. Die Fenster an der Rückseite spiegelten so sehr, dass ich nicht hineinsehen konnte, aber Elroy konnte nach draußen schauen, zumindest wenn er im Esszimmer steckte, wo die Vorhänge nicht zugezogen waren.
»Elroy!«, rief ich.
Aber nur einmal, denn dann wurde mir klar, dass er mich im Haus nicht hören würde, wenn die Fenster fest geschlossen waren und der Lüfter der Klimaanlage auf vollen Touren lief.
Mehr an mich selbst gewandt, sagte ich leise: »Nun komm schon raus, verdammt noch mal.«
Ich wartete einen Augenblick, dann fing ich an, langsam meine Bluse aufzuknöpfen. Ich begann mit dem untersten Knopf und arbeitete mich langsam nach oben. Obwohl ich mir viel Zeit ließ, bewegte ich mich nicht so aufreizend wie die Stripperinnen, die man manchmal im Kino sieht. Das wäre doch wirklich zu albern und peinlich gewesen. Es macht mir zwar nichts aus, mich auszuziehen, aber ich habe etwas dagegen, mich dabei wie eine Idiotin aufzuführen.
Ich schlüpfte aus den Ärmeln und ließ die Bluse vor meinen Füßen auf den Betonboden fallen, ohne damit vorher neckisch über meinem Kopf herumzuwedeln.
Als Nächstes öffnete ich die Knöpfe oben am Rock und stieg einfach heraus, ohne eine große Show daraus zu machen. Ich wusste, dass meine Beine ziemlich zerkratzt und mitgenommen aussahen, aber ich wusste auch, dass es an mir sehr viel mehr zu sehen gab als meine Verletzungen. Mein knapper Tanga ließ der Fantasie ebenso wenig Raum wie mein halb durchsichtiger roter Büstenhalter.
Erst auf dem einen, dann auf dem anderen Fuß balancierend, zog ich auch noch Schuhe und Socken aus.
Drüben am Haus war noch immer nichts von Elroy zu sehen. Die Schiebetür blieb zu, und auch an den Fenstern zeigte sich niemand.
Ich nahm meine Sonnenbrille ab und legte sie auf meinen Rock.
Dann ging ich hinüber zum Sprungbrett und trat langsam hinaus über das Wasser, wobei das Brett bei jedem Schritt ein wenig wippte. Als ich am Ende angekommen war und eine Weile stehen blieb, beruhigte es sich wieder.
Trotzdem mochte ich es nicht, auf dem Sprungbrett zu stehen. Es war wie am Rand eines Abgrunds: Ein einziger kleiner Fehltritt, und man fiel hinunter.
Und ich mit meinen vielen Stürzen in letzter Zeit …
Diesmal hatte ich zumindest einen Pool unter mir.
Am liebsten wäre ich sofort ins Wasser gesprungen.
Noch nicht. Warte, bis er dich sieht. Darum geht es ja schließlich.
Also blieb ich noch auf meinem Sprungbrett stehen und sah hinüber zum Haus, was mich dann prompt aus dem Gleichgewicht brachte. Nicht sehr, aber genug, um mich ins Wanken zu bringen.
Ich schaute wieder nach vorne, beugte die Knie und streckte die Arme aus. Für ein paar Sekunden war es ziemlich haarig, aber dann fing ich mich wieder.
Danach vermied ich es, den Kopf zu drehen. Trotzdem wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ich von dem Sprungbrett fiel.
Siehst du mich denn nicht Elroy? Nun mach schon und komm raus!
Offenbar hatte er mich wirklich noch nicht gesehen, sonst wäre er längst gekommen und hätte mich aus der Nähe angeglotzt.
Vielleicht kann er mich nicht sehen.
Weil er tot auf dem Boden liegt.
Oder er sieht mich, traut sich aber nicht, aus dem Haus zu kommen.
Nein. Der steht irgendwo hinter einem Vorhang schlitz, beobachtet mich schon die ganze Zeit und fragt sich mit klopfendem Herzen, was ich als Nächstes tun werde.
Ich überlegte, ob ich mir nicht auch noch den Büstenhalter ausziehen sollte. Das würde ihm einiges zu sehen geben. Aber dann stellte ich mir auf einmal einen nackten Elroy vor, der seinen Unterleib an der Glasscheibe rieb, genau wie der Typ vergangene Nacht.
Schluss mit dem Unsinn.
Ich ließ den BH an. Aber ich streckte die Arme über den Kopf, beugte die Knie und sprang in den Pool.
Ich bin nun wirklich keine Kunstspringerin, aber ich wusste, dass ich trotzdem eine gute Figur machte. Selbst wenn mein Sprung der hässlichste der Welt gewesen wäre, würde Elroy, wenn er mich lang gestreckt ins Wasser eintauchen sah, garantiert vor lauter Geilheit der Sabber aus dem Mund laufen.
Hoffentlich hast du das mitgekriegt, du verdammte Trantüte.
Unter Wasser ließ ich mich eine halbe Bahn lang gleiten. Am Anfang fühlte sich das Wasser richtig kalt an, aber das gab sich ziemlich schnell. Als ich spürte, wie der Vorwärtsschub des Sprungs
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