Nacht
gehört. Zusammen mit ihrem Mann.«
»Und jetzt sind die beiden in Urlaub gefahren?«
»Ja.«
»Dann lass uns mal sehen, was wir hier so alles haben«, sagte Elroy und trat neben mich an den Schrank. Aus dem ganzen Knabberzeug wählte er einen Beutel mit schwach gesalzenen, fett‐
und geschmacksfreien Tortillachips.
»Wollen wir nach draußen an den Pool gehen?«, fragte ich.
»Unbedingt«, antwortete Elroy.
Ich schnappte mir den Beutel mit den Chips und ging hinaus.
Elroy folgte mir mit den Margaritas.
Weil ich das Wohnzimmer mit der beschmutzten Tür meiden wollte, führte ich ihn durch das Esszimmer. Hier war das einzige Problem der Säbel über dem Kamin.
Was, wenn er noch nass ist?
Oder gar blutig?
Vielleicht interessiert sich Elroy für die Waffe und sieht sie sich genauer an …
Als ich einen Blick hinüber zu dem Säbel warf, blieb mir das Herz stehen.
Er war weg!
Elroy, der Standhafte
Ich fühlte mich auf einmal, als hätte ich einen Eisbrocken von der Größe eines Baseballs verschluckt. Wo war bloß der verdammte Säbel?
Beruhige dich, sagte ich mir. Du hast ihn doch selbst heruntergenommen.
Ich wandte den Blick vom Kamin ab und ging weiter.
Aber wo hatte ich den Säbel gelassen? Im Wohnzimmer?
Ich zog die Vorhänge auf und ging zur Schiebetür. Während ich sie aufschloss, erinnerte ich mich daran, dass ich den Säbel am Morgen mit unter der Dusche gehabt und gesäubert hatte. War er vielleicht immer noch im Badezimmer?
Nein.
Ich schob die Glastür auf.
Ich habe ihn nicht im Bad gelassen. Ich wollte alles aufräumen, wo es hingehört.
Ich hätte schwören können, dass ich ihn zurück über den Kamin gehängt hatte.
ICH HABE IHN ÜBER DEN KAMIN GEHÄNGT!
Jetzt erinnerte ich mich genau. Nach dem Frühstück hatte ich den Säbel zurück an die beiden Haken gehängt.
Aber wo ist er jetzt?
Ich eilte hinaus ins Freie. Am liebsten hätte ich den Beutel mit den Tortillachips laut kreischend in die Luft geworfen und wäre wie von Furien gejagt davongerannt.
Aber ich schlenderte ganz gelassen zum Tisch hinüber. Hinter mir kam Elroy mit den zwei Margaritas aus dem Haus. Weil er keine Hand frei hatte, um die Tür zu schließen, lief ich hinüber und zog sie hinter ihm zu.
Elroy stellte die Drinks auf den Tisch und schob mir einen Stuhl zurück. Ich dankte ihm und setzte mich. Mit dem Rücken zur Haustür.
Elroy schob einen zweiten Stuhl um den Tisch herum und setzte sich neben mich. Dann reichte er mir eine Margarita. »Soll ich mir einen Toast ausdenken?«
»Mach nur.«
»Auf dich und mich und viele weitere glückliche Begegnungen!«
»Glücklich? Ich weiß nicht so recht«
Du würdest anders reden, wenn du eine Ahnung hättest, was hier abläuft.
»Wenn das kein Glück war, was dann?«, sagte Elroy.
»Wie du meinst.«
Wir stießen an und tranken.
»Das war doch ein glücklicher Zufall, dass ich genau zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle vorbeigefahren bin«, sagte Elroy, nachdem er sein Glas wieder abgestellt hatte. »Normalerweise achte ich nie auf die Leute auf dem Gehsteig, wenn ich im Auto sitze.
Und stell dir vor, das ist gar nicht mein üblicher Heimweg. Wenn ich nicht nach der Arbeit noch zum Einkaufszentrum gefahren wäre, um mir eine neue Batterie in meine Armbanduhr einsetzen zu lassen, wären wir uns nie begegnet.«
»Ich war auch im Einkaufszentrum.«
»Ach so! Das hätte ich mir ja denken können. Wir waren ja nur ein paar Straßen davon entfernt, als ich dich gesehen habe.« Er trank ein paar Schlucke von seiner Margarita, dann erkundigte er sich, ob ich immer zu Fuß zum Einkaufszentrum ging. Eigentlich sei das sei doch ziemlich weit.
Ich nickte. »Sechs Meilen ein Weg. Aber ich brauche nun mal die Bewegung. Wenn ich’s irgendwie schaffe, mache ich die Wanderung ein paarmal in der Woche.«
»Du ziehst dich ziemlich hübsch an zum Wandern.«
»Na ja, ich möchte doch gut aussehen, wenn ich im Einkaufszentrum bin.«
»Und dich macht das nicht … nervös?«
»Was soll mich denn nervös machen?«
»Ganz alleine so weite Strecken zu gehen. Es sind heutzutage so viele Irre unterwegs …«
»Sag bloß!«
»Beunruhigt dich das gar nicht?«, beharrte Elroy.
»Vielleicht ein bisschen. Aber andererseits bin ich ja selbst eine Gefahr für die Leute.«
Elroy lachte scheppernd. »Das kannst du laut sagen!« Er riss die Tüte auf und hielt sie mir hin.
Ich nahm eine Handvoll Chips.
»Weißt du, was mir eben erst auffällt?«, sagte Elroy. »Du hast
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