Nacht
kaum die Schlüssel gegeben«, antwortete ich. »Nun komm schon mit in die Küche. Was möchtest du trinken?«
»Ich weiß nicht so recht.«
»Wie wäre es mit einer Margarita?«
»Nehmen wir dafür ihre Sachen?«
»Klar.«
»Ist das in Ordnung?«
»Klar.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Ich bestehle doch nicht meine Freunde.«
In der Küche ging ich zielstrebig zu dem Schrank, in dem Serena und Charlie ihre Spirituosen aufbewahrten. Ich öffnete ihn und holte eine Flasche Tequila heraus.
»Bevor Serena und Charlie in Urlaub fahren, kaufen sie sogar extra Sachen für mich ein. Sie wollen, dass ich mich hier wie zu Hause fühle.«
»Echt?«
»Glaubst du mir etwa nicht?«
»Ich will bloß keine Schwierigkeiten kriegen«, sagte er.
»Entspann dich. Es ist alles in Ordnung. Was Charlie nicht weiß, macht ihn nicht heiß.«
Elroy verzog das Gesicht. »Also doch!«, stieß er hervor. »Ich muss sofort von hier verschwinden!«
Ich brach in lautes Gelächter aus.
»Das ist nicht lustig. Ich fahre auf der Stelle heim.«
»Ich habe doch bloß Spaß gemacht. Das war ein Witz. Serena ist meine beste Freundin, und ich darf hier alles machen, was ich will.
Das gibt keinen Ärger, glaub mir. Wenn sie jetzt heimkämen und uns hier sehen würden, wären sie total nett zu dir und würden dir eigenhändig deinen Drink mixen.«
»Wirklich?«
»Wenn ich es dir doch sage!«
Irgendwie schien ich ihn überzeugt zu haben, denn er half mir sogar mit den Margaritas, indem er unsere Gläser mit einem Salzrand versah. Inzwischen sah ich nach, wie es an der Fleischfront aussah.
Der Kühlschrank gab nichts her außer ein paar Scheiben Salami und einem Glas mit Wiener Würstchen, aber im Tiefkühlfach war alles, was das Herz begehrt: Steaks, Schweine‐ und Lammkoteletts sowie Hühnerbeine und ‐filets.
»Ich schätze, wir werden etwas auftauen müssen«, sagte ich zu Elroy. »Außer, du begnügst dich mit gegrillten Wienern.«
»Ich dachte, wir essen Steaks.«
»Spricht ja nichts dagegen.«
»Aber wenn sie doch gefroren sind?«
»Dann werfe ich sie eben in die Mikrowelle, bis sie aufgetaut sind.«
»Aber dann schmecken sie doch nicht mehr.«
»Wenn wir sie ganz normal auftauen, dauert das Stunden …«
»Ich habe es nicht eilig«, sagte Elroy und wackelte grinsend mit den Ellenbogen.
»Lass mich mal sehen«, sagte ich, während ich den Inhalt des Gefrierfachs durchging. »Hättest du lieber Lamm oder Huhn oder …«
»Du hast mir ein Steak versprochen.«
Für einen Gast war Elroy ziemlich fordernd, fand ich.
»Okay, okay«, sagte ich und nahm zwei T‐Bone‐Steaks aus dem Gefrierfach.
Was die Leute nur immer mit ihren Steaks haben? Ja, ich mag die Dinger auch, aber für mich geht die Welt nicht unter, wenn ich mal einen Tag ohne auskommen muss. Steaks sind nicht mein Ein und Alles. Wenn Sie mich fragen, hat Schweine‐ oder Lammfleisch mehr Geschmack, und Hühnchen ist meistens zarter. Außerdem muss man bei Steaks höllisch aufpassen, dass sie nicht zu zäh werden, und manchmal kann es sogar vorkommen, dass man in ein perfekt zubereitetes Steak beißt und es plötzlich wie Leber schmeckt. Keine Ahnung, weshalb die Leute in das Zeug so vernarrt sind.
Wie dem auch sei, ich nahm jedenfalls die Steaks aus dem Gefrierbeutel und legte sie auf die Küchentheke. Weil Serena die Dinger immer paarweise einfror, klebten sie in der Mitte zusammen.
Ich versuchte erst gar nicht, sie zu trennen, sondern legte sie auf einen Teller und sagte: »Das dauert jetzt ein bisschen.«
»Kein Problem«, sagte er.
»Vielleicht sollten wir sie in irgendwas einlegen.«
»Einlegen? In was denn?«
»In Teriyakisoße, zum Beispiel.«
»Nein. Das verdirbt ja den ganzen Geschmack.«
Oh Mann!
»Na schön«, sagte ich, »dann legen wir sie eben nicht ein.«
»Steaks darf man nur salzen und pfeffern, bevor sie auf den Grill kommen, sonst nichts«, sagte Elroy.
»Genau so werden wir es machen.«
»Sehr schön.« Elroy sah aus, als wäre er sehr zufrieden mit sich.
Dann wandte er sich dem Shaker mit den Margaritas zu, schüttelte ihn noch einmal und goss den Inhalt in unsere Gläser.
»Hast du vielleicht was zum Knabbern?«, fragte er.
Ich dachte an Murphys Salzbrezeln.
»Was hättest du denn gerne?«
»Tortillachips, falls du welche hast.«
»Mal sehen, ob Serena so was im Haus hat«, sagte ich und ging zu dem Schrank, in dem sie ihr Knabberzeug aufbewahrte.
»Wer ist diese Serena denn eigentlich.«
»Die Frau, der dieses Haus
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