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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nachließ, machte ich noch ein paar Schwimmzüge, bis ich das seichte Ende des Beckens erreicht hatte. Dort tauchte ich auf und drehte mich in Richtung Haus.
    Ich stand ganz in der Nähe der Schiebetür zum Wohnzimmer und bemerkte auf einmal, dass sie etwa dreißig Zentimeter weit offen stand.
    Wieso das?
    Ich hatte sie nicht aufgemacht! Kann sein, dass ich mich nicht mehr erinnerte, wo ich den Säbel hingetan hatte, aber wenn ich wirklich die Tür vom Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse hätte offen stehen lassen, wäre mir das mit Sicherheit nicht entfallen. So etwas tat ich nicht!
    Ich hatte auch nicht die Vorhänge aufgezogen.
    Aber jetzt waren sie offen. Das konnte ich trotz der spiegelnden Scheibe deutlich erkennen.
    Das musste Elroy gemacht haben!
    Vielleicht hatte er sich ja im Haus umgesehen oder nachgeschaut, ob auch wirklich kein Einbrecher da war. Dabei hatte er, um mehr Licht zu haben die Vorhänge geöffnet und schließlich die Schiebetür aufgeschoben …
    Besonders wahrscheinlich kam mir das nicht vor.
    Elroy würde niemals in einem fremden Haus nach Spuren eines Einbrechers suchen. So etwas interessierte ihn nicht. Ihm waren ja nicht einmal die leeren Haken über dem Kamin aufgefallen.
    Aber dann wusste ich plötzlich die Antwort.
    Die aufgezogenen Vorhänge und die offene Tür gehörten zu seinem Plan. Damit wollte er mir Angst machen.
    Der Bastard ist echt sauer auf mich.
    Oder vielleicht ist das auch bloß sein verquerer Sinn für Humor.
    Vielleicht will er mir gar keine Angst einjagen und sieht das alles als Teil eines lustigen Versteckspiels, mit dem er sich die Zeit vertreiben will, bis die Steaks aufgetaut sind.
    »Echt lustig, Elroy«, rief ich in Richtung Haus. »Ich weiß, was du vorhast, aber ich falle nicht drauf rein. Warum lässt du nicht einfach den Unsinn und kommst raus zu mir?«

    Keine Antwort.
    Ehrlich gesagt, ich hatte auch keine erwartet.
    Aber auf eine gehofft hatte ich schon.
    »Ich weiß, dass du im Wohnzimmer bist und mich anglotzt.«
    Natürlich wusste ich es nicht.
    Auch das hoffte ich nur.
    Bitte, lass es nur ein idiotisches Spiel sein.
    »Ich zähle jetzt bis drei, Elroy«, rief ich mit ziemlich zittriger Stimme. »Wenn du vorher herauskommst, ziehe ich meinen BH für dich aus. Du darfst ihn sogar behalten. Eins …«
    Nichts.
    Ich griff trotzdem hinter meinen Rücken, um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meinte.
    »Zwei.«
    Nichts.
    »Die Zeit wird knapp, Elroy. So eine Chance kriegst du nie wieder, das verspreche ich dir. Jetzt streck schon deinen Kopf heraus, damit du mich sehen kannst …«
    Und dann kam tatsächlich Elroys Kopf. Aber er wurde nicht herausgestreckt.
    Er rollte aus dem Haus.

    Ein Wiedersehen
    Mehr kam nicht von Elroy. Sein Kopf war leider das Einzige.
    Er holperte schlingernd aus der Wohnzimmertür wie eine unrunde Bowlingkugel, wurde von der Türschwelle ein Stück hochgeschleudert und klatschte auf den Betonboden, wobei er sich die Zunge abbiss. Während der Kopf weiter auf den Pool – und auf mich – zurollte – hing sie ihm nur noch an ein paar Hautfetzen aus dem Mund.
    Immer, wenn bei einer Umdrehung Elroys Gesicht nach oben kam, schien er mich erstaunt anzuschauen.
    Aus seinem Halsstumpf spritzte das Blut, und irgendwann löste sich die Zunge ganz und blieb liegen, aber der Kopf kugelte holpernd weiter bis zum Pool, und als er dort ankam, war seine Nase platt und die Vorderzähne herausgebrochen. Kurz bevor er über die Kante stürzte, bleckte mir noch ein rasches, lückenhaftes Lächeln entgegen, dann platschte der Kopf einen knappen Meter vor mir ins Wasser.
    Während Elroys Kopf langsam versank, färbte sich das Wasser rings um ihn dunkelrosa. Ich wich zurück, so schnell ich konnte, aber es kam mir so vor, als schwämme Elroys Kopf hinter mir her.
    Aber das war mir ziemlich rasch egal, weil plötzlich die Tür weiter aufgeschoben wurde und mein Poolgast von vergangener Nacht ins Freie trat.
    In seiner rechten Hand hielt er den Säbel.
    Er trug nichts weiter als eine kurze Hose und war von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzt. Außer an seinem rechten Arm. Der triefte von Blut.
    Irgendwo drinnen im Haus musste er eine widerwärtige Schweinerei angerichtet haben.
    Zum Glück muss ich das nicht wegputzen, dachte ich, denn gleich bringt er mich um.
    (Man denkt manchmal die komischsten Dinge.)
    Er trat langsam an den Rand des Pools, blieb stehen und senkte die Spitze des Säbels, sodass sie neben seinem nackten rechten Fuß den Beton

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