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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Arschloch.
    Er ist so sicher, dass ich ihn angelogen habe.
    »Zur Hölle mit ihm«, murmelte ich und wandte mich von der Fensterscheibe ab.
    Irgendwie hatte ich Angst, dass ich dort etwas Schlimmes zu sehen bekäme.
    Ich stand auf und ging zum Pool.
    Das Wasser glitzerte so grell in der Abendsonne, dass es mich trotz meiner Sonnenbrille zum Blinzeln brachte. Ein sanfter, warmer Wind strich mir über Gesicht und Arme, und blies mir von hinten meinen Rock gegen die Beine. Ein Schweißtropfen lief langsam meinen Rücken hinunter.
    Elroy würde schon nichts passieren …

    Wo ist Elroy?
    Tatsächlich nicht?
    Die Zeit verging. Ich erwartete jeden Augenblick, dass die Schiebetür wieder geöffnet würde, aber vom Haus her war kein Geräusch zu hören.
    Was macht er denn da drinnen?
    Spielt er irgendwelche Spielchen mit mir?
    Lässt er sich absichtlich Zeit, damit ich Angst bekomme?
    Ich wandte dem Pool den Rücken zu und blickte zur Schiebetür, aber das Glas spiegelte so stark, dass ich in dem dunklen Zimmer so gut wie nichts erkennen konnte.
    Vielleicht sollte ich einfach hineingehen und nachsehen, was ihn so lange aufhält.
    Bloß nicht, sagte ich mir. Genau das will er ja, damit er mich aus einer Ecke anspringen und erschrecken kann …
    Und wenn er tot ist?
    Elroy ist nicht tot, dachte ich. Wahrscheinlich ist der, der den Säbel genommen hat, längst über alle Berge. Ein Einbrecher wartet nicht, bis die von ihm Bestohlenen wieder nach Hause kommen. Der macht sich so schnell wie möglich aus dem Staub.
    Und wenn es gar kein Einbruch war?
    Vielleicht will mich ja jemand mit dem Säbel angreifen.
    Aber wer?
    Judy. Sie hat sich befreien können, und jetzt will sie sich an mir rächen.
    Blödsinn. Judy weiß doch gar nicht, wo ich wohne. Sie weiß ja nicht mal meinen wirklichen Namen.
    Vielleicht ist ja mein mitternächtlicher Badegast zurückgekehrt, um sein Werk von gestern zu vollenden.
    Hör auf, sagte ich mir. Typen wie der scheuen das Tageslicht wie der Teufel das Weihwasser. Und außerdem glaubt er, dass ich wegen ihm die Polizei angerufen habe.
    Aber irgendjemand musste den Säbel schließlich genommen haben.
    Oder?
    Ich konnte mich zwar ganz genau daran erinnern, ihn wieder an die Wand gehängt zu haben, aber vielleicht hatte ich ihn aus irgendeinem Grund danach wieder abgenommen?
    Vielleicht war ich dabei mit meinen Gedanken woanders. So etwas passiert mir manchmal. Ihnen vermutlich auch. Sind Sie noch nie von zu Hause weggefahren und dann wieder umgedreht, weil Sie sich nicht mehr erinnern konnten, ob Sie den Herd ausgeschaltet hatten? Selbst wenn Sie genau wissen, dass Sie es getan haben, gelingt es Ihnen vielleicht nicht, sich an den spezifischen Handgriff zu erinnern. So etwas kann einen wahnsinnig machen.
    Es konnte gut sein, dass es mir in Bezug auf den Säbel genauso ging.
    Anstatt Elroy verrückt zu machen, hätte ich ihn sofort, nachdem ich sein Fehlen entdeckt hatte, überall im Haus suchen sollen.
    Vielleicht hätte ich ihn dann im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer gefunden und mir damit die ganze Aufregung ersparen können.
    Und warum suche ich ihn nicht einfach jetzt?
    Ich schaute auf die geschlossene Tür und schüttelte den Kopf.
    Näher wollte ich auf keinen Fall an das Haus heran.
    Falls Elroy wieder herauskommt, sehe ich vielleicht selbst nach.
    Falls?
    Er würde mit Sicherheit wieder rauskommen. Und zwar, wenn ihm sein blödes Spielchen langweilig wurde. Sobald er merkte, dass er mich damit nicht erschrecken konnte, würde er von selbst aufgeben.
    Warum habe ich ihn bloß da reingehen lassen? Wenn er stirbt, ist es meine Schuld.
    Nein, war es nicht. Ich hatte ihm die Wahrheit gesagt, und er hatte mich ausgelacht. Er hatte sich alles selbst zuzuschreiben.
    Und außerdem war ihm nichts passiert. Wahrscheinlich zerbrach er sich gerade den Kopf darüber, weshalb ich ihn nicht suchen kam.
    Da kannst du lange warten, du kleiner Schmarotzer. Ich komme nicht rein, nicht einmal, wenn die Steaks aufgetaut sind. Ich bleibe hier draußen, und damit basta.
    Noch während ich das dachte, wurde mir bewusst, dass ich vermutlich sehr lange würde warten müssen. Elroy hatte hinreichend bewiesen, wie kindisch, stur und engstirnig er sein konnte. Jemand wie er gab nicht so schnell auf.
    Und eigentlich machte mir das Warten keinen Spaß.
    Erstens machte es mich nervös, wenn er nicht da war, denn ich wollte sicher sein, dass ihm nichts zugestoßen war.
    Und zweitens wollte ich noch eine Margarita haben.
    »Ich hol

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