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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Und die Leute redeten. Irgend etwas Unheimliches, das wussten sie – hatte sich in Serges Haus zugetragen. Und es war vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, bis sie mich damit in Verbindung brachten. Konnte ich weiter als Vampir auf Jagd gehen und gleichzeitig meine bürgerliche Existenz als Angestellte in »Grants Club« aufrechterhalten?
    Ich beschlo ss, mich eine Zeitlang sehr still zu verhalten, mir meine Opfer in weiter Entfernung zu suchen und meine Nachforschungen über die Geschichte der Vampire wiederaufzunehmen.
    Mein Besuch bei Professor Barker war überfällig.

17 - EIN NEUER FREUND
    Ich ließ mich einige Tage nicht im Club sehen und konzentrierte mich ganz auf meine neue Wohnung. Die leichten Gardinen vor den Fenstern ersetzte ich durch schwere, dunkle Vorhänge, um das Licht tagsüber auszusperren. Ich nahm die etwas kitschigen Bilder meines Vormieters von den Wänden und hängte Reproduktionen von Edward Hopper und Paul Klee auf, zwei Maler, die ich schon als ganz junges Mädchen geliebt hatte. Dann saß ich lange in einem schweren Ledersessel, starrte die Bilder an und dachte an die Vergangenheit. All das, was mich damals beschäftigt hatte, war jetzt so weit weg. Peter, die Universität, meine Freunde, die Familie. Dinge aus einem anderen, fremden Leben.
    Doch so wohl ich mich in meiner neuen Behausung auch fühlte – die Unruhe blieb. Ich musste handeln. Die letzten Tage waren nur eine kleine Atempause, bevor ich entscheidende Schritte unternehmen würde. Und der Besuch bei Professor Barker war der erste davon.
    In einer klaren Vollmondnacht machte ich mich auf den Weg. Kurz nach 23 Uhr stand ich im Garten von Barkers Haus. Der Professor arbeitete wieder an seinem Schreibtisch. Ich wu sste, dass er allein lebte, schlich aber trotzdem um das gesamte Gebäude. Nirgendwo sonst brannte Licht im Haus. Kein Geräusch war zu hören. Barker war allein. Jetzt würde ich seine Einladung annehmen. Aber wie sollte ich hineinkommen? Einbrechen und Gefahr laufen, den alten Mann zu Tode zu erschrecken? Einfach ans Fenster klopfen und wegen irgend etwas um Hilfe bitten? Wer würde schon vor einer jungen Frau Angst haben? Aber irgendwie schien es mir am sinnvollsten, einfach zu klingeln. Der Eingang war von der Straße aus nicht einzusehen, und auf diesem Weg würde ich ohne Probleme ins Haus kommen.
    Also ging ich zur Haustür, klingelte und wartete. Nach ein paar Sekunden klappte drinnen eine Tür, und ich hörte, wie sich Barker mit schlurfenden Schritten der Tür näherte. Er sah nicht durch den Spion, er fragte nicht, wer da sei, sondern machte einfach mit unwirschem Gesicht die Tür auf, sah mich an, runzelte die Stirn und sagte: »Gute Güte, wozu habe ich eine Sprechstunde?«
    Ich stutzte. Dann begriff ich. Er hielt mich offensichtlich für eine Studentin
    »Ich bin keine Studentin, Professor«, sagte ich.
    »Und was wollen Sie dann, junge Frau?«
    »Sie haben mich und meinesgleichen zu sich eingeladen.«
    Barker schüttelte verärgert den Kopf.
    »Ich habe, Teufel auch, niemanden eingeladen. Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe, und nun entschuldigen Sie mich bitte.«
    Er wollte die Tür schließen. Aber ich schlüpfte schneller, als er sehen konnte, an ihm vorbei und stand im Bruchteil einer Sekunde hinter ihm im Hausflur.
    »Was, äh, wo…?«
    Der Professor war verwirrt, dass ich so plötzlich verschwunden war.
    »Doch, Sie haben mich eingeladen«, tönte meine Stimme von hinten. »Vor Millionen Menschen im Fernsehen. Und jetzt bin ich hier.«
    Barker fuhr herum. Fassungslos starrte er mich an.
    »Haben Sie denn Ihre Bücher nicht ordentlich gelesen, Herr Professor? Es heißt doch immer wieder, da ss man Vampire nicht in sein Haus einladen soll. Dann können sie kommen und gehen, wann sie wollen. Aber ich darf Sie beruhigen. Das ist, wie so vieles, was überliefert wird, Unsinn. Ich gehe da hin, wo ich will, ob nun eingeladen oder nicht.«
    Barker rührte sich immer noch nicht. Schließlich aber ging ein Ruck durch seinen Körper, und er hatte sich wieder im Griff.
    »Beeindruckend, junge Frau. Sie sind irgendwie an mir vorbeigekommen, ohne dass ich etwas gemerkt habe. Ich habe dafür keine Erklärung. Zumindest noch nicht.«
    Er faßte sich grübelnd ans Kinn.
    Sein Verhalten gefiel mir. Er schrie nicht herum, forderte mich nicht auf zu verschwinden, sondern war ganz offensichtlich neugierig geworden.
    »Was sagten Sie doch gleich, junge Dame«, fuhr er fort. »Wen soll man nicht zu sich

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