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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Grant. Er wollte etwas sagen, aber das Entsetzen über mein Aussehen ließ ihn auf der Stelle verstummen. In einem der Spiegel auf dem Flur konnte ich mich selbst sehen. Der größte Teil meines Körpers war mit Blut bespritzt, meine Kleidung schmutzig und zerrissen. Meine Augen glommen wie glühende Kohlen. In meiner Schulter klaffte ein Loch, und mein Knie sah aus, als ob mir jemand eine Axt hineingerammt hätte. Wortlos kam Grant näher und blieb dicht vor mir stehen.
    »Ludmilla«, sagte er schließlich mit leiser Stimme. »Mein Gott, Ludmilla.«
    »Ich habe sie büßen lassen, Grant«, keuchte ich. »Uns tut niemand mehr etwas.«
    »Du brauchst einen Arzt«, sagte er, hob eine Hand und strich mir zärtlich das blutige Haar aus dem Gesicht.
    »Kein Arzt, Grant. Du weißt, dass ich keinen brauche.«
    Ich sah ihn an und wu sste, dass er verstanden hatte.
    »Wer bist du, Ludmilla?«
    »Deine Freundin, Grant. Frag nicht weiter.«
    Er schwieg. Seine Hände zitterten.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte ich schließlich. »Wenn du mich lässt, werde ich weiter im Club arbeiten. Aber ich glaube, es ist besser, wenn ich woanders wohne und mich eine Zeitlang zurückziehe. Wirst du mir helfen, eine Wohnung zu finden?«
    »Natürlich. Du kannst jederzeit wiederkommen.«
    Er stockte. »Und Serge? Ist er…«
    »Ja, er ist tot, Grant. Und ein paar seiner Leute ebenfalls. Und hab keine Angst. Sie werden nicht wiederkommen. Dafür habe ich gesorgt.«
    Dann drehte ich mich um und hinkte die Treppe hinauf. Grant blieb unten stehen und starrte mir nach.
    Als ich mein Zimmer erreicht hatte, warf ich mich, so wie ich war, auf mein Bett und schlief sofort ein.
    Ich träumte.
    Von seltsamen Wesen, die mit ledrigen Schwingen und glühenden Augen durch die Nacht flogen. Von großen, schlanken Gestalten, die in schwarzen Gewändern wie Schatten in unterirdischen Gängen hin- und hereilten. Ich sah wieder den von Fackeln beleuchteten Raum mit dem großen, runden Tisch. Und am Kopfende thronte sie: die blasse Frau mit dem unheimlichen Gesicht. Sie sah mich an und nickte mit dem Kopf – als ob sie mich für etwas loben wollte. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte. Es klang wie das Brüllen eines Raubtieres.
    Ich erwachte, als die Sonne bereits wieder unterging. Die Schmerzen und das Schwächegefühl waren verschwunden. Der Heilungsprozess meiner Wunden war weit vorangeschritten. Das Loch in meiner Schulter hatte sich geschlossen, und auch mein Bein war, bis auf eine verschorfte Wunde, wieder völlig hergestellt.
    Ich nahm eine heiße Dusche, zog mich um und ging hinunter in den Club. Schon auf der Treppe dröhnten mir die Geräusche der Handwerker entgegen. Schon bald würde nichts mehr an den heimtückischen Anschlag erinnern. Ich stand etwas unentschlossen herum und sah mich nach Grant um.
    »Na, schon wach?« Carl löste sich aus einer Ecke und kam mir langsam entgegen. »Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt. Es gibt genug zu tun hier. Wir wollen morgen wieder öffnen. Du könntest…«
    Ich ließ ihn stehen und ging in Grants Büro. Er saß an seinem Schreibtisch, blickte auf und sah kopfschüttelnd zu, wie ich ohne zu hinken zu einem der Stühle ging.
    »Wenn ich dich nicht heute Nacht mit eigenen Augen gesehen hätte, dann…«
    »Lassen wir das, Grant. Mir geht es wieder besser, und das ist doch wohl die Hauptsache, oder?«
    Ich lächelte ihn sanft an.
    Er nickte und sagte: »Das ganze Viertel redet über Serges’ Ende. Es heißt, er habe sich mit einem mächtigen Clan von außerhalb angelegt. Und es heißt auch, da ss mein Club unter dem besonderen Schutz dieses Clans steht. Am meisten hat die Leute geschockt, wie er gestorben ist. Ich denke, du kennst die Details? Serge am Kronleuchter – ausgeblutet wie Schlachtvieh. Und dann die beiden zerstückelten Männer vor der Mauer?«
    »Bedauerst du diese Leute? Mu ss ich dich an Matti, Linda und die anderen erinnern?«
    »Nein, das mu sst du nicht. Ich will auch nicht wissen, wer dir geholfen hat. Aber lassen wir das. Ich habe einen Freund angerufen. Er ist Makler und hat mir sofort eine Penthouse-Wohnung in der Nähe angeboten. Wenn du willst, können wir sofort hinfahren, ich habe bereits die Schlüssel.«
    »Gut, la ss uns gehen.«
    Wir fuhren gemeinsam in seinem Auto. Ich spürte seine Befangenheit, aber er gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
    Die Wohnung gefiel mir auf Anhieb gut. Sie lag am Rande des Viertels, und ich konnte von den großen

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