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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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lediglich einen Denkzettel verpassen. Ich wollte…«
    »Sei still«, unterbrach ich ihn. »Einer von unseren Leuten ist tot. Einige schwerverletzt. Ich werde dich töten, Serge.«
    »Du kommst hier nie und nimmer lebend raus«, sagte er.
    »Ich bin ja auch lebend reingekommen.«
    »Willst du Geld? Ich zahle jede Summe.«
    Jetzt winselte er um sein Leben.
    »Serge, ich brauche kein Geld. Genaugenommen brauche ich nichts – außer Blut. Ich bin kein Mensch, Serge.«
    Ich beugte mich über ihn.
    »Siehst du diese Augen? Siehst du diese Zähne, Serge? Ich werde dir dein Blut nehmen. All dein Blut. Das nächste Mal sehen wir uns in der Hölle. Aber warte nicht auf mich. Es könnte noch etwas dauern.«
    Dann nahm ich ihn mir. Ich riss meinen Mund auf, öffnete mit meinen Fangzähnen seine Halsschlagader und hielt ihn dann mit ausgestreckten Armen in der Luft. Er würgte, keuchte und schlug kraftlos auf mich ein. Ich machte es ihm nicht leicht. Schließlich presste ich meinen Mund auf die Wunde und trank. Als er endlich tot war, band ich seinen leblosen Körper mit einem Gürtel an den Kronleuchter. Dort baumelte er wie ein ausgeblutetes Schwein im Schlachthof. An seine Füße band ich einen Zettel, den ich schon im Club vorbereitet hatte – eine unmissverständliche Warnung an alle, sich nicht noch einmal an »Grants Club« zu wagen.
    Dann begann sich die junge Frau auf dem Boden zu bewegen. Trotz meines Blutrausches hinderte mich irgend etwas daran, sie auf der Stelle zu töten. Ich zerrte sie auf den Flur, ließ sie dort liegen und rannte zurück in Serges Zimmer. Mit einem Feuerzeug zündete ich die Gardinen an und lief zurück auf den Flur. Bis auf die benommene Frau war er immer noch leer. Ich hastete auf die andere Seite des Flurs ins dunkle Balkonzimmer und wartete.
    Endlich wurde das Feuer bemerkt. Ich hörte laute Stimmen und Leute, die in Serges Zimmer liefen. Als sie seine Leiche entdeckten, war das Chaos perfekt. Es herrschte blanke Hysterie. Jetzt war der Moment gekommen, um zu verschwinden. Ich öffnete die Balkontür, schlich hinaus und sah vorsichtig nach unten. Nur noch zwei Männer waren zu sehen, die hektisch mit ihren Waffen am ausgestreckten Arm die Gegend absuchten. Die anderen waren zur anderen Seite des Hauses gelaufen, wo sich die Flammen jetzt sicherlich schon ausgebreitet hatten.
    Ich sprang und landete sanft auf dem Rasen. Doch unglücklicherweise drehte sich genau in diesem Moment einer der beiden Männer um.
    »Da, hinter uns!« schrie er und feuerte sofort los. Die großkalibrige Kugel durchschlug meine Schulter, und die Wucht des Geschosses warf mich nach hinten. Ehe ich mich aufrappeln konnte, waren sie schon über mir.
    »Die Nutte läuft nicht mehr weg!« schrie einer der beiden und scho ss mir ins Knie.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Ich lag benommen auf dem Boden. Blut spritzte aus beiden Wunden.
    »Das ist doch die Alte aus dem Club, wo du diesen schwulen Kellner umgelegt hast, Bert«, sagte der Mann, der mich zuerst getroffen hatte.
    Seine Worte trafen mich noch einmal wie ein Geschoß. Hier stand also Serges gedungener Henker vor mir. Der Mann, der meine Freunde auf dem Gewissen hatte. Er kam näher, blickte lächelnd auf mich herab und holte ein Funkgerät aus der Tasche.
    Eine Woge blanker Wut schoss durch meinen Körper. Die Benommenheit war plötzlich wie weggeblasen. Ich schoss wie eine gespannte Feder hoch und stürzte mich mit einem Schrei auf die beiden. Sie konnten nicht mehr reagieren. Ich erinnere mich nicht mehr, was ich mit ihnen getan habe. Ich weiß nur noch, dass ich erst wieder zu mir kam, als ich auf der anderen Seite der Mauer in einem Gebüsch keuchend auf dem Boden lag und meine Wunden betastete. Irgendwie musste ich die Flucht geschafft und mich in Sicherheit gebracht haben.
    Wie eine Schlange kroch ich anschließend durchs Unterholz und verschwand in der Dunkelheit.

16 - DAS PENTHOUSE
    Als ich den Club am frühen Morgen schließlich erreichte, war ich zu Tode erschöpft. Die gewaltigen Anstrengungen und meine Verletzungen hatten meine Kraftreserven fast gänzlich aufgebraucht. Schwankend stand ich vor der Hintertür, öffnete sie mit meinem Schlüssel und schleppte mich hinein. Drinnen im Club herrschte Ruhe und völlige Dunkelheit. Grant hatte den Laden für ein paar Tage geschlossen.
    Doch gerade als ich die Treppe hochgehen wollte, ging plötzlich im Flur das Licht an. Ich fuhr herum und hob schützend meinen Arm gegen das grelle Licht. Vor mir stand

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