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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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nehmen. Am richtigen Ort kannst du dich jederzeit ein bi sschen gehen lassen. Wollen wir noch etwas zusammen unternehmen? Die Nacht ist noch lang.«
    »Erst muss ich etwas wissen, Pia.«
    »Bitte, nur zu.«
    »Warum hast du den anderen nichts von Professor Barker gesagt?«
    Pia zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.«
    »Was heißt das, Pia?«
    »Soweit ich weiß, hilfst du ihm ein bisschen bei seiner Arbeit und verdienst dir zusätzlich noch etwas Geld. Immerhin warst du ja mal Archäologin. Das interessiert dich eben noch. Sollte ich denn noch mehr erzählen, Ludmilla?«
    Sie lächelte mich entwaffnend an.
    Ich schwieg. Was spielte Pia für ein Spiel?
    Sie stand auf und zog mich ebenfalls von meinem Stuhl hoch.
    »So, und jetzt habe ich keine Lust mehr, darüber zu reden. Wir werden noch früh genug zurück ins Gewölbe gehen und jede Menge erzählen müssen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wart’s ab, meine kleine Ludmilla. Und jetzt befehle ich dir als deine ältere Schwester mitzukommen. Ich will heute noch etwas erleben.«
    Sie zog sich lachend ihren Mantel an. Verwirrt ging ich zu Grant, um mich für den Rest des Abends abzumelden, und folgte Pia hinaus in die Nacht.
    Sie winkte ein Taxi heran. Wir stiegen ein, und Pia nannte die Adresse einer bekannten Diskothek am Stadtrand.
    Eine halbe Stunde später standen wir in der immer noch vollen Disko. Die dumpfen, dröhnenden Bässe brachten meinen Körper zum Vibrieren. Die Lightshow tat meinen Augen weh. Pia zog zwei Sonnenbrillen aus ihrer Handtasche, gab mir eine und zog mich an die Bar.
    »Warte, wir werden nicht lange allein bleiben.«
    Und tatsächlich. Wir hatten noch nicht einmal unsere Drinks bekommen, als sich zwei junge Männer zu uns setzten.
    »Allein hier?« fragte der eine. Er musste schreien, um den Lärm der Musik zu übertönen.
    Pia nickte. Sie sah sich die beiden an. Dann blieb ihr Blick auf dem Größeren von beiden haften. Ich sah, wie ihre Zunge kurz über ihre Reißzähne fuhr. Was hatte sie vor?
    »Ich will tanzen«, sagte sie und zog den Großen vom Hocker.
    Der Kleinere von beiden lächelte mich an. Er machte eine auffordernde Geste und zeigte auf die Tanzfläche. Ich schüttelte den Kopf, lächelte aber zurück.
    Pia tanzte lange und ausdauernd mit ihrer Eroberung. Dann kam sie an die Bar zurück, zog mich hoch und rief den beiden Männern zu, dass wir nur kurz auf die Toilette gehen wollten.
    »Was soll das, Pia?« fragte ich, als wir allein waren.
    »Ich habe Durst, Ludmilla. Und ich spüre, dass es auch bei dir bald soweit ist. Ich bin dabei, uns etwas zu essen zu besorgen.«
    »Die beiden da draußen?«
    »Genau. Wenn du sie nicht magst, such ich uns eben andere. Aber ältere Männer schmecken leicht abgestanden, sag ich dir. Ich weiß, dass du noch nicht gelernt hast, richtig zu genießen. Du musst sie dir suchen, bevor der Hunger kommt. Man kann es spüren. Du hast bisher immer zu lange gewartet. Wenn du weißt, wann es soweit ist, brauchst du nicht in irgendwelchen dunklen Hausecken zu hocken und auf Penner zu warten.«
    Sie schüttelte sich.
    Ich sah sie entsetzt an.
    Mir fiel meine unschöne Episode mit Patrick ein.
    »Aber Pia, wir können doch nicht…«, stammelte ich.
    »Was können wir nicht?«
    »Sie uns wie Schlachtvieh aussuchen.«
    »Ludmilla.«
    Sie kam näher, packte meine Schultern und beugte ihren Kopf dicht an mein Ohr.
    »Spürst du ihn nicht, wie er langsam kommt? Der Hunger? Willst du in ein paar Stunden wieder wie ein Junkie durch die Straßen torkeln und irgend jemanden anfallen? So ist es besser. Glaub mir.«
    Und sie hatte recht. Ich merkte, wie sich die Gier langsam aufbaute. Die Gier nach Blut. Sie kam wie eine Welle und erfasste meinen Körper und meinen Geist. Ich erschauerte.
    »Los, komm schon«, sagte Pia.
    Sie zog mich wieder hinaus in den Tanzsaal, ging zu unseren beiden Männern und flüsterte beiden etwas ins Ohr.
    Die beiden nickten grinsend, und wir gingen hinaus. Niemand beachtete uns. Ich nahm alles nur noch wie in Trance wahr. Der Hunger füllte mich aus.
    Wir gingen auf einen großen, unbeleuchteten Parkplatz, wo das Auto der beiden stand.
    Als wir an dem Wagen ankamen, blickte Pia sich kurz nach allen Seiten um, registrierte, da ss uns niemand beobachtete, und sagte: »Zeit für das Abendessen, Ludmilla.«
    Dann sprang sie mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die beiden jungen Männer zu. Ich hörte ein dumpfes Geräusch, und ehe die beiden auch nur reagieren konnten, lagen sie

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