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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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barsch »Herein«. Er erwartete offensichtlich einen der üblichen Lieferanten, der mal wieder mit ihm über neue Preise verhandeln wollte. Aber es war Michael Goldstein, der mit einem seiner Leute das Büro betrat.
    Ich registrierte sofort, dass etwas nicht stimmte. Michaels Blick war kalt. Er war offensichtlich dienstlich hier. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Hatte mich doch irgend jemand gesehen und erkannt?
    »Guten Abend«. Michael würdigte mich keines Blickes.
    »Es tut mir leid«, begann er, »aber heute bin ich nicht als Gast hier, sondern in meiner Funktion als Ermittler der Mordkommission.«
    Er schwieg und ließ seine Worte auf uns wirken.
    »Als Gast sehe ich Sie lieber, Michael«, antwortete Grant. »Aber selbstverständlich sind wir Ihnen auch beruflich behilflich. Allerdings wüsste ich beim besten Willen nicht, wie wir Ihnen helfen könnten. Die Sache gestern ist doch wohl nichts für Ihre Abteilung.«
    »Nein, deshalb bin ich nicht hier«, antwortete Michael. »Der Grund ist, da ss wir gestern Nacht ein paar Straßen weiter zwei männliche Leichen gefunden haben. Eine davon nahezu blutleer.«
    Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf scho ss.
    »Ja und?« fragte Grant.
    »Nun, neben einer der Leichen fanden wir dies hier.«
    Michael zog einen versiegelten Plastikbeutel aus der Tasche. Darin befand sich ein Streichholzbriefchen. Deu tlich war die Aufschrift »Grants Club« zu lesen. Mir stockte der Atem. In Sekundenbruchteilen war mir klar, was geschehen war. Ich musste bei dem Kampf mit meinen beiden Opfern die Streichhölzer verloren haben, die ich mir von Carl geholt hatte. Die Polizei hatte sie dann offensichtlich bei den Toten gefunden.
    »Ich verstehe nicht, Goldstein«, sagte Grant. »Ein Streichholzbriefchen aus meinem Club, nun gut. Davon sind viele in Umlauf. Die sind sehr beliebt. Schließlich sind wir so etwas wie eine Sehenswürdigkeit. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Zunächst will ich auf gar nichts hinaus«, antwortete Michael. »Aber es ist die erste Spur in einer Reihe von seltsamen Morden. Und wir müssen einfach allem nachgehen, was uns irgendwie weiterbringen könnte.«
    Er hielt kurz inne und warf einen Blick auf das Beweisstück.
    »Also, wir haben drei verschiedene Fingerabdrücke auf dem Briefchen gefunden. Zwei davon ziemlich frisch. Und das Seltsame ist: Keiner der drei Abdrücke ist identisch mit denen der beiden Opfer. Es besteht also die Möglichkeit, dass der Mörder die Streichhölzer während der Tat verloren hat.«
    »Verstehe ich richtig, was Sie uns sagen wollen, Michael?« fragte Grant.
    »Wollen Sie sagen, dass der Täter womöglich heute Abend bei uns im Club war und dann von hier aus losgezogen ist, um zu morden?«
    »Vielleicht«, antwortete Michael. »Natürlich kann sie auch jemand zufällig dort verloren haben. Aber ich glaube eigentlich nicht an Zufälle. Wir haben die Fingerabdrücke sofort durch unseren Computer gejagt. Und siehe da, wir sind fündig geworden. Einer der beiden frischen Abdrücke stammt von einem Ihrer Mitarbeiter: Carl Lenkowitz, Ihrem Geschäftsführer. Er ist vorbestraft wegen gefährlicher Körperverletzung und Zuhälterei. Ich würde ihn gern sprechen. Ist er schon da?«
    »Aber das heißt doch nichts«, antwortete Grant. »Carls Fingerabdrücke auf einem Streichholzbriefchen aus unserem Club – das ist doch nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Warum verdächtigen Sie ihn? Nur weil er vorbestraft ist?«
    Michael schüttelte langsam den Kopf. »Ich verdächtige niemanden. Ich will ihn zunächst einfach nur befragen. Vielleicht hat er den oder die Täter gestern Abend bedient. Darf ich jetzt wissen, ob er da ist?«
    Er wurde sichtlich ungeduldig.
    Grant erzählte ihm, dass Carl unten im Lager sei, und Michael und sein Mitarbeiter gingen zur Tür. Grant blieb kopfschüttelnd sitzen. Bevor er den Raum verließ, sah Michael zu mir herüber. Er lächelte nicht.
    Ich spürte eine Mischung aus Zorn und Trauer und nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Ich dachte nur noch an Carl. Er wu sste, wem er gestern Nacht Streichhölzer gegeben hatte und wer zur wahrscheinlichen Tatzeit den Club verlassen hatte. Auch meine Fingerabdrücke würden auf dem Briefchen zu finden sein. Alles noch keine Beweise. Aber wenn Carl mich beschuldigen und Michael Nachforschungen anstellen würde, könnte es verdammt eng für mich werden. Ich wusste ja, dass Carl mir schon lange nachspionierte und misstraute.
    Langsam stand ich auf und verließ unter einem

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