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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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hatte schon oft diesen Ausdruck gehört: Mich trifft der Schlag . Jetzt wusste er, was damit gemeint war. In der Tat zuckte er zusammen, als hätte er von hinten eine Ohrfeige erhalten. Ihm wurde heiß und kalt.
    »Ihr was?«
    »Nicht so laut, Junge!«
    »Hast du ›ihr Lover‹ gesagt?«
    Kai Olschewski lächelte zu dem Neukunden hinüber, aber der interessierte sich natürlich mehr für Kim als für den Rest der Welt.
    »Sag bloß, du hattest keine Ahnung.«
    »Nein, hatte ich nicht. Meine Mutter soll einen … Geliebten gehabt haben? Das ist nicht dein Ernst!«
    Kai Olschewski zuckte bedauernd mit den dicken Schultern.
    Leon spürte, dass Kai keine blöden Witze auf Kosten seiner Mutter machte. Der glaubte, was er sagte, und es war ihm unangenehm, darüber zu reden.
    »Wer wusste noch davon?«
    »Du meinst, außer dir?«
    »Ja. Wer noch?«
    »Praktisch jeder.«
    »Häh? Was? Willst du mich verarschen?«
    »Glaub mir, Kleiner, nichts liegt mir ferner …«
    »Das heißt: Mein Vater wusste es auch?«
    Kai Olschewski hob die Hände, als wolle er sich ergeben, dann ließ er sie auf die Arbeitsplatte fallen. »Ein Mann merkt so etwas immer. Es gibt viele Arten, eine Ehe zu leben. Die beiden hatten ihre. Jeder hat im Grunde sein Leben gelebt. Was ist dabei?«
    Er zeigte mit dem Finger auf Leon. Der hielt sich krampfhaft an der Theke fest, als hätte er Angst, gleich könne der Boden unter ihm wegbrechen und er durch einen tiefen Riss in der Welt ins Innere der Erde fallen. In den Höllenschlund.
    Leon war blass. Er schwankte.
    Kai redete weiter: »Es steht dir nicht zu, darüber zu urteilen. Dir nicht und auch sonst niemandem.«
    »Wenn es jeder wusste, wieso dann ich nicht?«
    »Naja, vielleicht war es ihr peinlich, weil er ja doch viel jünger ist als sie … äh, war.«
    »Wie heißt er?«
    »Jörg Parks.«
    Leon stieß sich von der Theke ab. Er hatte jetzt wieder festen Stand. Es war, als sei durch die Nennung des Namens ein Fluch gebrochen worden, der ihn bislang in seinem Bann gehabt hatte. Zwei Wörter reichten als Erlösungsritual aus: Jörg Parks.
    Kai Olschewski ahnte genau, was Leon jetzt dachte. Er winkte ab: »Der muss keineswegs der Mörder deiner Mutter sein, Junge. Bitte, denk das nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie den reingelassen hat, wenn dein Vater zum Nachtangeln war, und auch du etwas Besseres zu tun hattest. Wer weiß, wie lange die beiden sich auf eine sturmfreie Bude gefreut haben …«
    Einerseits war Leon froh darüber, jemanden zu haben, der offen mit ihm sprach, andererseits hatte er das dringende Bedürfnis, seine Mutter zu verteidigen. Es gab in ihm aber auch durchaus den Wunsch, den Vanilledrink in Kai Olschewskis Gesicht zu schütten, aber es war nicht nur seine muskulöse Statur, die Leon daran hinderte, diese Dummheit zu begehen. Er hatte auch Angst, Kai dann als Informanten zu verlieren. Aber jetzt, da das Wichtigste raus war, sprach Kai Olschewski ungeniert weiter: »Also, dieser Jörg Parks und deine Mutter, die haben sich quasi hier kennengelernt. Ich war schuld, wenn du so willst. Ich habe deiner Mutter doch zum Vierzigsten ein Probetraining geschenkt, weil sie mich doch immer unterstützt hat in der schweren Zeit. War ein Pfundskerl, deine Mutter! Ja, und hier hat sie dann den Jörg kennengelernt. Der hat damals als Aushilfskraft bei mir gearbeitet, auf Vierhundert-Euro-Basis. Eigentlich hat der nämlich noch Sport studiert.«
    Meine Mutter und ein Sportstudent?, dachte Leon. Er brachte das Bild, das er von ihr in seinem Herzen trug, nicht damit überein, dass sie mit einem jungen Mann herummachte oder überhaupt mit einem fremden Mann. Es fiel ihm sogar schwer, sich vorzustellen, dass sie Sex mit seinem Vater gehabt hatte.
    »Erzähl mir alles über diesen Jörg Parks, was du weißt.«
    »Ja, viel gibt es da nicht zu erzählen. Er ist handwerklich sehr begabt. Er hat mir geholfen, die Sauna zu bauen und immer, wenn mal was war, dann …«
    Leon unterbrach Kai. »Wann hat er meine Mutter kennengelernt?«
    »Du meinst, wie lange das schon lief mit den beiden? Seit Sommer letzten Jahres – also praktisch, seit sie zum ersten Mal hier war. Einen Vertrag hat sie ja nicht gemacht, das Training war nichts für sie, hat sie behauptet, aber das stimmte nicht. Ich glaube, sie wollte einfach jeden Kontakt zu Jörg vermeiden. Die haben sich immer nur heimlich getroffen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von ihm. Er fand das spannend und herrlich verkorkst.«
    »Aber wenn mein

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