Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
Freundin? Wer sagte eigentlich, dass es ein Mann gewesen sein musste … Eine Frau konnte genauso gut in Wut geraten, zustechen und töten. Aber das bedeutete, er musste im Freundes- und Bekanntenkreis seiner Mutter suchen.
    Er verließ das Badezimmer und machte sich weitere Notizen:
    3. Alle Freunde und Bekannten von Mama sind verdächtig.
    Er unterstrich das Wort alle . Damit wurde ihm gleichzeitig klar, dass er ab jetzt den alten Freunden der Familie nicht mehr trauen konnte. Jeder war der mögliche Mörder. Jeder konnte es gewesen sein.

21
    Leon ging mit Ben in Richtung Edith-Stein-Schule, bis sie außer Sichtweite waren, dann sagte er: »Ich kann nicht mit, Ben. Ich habe noch etwas anderes vor.«
    »Schon klar. Brauchst du mich?«
    Leon schüttelte den Kopf. Das mochte er an Ben. Sein Freund war nicht zu neugierig. Er bot Hilfe an, fragte ihn aber nicht unnötig aus. Auf eine angenehme Art war er verschwiegen und zurückhaltend. Leon musste ihn nicht darum bitten, zu Hause darüber den Mund zu halten. Es war einfach klar zwischen ihnen. Vielleicht würde es irgendwann herauskommen, aber dann ganz sicher nicht, weil Ben gepetzt hatte.
    Oma Schröder hatte eine Katzenluke unten in der Tür. Dort verschwand gerade der rostrote Schwanz ihrer Lieblingskatze Ludmilla.
    Leon musste nicht klingeln. Frau Schröder hatte ihn kommen sehen und öffnete sofort. Sie war gleich rührend bemüht um ihn und bat ihn, Platz zu nehmen. Das war leichter gesagt als getan. Auf jedem Sessel ruhte zusammengerollt eine Katze, und auf der Rückenlehne des Sofas thronte Ludmilla und sah nicht so aus, als ob sie bereit sei, ihren Platz kampflos zu räumen.
    Molli war auch da. Sie strich freudig um Leons Beine.
    Oma Schröder rührte einen Kakao für Leon an, obwohl er Kakao zweimal abgelehnt hatte. Für Oma Schröder würde er immer »ihr kleiner Junge« bleiben, weil sie, als er klein war, manchmal auf ihn aufgepasst hatte.
    Er kam gar nicht dazu, ihr seine Fragen zu stellen. Sie hatte selbst so viele.
    Wie es seinem Vater gehe, wollte sie wissen, und wie er selbst mit der Sache fertig werde. Für sie war völlig klar, dass Holger Schwarz unmöglich der Mörder seiner Frau sein konnte. Sie beschwor Leon, ja nicht so einen Unfug zu glauben. Sein Vater sei ein guter, rechtschaffener Mann. Wörtlich sagte sie: »Wenn es mehr solcher Menschen gäbe wie deinen Vater, sähe die Welt besser aus! Das habe ich auch diesem schrecklichen Kommissar erzählt. Der ist verdorben worden vom Unheil der Welt. Wer so viel Verderbtheit und Verbrechen gesehen hat wie der, der kann nicht mehr an das Gute im Menschen glauben.«
    Ihr zuliebe trank Leon den viel zu süßen Kakao. Eine Tasse Kaffee wäre ihm bedeutend lieber gewesen. Er kraulte mit einer Hand Molli und hielt in der anderen die Kakaotasse. Ludmilla näherte sich in feindseliger Absicht.
    »Ihre Meinung in allen Ehren, Frau Schröder, aber meinem Vater helfen nur handfeste Zeugenaussagen. Wer ihn hat kommen sehen, zum Beispiel …«
    Sein Satz hing in der Luft wie ein rettendes Seilende. Für einen Moment sah es aus, als ob sie es ergreifen würde, aber dann zuckte sie mit den Schultern und verzog traurig den Mund.
    »Wem hilft es, wenn ich lüge? Glaub mir, Leon, ich würde gerne für deinen Vater etwas Entlastendes aussagen, aber das kann ich nicht. Ich habe nichts gesehen. Ich bin gegen zehn Uhr abends von einer Betreuung nach Hause gekommen. Ich war bei Frau Weber. Ihre Schwiegertochter hat mir frische Leber für meine kleinen Lieblinge mitgegeben. Ich habe sie also noch gefüttert, obwohl es dafür eigentlich schon zu spät war. Molli, der kleine Feinschmecker, hat es wohl gerochen und ist auch noch gekommen. Molli und Ludmilla haben sich gezankt, obwohl wahrlich genug für alle da war.«
    »Haben Sie irgendetwas Außergewöhnliches gesehen oder gehört? Ist noch Besuch gekommen?«
    Sie hob Ludmilla hoch und streichelte die eifersüchtige Katze.
    »Manchmal sitzen Sie doch hinter dem Fenster. Vielleicht haben Sie ja gesehen, wer meine Mutter besucht hat … Es muss sie jemand besucht haben.«
    »Wer denn?«
    »Der Mörder. Meine Mutter muss ihm geöffnet haben. Im Schlafanzug. Spät nachts.«
    »Nein, tut mir leid. Ich habe niemanden gesehen. Ich würde dir ja gerne helfen, aber ich bin früh ins Bett gegangen. Es ging mir nicht so gut. Die Besuche bei Frau Weber machen mir immer viel zu schaffen …« Sie winkte ab. »Aber warte mal. Ich bin noch einmal wach geworden. Molli und Ludmilla

Weitere Kostenlose Bücher