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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sie aus wie gigantische Schuhkartons, vollgepackt mit Legosteinen. Unwirklich. Beängstigend. Geisterschiffe. Sie stellte sich vor, dass sie ohne Mannschaft fuhren. Ferngesteuert, wie eine Drohne über Kundus.
    Johanna radelte im Licht der untergehenden Sonne vorbei an dieser schaurig-schönen Szenerie. Hunderte Autos warteten hier hinter dem Zaun darauf, nach Übersee verschifft zu werden.
    Hier wohnte kein Mensch. Aber irgendwo hier musste er sein. Die Signale waren eindeutig. Maik saß hier irgendwo seit mindestens zwei Stunden und rührte sich nicht vom Fleck.
    Genau darauf hatten sie gewartet. »Wenn der blinkende Punkt sich eine Weile nicht mehr bewegt, dann kann es sein, dass Maik ein neues Opfer belauert«, hatte Leon gesagt.
    Johanna konnte ihn zwar noch nicht sehen, aber sie wusste genau, was für Maik hier so interessant war. Kaum denkbar, dass er Fotos von Containerschiffen für sein Sammelalbum schoss. Aber dort hinten bei den Lagerhallen, da war ein Parkplatz, der nachts gern von Pärchen genutzt wurde. Sie fuhren zum Knutschen dorthin. Johanna kannte den Ort nur gerüchtehalber. Er wurde »Love-in« genannt.
    Sie sah ein paar junge Leute um einen Golf herumlungern. Die Türen des Wagens waren offen. Auf dem Dach standen zwei Sixpacks Dosenbier.
    Musik wummerte.
    Es konnte nicht mehr weit sein bis zu diesem legendären Parkplatz. Johanna stellte ihr Rad ab. Sie durfte auf keinen Fall von Maik gesehen werden.
    Sie hatte hier genug Schutz und Deckungsmöglichkeiten zwischen den Autos. Aber wo war Maik? Es gab zwei hohe Gebäude in der Nähe. Sie vermutete, dass er, um die Übersicht zu haben, sich auf einem der Flachdächer befand.
    Dann wurde es sehr schnell dunkel, und sie fühlte sich sicherer. Sie hatte ihr Handy auf »lautlos« gestellt. Jetzt vibrierte es.
    »Ja. Wo bleibst du, Leon?«
    »Ich bin unterwegs.«
    »Ich glaube, er ist am ›Love-in‹«.
    »Woher kennst du das denn?«, fragte Leon, und es klang fast eifersüchtig.
    »Für wen hältst du mich? Eine höhere Tochter aus adeligem Haushalt?«
    »Ähm … äh … ich … ich wollte damit nichts … nichts über dich sagen, sondern …«
    »Sondern was?«
    »Ach, nix. Warte einfach da. Ich bin gleich bei dir.«
    Sie fand, dass dieser Punkt eindeutig an sie gegangen war. Sie wartete gebückt zwischen zwei Pkw.
    Zwei Jugendliche beim Golf bekamen Streit. Einer lief hinter dem anderen her und warf eine Dose Bier. Sie flog gegen einen Maschendrahtzaun und federte zurück. Die Dose rollte, eine Schaumspur hinterlassend, quer über die Straße.
    Johanna drückte sich fest an die Autos und versuchte, sich so klein zu machen, dass ein Rad ihr genügend Deckung gab. Sie wollte von den zwei jungen Männern nicht gesehen werden. Diese angetrunkenen Spaßvögel würden sich bestimmt fragen, warum sie sich nachts alleine hier herumtrieb. Irgendwie war sie sich sogar sicher, dass Maik diese kleine Party längst beobachtete. Sie war vermutlich nicht interessant für ihn. Wenn sie sich in Maik hineinversetzte, dann waren diese Dosenbiertrinker ein Störfaktor. Kaum denkbar, in ihrer Nähe Frauen zu treffen, die sich unbeobachtet fühlten und auszogen.
    Oder irrte sie sich? War das hier so eine Art Vorglühen? Eine Vorbereitung auf irgendeine Gruppensexparty, auf die Maik sich schon lange freute?
    Johanna hielt es nicht länger in diesem unsicheren Versteck aus. Sie huschte im Schutz der Dunkelheit auf das erste große Gebäude zu. Die Tür war nur angelehnt.
    Ein Auto mit offenem Verdeck rauschte heran und bremste scharf bei dem Golf. Großes Hallo und Gequietsche. Zwei Männer stiegen in das Cabrio, zwei Frauen aus dem Cabrio in den Golf. Der offene Sportwagen startete sofort. Die Insassen kreischten. Kurze Zeit später knatterte auch der Golf davon. Der Motor klang, als ob er es nicht mehr lange machen würde.
    Im Gebäude hörte Johanna Geräusche wie von Durchzug. Etwas klirrte. Metall auf Metall. Ein Fenster oder eine Tür klapperte.
    Johanna berührte die Tür leicht. Sie ging quietschend nach innen auf.
    Johanna stand in einem fast leeren Raum. Es war eine Lagerhalle, in der nichts mehr gelagert wurde. Ketten hingen von der Decke. Flaschenzüge mit Seilen, die aus der Führung geraten waren.
    An der hinteren langen Wand ging eine schmale Wendeltreppe nach oben. Die staubblinden Fenster ließen genug Licht von den zwei Laternen auf der Straße ins Gebäude, so dass Johanna sich zurechtfinden konnte.
    Johanna roch sein Aftershave. Bruno Banani.
    Ein

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