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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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paar Fenster waren durch Steinwürfe zerdeppert worden. Das Licht fiel da durch wie an den Rändern ausgefranste, zerschnittene Kegel.
    Maik musste hier sein. Sie konnte seine Anwesenheit spüren. Sie vermutete, dass er die Treppe hinaufgestiegen war und von oben den Parkplatz beobachtete.
    Sobald Leon da ist, dachte sie, stellen wir ihn in flagranti, und dann rufen wir die Polizei.
    Aber es kam anders, ganz anders als sie dachte. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Reißgeräusch, als ob etwas zerfetzt werden würde.
    Sie fuhr herum. Maik hielt eine Rolle mit Klebeband in der Hand. Er stürzte sich auf Johanna und wickelte ihr schnell das Band zweimal um den Kopf. Es sollte ihren Mund verkleben, aber weil sie sich wehrte, ging das schief. Es klebte einmal um ihr Kinn und einmal quer über ihrer Nase.
    Sie trat Maik gegen das linke Schienbein. Er jaulte auf und ließ von ihr ab. Die Isolierbandrolle baumelte an Johannas Nacken nach unten. Sie griff danach, um sich zu befreien. Es tat weh. Das Zeug klebte unheimlich auf der Haut und in den Haaren.
    Irgendwie konnte sie sich trotz der eindeutigen Situation immer noch nicht wirklich vorstellen, dass Maik in der Lage war, ihr etwas Böses anzutun. Anderen Menschen, ja. Aber ihr doch nicht. Sie war doch so etwas wie seine Stieftochter. Er liebte ihre Mutter. Er hatte sie getröstet, wenn sie traurig war, ihre Launen ertragen und für sie gekocht. Er würde ihr vielleicht eine Ohrfeige geben, ihr, wenn es hochkam, eine reinhauen, aber mehr doch ganz sicher nicht.
    Dann sah sie das Messer aufblitzen.
    Sie hob vorsichtig beide Hände. »M … Maik, du willst doch nicht … komm, mach keinen Mist. Leg das Messer weg. Du brauchst keine Angst zu haben, ich hau dich nicht in die Pfanne. Das kann doch alles unter uns bleiben. Ich meine, es hat doch kein Mensch ein Interesse daran, dich hochgehen zu lassen …«
    Er umkreiste sie und stach immer wieder in ihre Richtung. Sie wich der Klinge mühelos aus. Es waren keine ernsthaften Versuche, sie zu verletzen. Mehr so ein Angstmachen. Er drängte sie damit in eine bestimmte Richtung, trieb sie in eine Ecke des Raumes. Dahin, wo die Wendeltreppe zum Dach führte.
    Etwas in ihr sagte ihr, dass sie mit ihm reden musste. Sie versuchte, Kontakt mit ihm zu halten, dann könnte alles nicht so schlimm werden. Er war ganz offensichtlich krank und wütend, aber es gab garantiert auch gesunde Anteile in ihm. Die versuchte sie anzusprechen, um sich mit ihnen zu verbünden.
    Sie bemühte sich um einen fast heiteren Tonfall. Wer lacht und fröhlich ist, kann nicht böse sein, dachte sie und sagte, auf seine so gern benutzten Filmzitate anspielend: »Aus welchem Film ist das? Lass mich raten. Dr. Jekyll und Mr. Hyde? Ja klar. Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Machst du toll. Ich wäre fast drauf hereingefallen. Hahaha! Guter Witz.«
    Er ließ das Messer durch die Luft sausen. Die scharfe Klinge verfehlte nur um Zentimeter ihr Gesicht.
    »Das ist kein Witz, du blödes Luder. Kein Witz!«
    »Was soll das denn sonst werden? Ein Massaker?« Sie spürte, dass sich die Situation veränderte.
    Seine Stichattacken wurden heftiger, ernsthafter, und er zielte jedes Mal auf ihren Hals oder ihr Gesicht.
    »Ach, klar. Ja sicher, hätte ich auch schneller drauf kommen können. Psycho. Klar, du spielst Norman Bates aus Psycho. Sitzt irgendwo deine mumifizierte Mutter im Schaukelstuhl? Buhuhuu …« Sie deutete mit ihren Händen Krallen an und kratzte damit durch die Luft. Sie wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm, so zu reden, aber vielleicht brauchte sie dafür auch keinen Mut, sondern erhielt welchen. Es war, als würde sie sich selbst aufbauen und ihn verunsichern. Ja, sie quatschte sich Boden unter die Füße.
    Noch immer baumelte die Kleberolle an ihr.
    »Du wirst sterben, mein kleiner Engel. Dein ganzes Gesülze nutzt dir nichts mehr. Hast du noch einen letzten Wunsch? Willst du beten?«
    »Ich will endlich diese Scheiße hier los sein!«, schrie sie und riss sich das Isolierband vom Gesicht. Es tat höllisch weh. Der Schmerz verlieh ihr neue Kraft, schüchterte sie aber gleichzeitig auch ein.
    Sie warf die Rolle in Maiks Richtung, verfehlte aber seinen Kopf.
    »Leon!«, brüllte sie. »Leon?! Hilfee!«
    Sie rannte in einen Winkel, von wo aus sie versuchen wollte, Maik zu entfliehen. Er schaffte es aber immer wieder, sich zwischen Johanna und der Tür zu positionieren.
    »Leeeon! Er ist hier bei mir, in der Halle! Er hat ein Messer! Er will mich

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