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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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schweigend da, dann fragte Rose Marie: »Und was sage ich Olson? Er kommt in fünfzehn Minuten her. Ich hätte ihm die offizielle Version über Rodriguez vorbeten und sagen können, wir seien zufrieden, dass Alie’es Mörder sich selbst gerichtet hat. Aber was sage ich jetzt?«
    »Lügen Sie einfach«, schlug Lucas vor. »Sagen Sie ihm, es lägen Beweise dafür vor, dass Rodriguez der Mörder war; wir würden jedoch auch noch andere Möglichkeiten untersuchen.«
    »Er wird fordern, dass wir die Sache bald zu Ende bringen«, seufzte Rose Marie.
    »Scheiß-Ende«, knurrte Lucas. »Niemand findet jemals ein Ende …«
    »Dieses Pack aus Burnt River verdient jedenfalls keines«, murmelte Del.
     
     
    Lucas bat Del, sich beim Morddezernat nach dem Ergebnis der Umfrage mit Spooners Foto bei den Partygästen zu erkundigen. »Ich muss noch Papierkram erledigen«, sagte er. »Danach könntest du mal nach Marcy sehen. Sag ihr, ich käme so bald wie möglich bei ihr vorbei.«
    Als Del sich auf den Weg gemacht hatte, ging Lucas in sein Büro, verschloss die Tür hinter sich, sah auf die Uhr, lehnte sich weit in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Zehn Minuten später riss er die Augen wieder auf. Zeit, sich in Bewegung zu setzen … Er zog den Mantel an und ging zurück zu Rose Maries Büro, öffnete die Tür des Vorzimmers einen Spalt, steckte den Kopf hindurch, sah zur geschlossenen Tür von Rose Maries Büro hinüber und fragte die Sekretärin: »Ist die Olson-Bande noch da drin?«
    »Ja. Und zwar eine recht traurig dreinblickende Bande.«
    Lucas ging zum Ende des Flurs, zog den Mantel aus und legte ihn gefaltet über den Arm; von hier aus hatte er die Tür zu Rose Maries Vorzimmer im Blick, erweckte jedoch auch den Eindruck, als warte er auf jemanden, der durch den Haupteingang ins Gebäude kam. Draußen auf der Straße stand dicht an dicht eine Kolonne von Fernsehübertragungswagen; ein Reporter mit eckigem Kinn, gekleidet in einen Trenchcoat, machte eine Standprobe mit dem Rathaus als Hintergrund. Weitere Sendezeit für Alie’e …
    Ein Cop namens Hampstadt kam vorbei, sah Lucas lauernd an, fragte: »Kennen Sie den von dem Mann mit den Kopfschmerzen?«
    »O Gott«, sagte Lucas.
    »Ein Mann geht zum Arzt, sagt: ›Doc, Sie müssen mir helfen. Ich habe fürchterliche Kopfschmerzen. Als ob jemand einen Nagel durch meine Stirn hämmern würde. Oder eine große Kneifzange hinter meinen Ohren ansetzen und zudrücken würde. Das kommt vom Stress in meinem Job. Ich kann im Moment nicht krank feiern, aber dieses Kopfweh bringt mich noch um. Bitte helfen Sie mir.‹ Und der Doc sagt zu dem Mann: ›Ich habe ein Heilmittel für Sie. Mir ist das Gleiche passiert – ich habe zu viel gearbeitet, und ich bekam das gleiche Kopfweh wie Sie. Eines Nachts nun hatte ich oralen Sex mit meiner Frau, und ihre Beine waren fest um meinen Kopf geschlungen, wirklich ganz fest, und dieser Druck muss irgendwas bewirkt haben, denn nachher war das Kopfweh gar nicht mehr so schlimm. Also habe ich das jede Nacht gemacht, zwei Wochen lang, und am Ende der zwei Wochen war das Kopfweh weg.‹ Und der Mann sagt: ›Ich bin wirklich völlig verzweifelt, Doc. Ich werde es versuchen.‹ Der Doc sagt: ›Okay, kommen Sie in zwei Wochen wieder zu mir.‹ Der Mann geht, und nach zwei Wochen kommt er zurück. Er ist der vergnügteste Mann auf der Welt. Und er sagt: ›Doc, Sie sind ein Wunderheiler. Ich habe genau das gemacht, was Sie gesagt haben, und das Kopfweh ist verschwunden. Völlig weg. Es geht mir großartig. Ich glaube, es muss tatsächlich an diesem Beindruck liegen – übrigens, Sie haben ein wunderschönes Zuhause.‹«
    »Das habe ich geahnt«, sagte Lucas ohne das kleinste Lächeln.
    »Quatsch«, knurrte Hampstadt. »Innerlich platzen Sie doch fast vor Lachen.«
    »Habe ich Sie schon mal auf unser Sensitivitätstraining hingewiesen? Es findet statt jeweils am …«
    »Scheiß-Sensitivität«, fauchte Hampstadt. »Kein Mensch in diesem verdammten Department hat mehr Sinn für Humor.«
    Am Ende des Flurs kam Olson aus der Tür des Chefbüros. Lucas stieß sich von der Wand ab. »Ich muss weg«, sagte er zu Hampstadt. Er ging um die Ecke zum Eingang, sah auf die Fernsehwagen hinunter, zählte bis zwanzig, ging dann zurück in Richtung auf das Chefbüro. Kurz vor der Ecke hörte er die Gruppe kommen, stieß dann beinahe mit Olson zusammen. »Oh, Entschuldigung, tut mir Leid«, murmelte Lucas, und Olson sagte »Oh, Chief Davenport … Wir

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