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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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den Kopf.
    »Wir waren bereit, mit Jael Corbeau und Catherine Kinsley das gleiche Köderspielchen zu treiben, und die beiden hatten sich, anders als Spooner, nichts zu Schulden kommen lassen.«
    »Ja, aber sie waren freiwillig bereit dazu«, sagte Lester.
    »Sie hatten keine andere Wahl, Frank. Ihre Namen waren durch ein Leck in unserem Department an die Öffentlichkeit gelangt und in den Medien genannt worden. Sie wären nicht freiwillig dazu bereit gewesen, wenn ihre Namen nicht bereits bekannt gewesen wären.«
    »Okay, okay … Ich reagiere manchmal ein wenig zu voreilig.«
    »Werden Sie ein paar Leute zu Spooners Bewachung abstellen?«
    »Ja. Wird gleich erledigt.«
    »Danke. Noch etwas, wenn sie gestatten. Ich habe mit Spooner verabredet, dass er heute mit seinem Anwalt herkommt – aber ich möchte das absagen. Bitte rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, dass wir nach dem Tod von Rodriguez den ganzen Fall neu aufrollen und dass wir seine Aussage wahrscheinlich überhaupt nicht mehr brauchen.«
    »Kann ich machen, aber warum rufen Sie ihn nicht selbst an?«
    »Ich möchte nicht mit ihm sprechen«, sagte Lucas. »Mein Vorrat an Lügen ist zurzeit aufgebraucht.«
     
     
    Danach ging Lucas zum Krankenhaus. Del kam gerade heraus. »Sie haben sie wieder auf die Intensivstation verlegt«, sagte er mit besorgtem Gesicht. »Die Lungenentzündung hat sie fest in den Krallen.«
    »Kann sie sprechen?«
    »Sie schläft. Sie sagen, sie hätten alles unter Kontrolle, aber ich finde, Marcy sieht schlechter aus als gestern.«
    »Verdammt, Mann … Ich will mir das ansehen …« Del ging wieder mit ihm zur Intensivstation. Eine Schwester führte sie ins Zimmer, aber Marcy schlief, wie Del gesagt hatte. Sie gingen, machten sich auf den Weg zu Weathers Arztzimmer. Niemand da. »Was hast du sonst noch über ihren Zustand rausgefunden?«, fragte Lucas.
    »Black ist vor zehn Minuten gegangen, um sich was zu essen zu holen; er sagt, die Ärzte seien weiterhin optimistisch.«
    »Und was meint er selbst?«
    »Er ist kein Arzt«, sagte Del.
    »Das weiß ich, aber was meint er selbst dazu?«
    »Er meint, Marcy sei in Schwierigkeiten.«
    Sie gingen zurück zur Intensivstation und sahen durch das Beobachtungsfenster zu Marcy hinein. Nach einigen Minuten machten sie sich auf den Rückweg zum Präsidium.
     
     
    An Lucas’ Bürotür hing eine Notiz von Loring: »Sofort zu mir kommen.« Lucas und Del gingen zum Morddezernat und fanden Loring damit beschäftigt, die Aussage eines blassen, blonden, ganz in Schwarz gekleideten Mannes aufzunehmen. Wäre er älter gewesen, hätte man ihn für den Besitzer eines Bestattungsinstituts halten können.
    »Was ist los?«, fragte Lucas.
    »Ah, da bist du ja«, grüßte Loring. »Das hier ist Mr. John Dukeljin, er war Gast bei Sallance Hansons Party. Er hat William Spooners Foto aus dem Satz herausgegriffen und sagt, er habe ihn auf der Party gesehen.«
    »Oh«, sagte Lucas. »Großartig.«
    »Ich bin mir fast sicher«, sagte Dukeljin. »Er ging gerade, als wir ankamen. Ich sah ihn von der Straße aus die Zufahrt runterkommen – Sally hat diese hellen Lampen überall im Vorgarten, sodass ich ihn ziemlich deutlich sehen konnte –, und ich machte meinen Freund auf ihn aufmerksam. Aber er war vor uns am Ende der Zufahrt und ging in der entgegengesetzten Richtung weiter.«
    »Warum haben Sie Ihren Freund auf ihn aufmerksam gemacht?«, fragte Lucas. »War etwas Besonderes an ihm?«
    »Ich meinte, es könnte sich um einen Schwulen handeln«, antwortete Dukeljin.
    »Mr. Dukeljin und sein Freund sind schwul«, sagte Loring.
    »Aha. Aber warum haben Sie …?«
    »Er trug eine Handtasche. Es ist längst aus der Mode, dass Männer Handtaschen tragen. Aber wenn man einen Mann ganz unbefangen mit einer Handtasche daherkommen sieht, macht man sich so seine Gedanken, verstehen Sie …«
    Lucas sah Loring an. »Manchmal kann man tatsächlich bei dir einen leichten Anflug von Intelligenz entdecken.«
    »Du bist doch nur eifersüchtig«, sagte Loring.
    »Was ist los?«, fragte Del verständnislos.
    »Wir haben Sandy Lansings Handtasche nie gefunden«, erklärte Loring. »Wenn wir sie gefunden hätten, hätten wir sie wahrscheinlich sofort als Dealerin festnageln können.«
    Lucas wandte sich an Dukeljin: »Glauben Sie, Ihr Freund würde Mr. Spooner ebenfalls identifizieren können?«
    »Ich konnte bislang keinen Kontakt mit ihm aufnehmen. Er ist bei einem Bauprojekt – er ist Ingenieur –, aber ich habe ihn ja

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