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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verschwindet er irgendwie – vielleicht durch dieses Fenster, ich weiß es nicht. Jedenfalls erscheint er nicht auf unserer Liste der Partygäste. Er gehört ja nicht zum Kreis dieser Leute, er ist nur ein Freund Lansings, und viele der Leute kennen nicht einmal sie .«
     
     
    »Einen Moment mal«, unterbrach Rose Marie. »Das ist nicht schlüssig. Alles andere passt ja irgendwie zusammen, aber das ist doch eine reine Vermutung …«
    »Lassen Sie mich erst mal zu Ende kommen«, sagte Lucas.
     
     
    »Wir finden heraus, dass Rodriguez auf der Party war, denn anders als Spooner ist er als reicher, allein stehender Geschäftsmann bekannt, und so mancher andere Partygast interessiert sich für ihn.
    Als Al-Balah uns die Verbindung zwischen Rodriguez und Lansing aufzeigt, nehmen wir an , dass es im Rahmen des Lieferanten-Dealer-Verhältnisses zwischen den beiden zu einer Auseinandersetzung gekommen ist. Und in dem Wissen, dass Rodriguez der Boss von Lansing ist, gehen wir davon aus, dass Derrick Deal das ebenfalls wusste. Wir nehmen an, Deal sei zu Rodriguez gegangen, habe versucht, ihn zu erpressen, und dafür mit dem Tod büßen müssen. Als ich aber den Angestellten in Brown’s Hotel ein Foto von Rodriguez zeige, erkennt ihn niemand. Und mir fällt ein, dass Deal sich bei dem ersten Gespräch, das ich mit ihm führte, nicht ganz sicher war, ob Sandy Lansing eine Dealerin war. Er meinte , es könnte so sein, wusste es aber nicht. Und daraus schloss ich, dass er auch nicht wusste, wer Lansings Drogenlieferant war. Aber er wusste sehr gut, wer ihr Freund oder Liebhaber war – das ist uns heute durch das Foto von Spooner im Hotel bestätigt worden. Er ist zu Spooner gegangen, nicht zu Rodriguez – und wurde ermordet.
    Von den Leuten auf der Party, die Spooner dort gesehen haben könnten, kamen hauptsächlich Lansing und Rodriguez in Frage; aber Lansing war tot, und Rodriguez war zum Schweigen verurteilt, weil dann die ganze Drogensache und der Schwindel mit den Appartementgebäuden aufgeflogen wäre.
    Dann kommt es zu meinem Gespräch mit Spooner. Ich versuche, ihm Angst einzujagen, indem ich ihm sage, dass wir Rodriguez ständig beobachten und jederzeit hochgehen lassen können.
    Spooner ist klar, dass er erledigt ist, wenn wir uns tatsächlich auf Rodriguez stürzen – Rodriguez wird zwar so lange wie möglich Widerstand leisten, aber wenn wir ihn mit dem Vorwurf des Mordes konfrontieren, wird er auspacken, und dabei wird rauskommen, dass Spooner auf der Party war. Und dass Spooner irgendein Verhältnis mit Sandy Lansing hatte – Sex, Dope, was auch immer. Spooner ist klar, dass die Verdachtsmomente ebenso gut auf ihn passen wie auf Rodriguez. Aber wenn Rodriguez Selbstmord begeht …
    Spooner weiß, dass wir Rodriguez beobachten, und vermutet wohl auch, dass wir seine Telefone angezapft haben. Er geht also zu Rodriguez’ Appartement und schiebt eine Notiz unter der Tür hindurch. Wahrscheinlich ohne Unterschrift, vielleicht sogar in Maschinenschrift. Sie lautet ungefähr so: ›Sie sind dir auf den Fersen – du musst alles Belastende aus dem Computer entfernen. Verbrenn diese Notiz …‹«
     
     
    »Und wir finden tatsächlich Asche im Spülstein in Rodriguez’ Appartement«, warf Del ein. »Obwohl er die Fetzen auch einfach unverbrannt hätte durchs Klo spülen können.«
    »Man wird ein Stück Papier am sichersten los, indem man es verbrennt«, erklärte Lucas. Er fuhr fort:
     
     
    »Spooner beobachtet Rodriguez, bis er ihn nach Hause fahren sieht, versteckt sich dann irgendwo im Gebäude, von wo aus er den Ausgang des Parkhauses im zweiten Stock im Auge behalten kann. Rodriguez fährt nach Hause, findet die Notiz, denkt: ›O Gott, wenn die Cops meinen Computer in die Finger kriegen, bin ich erledigt.‹ Er fährt zurück, hält bei einem Comp-USA-Laden, kauft Disketten, denn er plant, die Daten von seiner Festplatte darauf zu kopieren und die Festplatte dann zu löschen oder einfach rauszunehmen und in den Fluss zu werfen. Die Dinger sind ja inzwischen billig genug …
    Spooner weiß, dass wir Rodriguez beobachten und er ihn nicht einfach umbringen und sich dann auf den normalen Wegen über die Fußgängerbrücke durch die Eingangstür oder durch das Parkhaus davonmachen kann – vor allem, weil er es dann ja ein wenig eilig haben würde. Er muss sich rausschleichen. Durch die Lieferantentür im Keller …«
     
     
    »Woher wusste er von dieser Möglichkeit?«, fragte Del.
    »Keine Ahnung.

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