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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Wir haben vergangene Woche erfahren, dass er eine Woche davor eine große Lieferung bekommen und sofort mit dem Verkauf an die Straßendealer begonnen hat, aber wir konnten ihn nicht gleich aufstöbern und wissen demnach nicht, wie viel von dem Zeug er noch übrig hat. Vielleicht hat er’s noch kiloweise, vielleicht hat er auch schon das meiste verkauft. Koks hat er bestimmt noch; einer unserer Jungs hat ihn gestern noch mit größeren Mengen gesehen. Nun zu der Frage, wer sonst noch im Haus sein könnte: Das Haus gehört seiner Schwägerin, Mary Lou Carter. Und vor Mary Lou müsst ihr euch in Acht nehmen, Jungs. Seht zu, dass ihr sie sofort zu Boden bringt. Sie neigt zu Gewalttätigkeiten.«
    »Hat sie eine Schusswaffe?«, fragte jemand.
    »Das ist nicht ihr Stil, aber wahrscheinlich gibt es einige im Haus. Sie hat ein wahrhaft explosives Naturell, und sie ist groß und kräftig. Wenn sie auf einen von euch losgeht, keine Sperenzien machen – auf den Boden mit ihr, fesseln. Dick Hardesty ist ihr vor zwei Jahren mal in die Quere gekommen, und sie hat ihn fürchterlich verprügelt.«
    »Was ist mit Shaw? Wird er Widerstand leisten? Er ist ein harter Bursche.«
    »Ja, aber er ist ein Profi, und er wird älter und langsamer«, sagte Lapstrake. »Ich glaube nicht, dass er es auf einen Kampf ankommen lässt.« Er sah sich in der Runde um, fragte dann: »Noch Fragen? Nein? Okay Chief Davenport will noch ein paar Worte sagen. Er und Del begleiten uns bei der Aktion.«
    Lucas stand auf und sagte: »Erstens, niemand darf irgendwie zu Schaden kommen. Zweitens, es werden sich Medienteams da draußen rumtreiben. Das Morddezernat vermutet, dass von Shaws Heroin einige Portionen in die Hände von Alie’e Maison gekommen sind, und Sie alle haben ja von diesem Fall gehört. Das Morddezernat glaubt, das Motiv für den Mord an ihr könnte was mit Drogenkonsum zu tun haben. Also … bleiben Sie gelassen, aber wir sollten bei dieser Aktion einen schneidigen Eindruck auf die Medien machen.«
    Lucas sah in die Runde, nahm zufrieden zustimmendes Nicken zur Kenntnis. Lapstrake griff nach seiner Jacke und sägte: »Auf geht’s!«
     
     
    Vor der Tür zog Del ein Mobiltelefon aus der Tasche, tippte eine Nummer ein, sagte ein paar Worte, schaltete das Gerät wieder aus.
    »Alles klar mit den Fernsehleuten«, sagte er zu Lucas. Auf dem Weg zum Einsatzort blieben sie in Lucas’ Wagen ein Stück hinter dem Kommando zurück, und Del fragte: »Erinnerst du dich an George Shaw?«
    »Ja, aber ich habe ihn nicht besonders gut gekannt.«
    »Ich mache mir ernste Gedanken darüber, was Lapstrake über ihn gesagt hat – er würde älter und langsamer und einem Kampf aus dem Weg gehen.«
    »Wieso machst du dir da Gedanken?«
    »Shaw ist ungefähr in unserem Alter …«
    »Dieser Lapstrake ist ein gottverdammtes Arschloch.«
     
     
    Als sie um die Ecke in die fünfunddreißigste Straße einbogen, kamen sie gerade noch rechtzeitig, um ein gepanzertes Transportfahrzeug des Einsatzkommandos in schneller Fahrt vor dem Haus vorfahren zu sehen. Die Männer der Gruppe drei sprangen heraus und stürmten ins Haus. Lucas lenkte den Wagen an den Bordstein, und sie stiegen aus; zur gleichen Zeit wurden in der Nachbarschaft Türen und Fenster aufgerissen, und einige Kinder liefen auf das Haus zu. Zwei Minuten später erschien Lapstrake unter der Haustür, schaute links und rechts die Straße hinunter, sah sie und winkte sie zu sich. Als Lucas und Del kurz vor dem Haus waren, kam ein TV 3-Van um die Ecke gerast.
    »Die Jungs hätten ein bisschen schneller sein sollen«, murmelte Del. »Egal, ich muss hier verschwinden.«
    Er ging schneller, die Treppe hoch, verschwand im Haus, während Lucas langsam auf Lapstrake zuging. »Wir haben ihn«, sagte Lapstrake.
    »Koks gefunden?«
    »Ja. Eine ganze Menge. Und auch Heroin.«
    »Sehr gut. Wir …«
    Ein Cop erschien an der Tür. »Sie müssen sich das
ansehen …«
    »Was?«
    »Kommen Sie.«
    Was es auch ist, es muss etwas Gutes sein, dachte Lucas. Der Cop machte einen so fröhlichen Eindruck, dass es nichts Negatives sein konnte.
    »Wir haben eine Menge Stoff im Obergeschoss gefunden, Chief«, sagte einer der Männer des Einsatzteams in einer dicken Schutzweste, als Lucas ins Haus trat. Das Haus war alt, mit Decken, die einige Zentimeter zu niedrig, und Zimmern, die zu klein geraten waren, sowie Holzböden, die unter den Füßen knarrten. Die Tapeten klebten zum Teil nicht mehr fest an den Wänden, beulten sich vor

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