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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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nehmen, wie intensiv? Es ist doch so – wenn der Killer auf der Party war und er der fünfundvierzigste in der Reihe der Vernehmungen ist … man hat doch dann keinen Riecher mehr für ihn.«
    »Ich hoffe, Ihre Leute animieren jeden, mit dem Finger auf einen anderen zu zeigen?«, fragte Lucas.
    »Ja, natürlich, aber diese Leute lügen ausnahmslos wie gedruckt. Keiner weiß angeblich was davon, dass alle Drogen konsumiert haben … Wie auch immer, wir konnten bisher nur ein halbes Dutzend Leute mit einiger Wahrscheinlichkeit ausschließen; sie haben die Party bereits verlassen, als Alie’e sich noch nicht zurückgezogen hatte. Bei diesem verdammten offenen Fenster können wir aber niemanden ausschließen, der erst gegangen ist, als Alie’e sich ins Schlafzimmer zurückgezogen hatte. Jemand könnte das Fenster aufgemacht haben, offiziell gegangen und dann zurückgekommen sein.«
    »Wenn das Fenster überhaupt benutzt wurde«, sagte Sloan.
    »Ja. Wenn …«
    »Was ist mit dem Ehemann der Frau, die sich mit Alie’e und Corbeau auf dem Bett rumgetrieben hat?«, fragte Lucas. »Dem Mann dieser Catherine Kinsley? Wusste er von dieser ganz speziellen Beziehung?«
    »Sie sind noch nicht zurück aus ihrem Ferienhaus«, erklärte Rose Marie.
    Lester sagte: »Ich war gerade bei der Vernehmung von Alie’es Freund …«
    »Ich habe ihn gesehen«, warf Lucas ein.
    »Widerlicher Scheißer«, sagte Lester. »Sein echter Name ist Jim Shue. Er war nun aber der Meinung, er würde nicht wie ein Schuh aussehen, und versuchte, den Namen amtlich in JX ändern zu lassen – J für James, X für nichts. Der Standesbeamte belehrte ihn, dass ein Vokal zwischen diese beiden Buchstaben eingefügt werden müsse, und so kam schließlich Jax heraus.
    Wie auch immer, er wusste Bescheid über die Beziehung
Alie’es zu Jael Corbeau. Er behauptet, das wäre ihm egal gewesen. Nannte die Beziehung der beiden Frauen Alie’es alternierende Modalität. Sagt, sie seien beide – Alie’e und er selbst – bisexuell. Meint, in naher Zukunft würden das alle Menschen sein.«
    »Zu spät für mich«, sagte Rose Marie.
    »Und ich bin so gerade noch unisexuell , wenn das ›normal‹ bedeuten sollte«, sagte Lester. »Egal, der Kerl ist ein Arschloch. Er sagt, er hätte nichts mit Alie’es Tod zu tun, aber wir setzen ihn natürlich doch auf die Liste des engeren Kreises der Verdächtigen.«
    »Wie steht’s um diese Mediensache?«, fragte Rose Marie. »Das Menschenopfer, das wir ihnen zum Fraß vorwerfen wollen?«
    »Ich frage Del noch mal«, antwortete Lucas. »Er ist dabei, sich was auszudenken.«

6
     
     
     
    Del erwartete Lucas vor dessen Büro, geduldig an die Wand gelehnt. Als er Lucas kommen sah, ging er ihm entgegen und sagte: »Alles klar mit den Jungs von den Internen Angelegenheiten.«
    »Hast du jemanden gefunden, den wir den Medien zum Fraß vorwerfen können?«
    »Keinen, den wir mit der Sache in Verbindung bringen können. Hier geht’s ja nicht um Straßendealer. Aber die Freunde von der Drogenfahndung sind gerade dabei, George Shaw auffliegen zu lassen …«
    »Shaw ist doch ein Straßendealer«, sagte Lucas. »Bestimmt nicht Alie’es Dealer.«
    »Ich weiß, aber ich habe sonst nichts auf der Pfanne«, sagte Del. »Wir haben gestern Abend die Bestätigung bekommen, dass er sich eine Menge Kokain und wahrscheinlich auch ein paar Gramm Heroin beschafft hat. Sie werden ihn hochnehmen, und ich dachte, wir könnten auf diesen Zug aufspringen. Wir sagen gar nichts, aber wir könnten so unser Ziel erreichen.«
    »Wo findet die Aktion statt?«
    »In einem Haus in der fünfunddreißigsten Straße. Shaw nächtigt dort, schläft meistens bis drei Uhr nachmittags. Er ist jetzt dort, wie wir wissen. Kurz nach Mittag wollen wir ihn hochnehmen. Wenn wir es richtig anstellen, werden die Medienleute voreilige Schlüsse ziehen. Wir leugnen auf Teufel komm raus, dass es eine Verbindung zum Maison-Fall gibt, aber sie werden uns das nicht abnehmen, und so gewinnen wir Zeit.«
    »Das ist nicht gerade das, was ich mir vorgestellt habe.«
    »Nein, sicher nicht, aber ich habe keinen besseren Vorschlag«, sagte Del.
     
     
    Lucas dachte einen Moment nach. Die Medienleute waren nicht dumm; wenn sie glaubten, sie würden manipuliert, musste man mit Ärger rechnen. Aber wenn man ihnen andererseits keinen Happen zum Fraß vorwarf, würden sie wie Wolfsrudel umherstreifen, und recht bald würden die Politiker in Panik geraten. Schließlich würde der

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