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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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versunken. Als Lucas auf sie zutrat, schaute sie hoch. Ihre Augen waren gerötet, ebenso die Nasenflügel, die zusätzlich leicht angeschwollen waren; sie kokste offensichtlich immer noch. »Dieses Ding hier ist dreitausend Jahre alt«, sagte sie. »Es ist wunderschön, nicht wahr?«
    Sie gab ihm das Kännchen in die Hand; es war klein, ließ sich mit den Fingern umspannen wie eine Handgranate und hatte eine weiche, poröse Oberfläche. »Woher haben Sie es?«
    »Von meiner Mutter, wegen meines alttestamentarischen Namens. Amnon hat auch eines bekommen. Sie stammen aus dem Norden Israels, aus Galiläa.«
    »Ich kenne Israel nicht.« Er gab ihr das Kännchen zurück. »Sie wollten mit mir sprechen?«
    »Wo ist Marcy?«
    »Sie holt sich einen Cheeseburger, da ich ja jetzt auf Sie aufpasse«, sagte Lucas.
    »Okay Warum machen wir nicht einen kleinen Spaziergang? Ein bisschen Bewegung im Freien würde mir gut tun. Haben Sie Ihre Waffe dabei?«
    Ein leichtes Lächeln blitzte bei dieser Frage in ihren Augen auf. Lucas nickte: »O ja, und sie hat sogar einen besonders leichten Abzugshahn.«
    »Dann kann ich mich ja völlig sicher fühlen.« Aber als sie vor die Haustür traten, fragte sie: »Glauben Sie wirklich, dass jemand versuchen könnte, mich zu … mich aus dem Weg zu räumen?«
    »Ich weiß es nicht, aber wir sollten kein Risiko eingehen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mich überhaupt jemand vermissen würde.«
    »Das mag sein, aber wenn man Sie umbringt, würden die Medien uns in Stücke reißen. Und das wollen wir unbedingt vermeiden.«
    Sie lächelte. » Jetzt fühle ich mich erst wirklich sicher. Sie haben ein egoistisches Motiv, mich am Leben zu halten …«
    »So ist es.«
     
     
    Sie gingen in der kalten Luft ein Stück schweigend nebeneinander her, dann fragte Jael: »Wie beurteilen Sie Sandy Lansing?«
    »Nun, sie ist immer noch so was wie ein Rätsel für uns«, sagte Lucas. »Sie war keine leitende Hotelangestellte, und sie stammte nicht aus einer vermögenden Familie, aber sie hatte eine teure Garderobe, ein schickes Appartement, sie fuhr einen Porsche und hat offensichtlich große Mengen Koks konsumiert, was ja auch nicht gerade umsonst zu haben ist. Wir sind noch dabei rauszufinden, woher das viele Geld stammte. Wir dachten zunächst, sie hätte es mit Sex verdient, indem sie den reichen Gästen des Hotels Liebesdienste anbot, aber davon sind wir inzwischen wieder abgekommen.«
    Jael blieb stehen, sah ihn ernst an. »Sehr seltsam, das Verhalten der Leute auf der Party, finden Sie nicht auch?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Oh, nur die Art, wie sie allesamt an den gleichen Ausreden festhalten: Es gab kein Rauschgift auf der Party, keiner hat irgendwelches gesehen, keiner weiß irgendwas darüber. Alle sind so um ihre Reputation besorgt – wie ich letztlich ja auch. Und, ehrlich gesagt, in meiner Welt ist ein bisschen Dope keine große Sache.«
    »Vielleicht sind die Leute unterbewusst über etwas Schlimmes besorgt, zum Beispiel über einen möglichen Aufenthalt im Knast«, sagte Lucas. »Reiche Leute haben eine besonders starke Abneigung gegen den Knast. Sie funktionieren nicht so recht in einer solchen Umgebung.«
    »Aber keiner hat Ihnen etwas über Sandy gesagt. Auch ich nicht. Wir alle waren damit beschäftigt, an Alie’e zu denken, an diese schreckliche Tragödie, und alle hielten den Mund über ein bisschen Dope …«
    »Was ist mit Sandy?«, fragte Lucas, aber er wusste, wie die Antwort lauten würde.
    »Sie war der Dealer«, sagte Jael. »Die Hälfte der Leute auf der Party kauften Dope bei ihr – alles, was man haben wollte, konnte sie einem besorgen. Sie war diskret, sie musste einen kennen, ehe sie was verkaufte, und man musste ihr empfohlen worden sein … Aber sie konnte wirklich alles besorgen.«
    »Haben Sie auch mal bei ihr gekauft?«
    »Ein bisschen Heroin, ein- oder zweimal«, sagte sie. »Nur ganz kleine Mengen.«
    »Mein Gott, Jael, dieses Zeug ist doch pures Gift …«
    »Aber es gibt einem so ein gutes Gefühl. Es … besänftigt einen.«
    Lucas schüttelte zornig den Kopf und stampfte weiter, von ihr weg. Sie sah ihm nach, eilte dann hinter ihm her. »Was ist los mit Ihnen?«
    »Was Sie gerade gesagt haben, ist absolut dumm. Ich kriege Magenkrämpfe, wenn ich so was höre.« Er blieb stehen und sah sie an. »Werden Sie eine offizielle Aussage machen, dass Sandy Lansing eine Dealerin war?«
    »Muss ich dann ins Gefängnis?«
    »Nein. Es ist nicht strafbar zu wissen, dass

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