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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Marie. »Was ich den Leuten sagte, war ja nichts anderes als eine Ladung Pferdescheiße. Lester Moore hat das auch gemerkt. Es gab keine Geheimnisse zu verkünden, weil wir keine zu bieten haben.« Sie dachte einen Moment über diese Wahrheit nach, sagte dann: »Ich glaube, ich habe seinen Namen schon mal gehört. Lester Moore … Vielleicht, als ich es mal mit Hinterwäldlern zu tun hatte?«
    Milton schüttelte den Kopf. »Das ist doch ein berühmter Name.«
    »So?«, fragte Rose Marie interessiert.
    »Ein Mann namens Lester Moore wurde in einem der Orte, die man aus Western kennt – Tombstone oder Dodge City oder so – erschossen und auf dem Boot Hill begraben. Bei der Grabinschrift hat man sich einen Scherz mit seinem zu Less und More zurechtgebogenen Namen erlaubt: ›Hier Ruht Lester Moore. Zwei Schuss Aus Einer 44er. Nicht Weniger, Nicht Mehr.‹«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    Rose Marie wandte sich an Lucas: »Wir haben ein bisschen Zeit gewonnen, aber bald wird’s wieder losgehen. Sobald die Beerdigung vorüber ist, wird sich die Medienmeute wieder auf uns stürzen. Und dann haben wir hoffentlich mehr zu bieten als Pferdescheiße.«
     
     
    Lucas fand im Büro drei Nachrichten vor: eine von Catrin – »bitte ruf mich vor drei an« –, eine von Del und eine von Sherrill. Er rief als Erstes Sherrill an. Sie meldete sich, sagte aber: »Ich rufe dich in fünfzehn Sekunden zurück.« Nach fast genau fünfzehn Sekunden klingelte tatsächlich das Telefon, und Sherrill sagte ohne Vorrede: »Du kommst besser mal her und redest mit Jael.«
    »Warum?«
    »Irgend eine Vaterfigur-Sache, nehme ich an, und dazu ein Wir-Narbengesichter-Trauma oder so was«, sagte Sherrill, und sie klang ernst. »Sie will mit dir reden – ich glaube, sie will dir irgendwas beichten.«
    »Ein Geständnis …«
    »Nein, nein, sie hat niemanden ermordet.«
    »Und warum legt sie diese Beichte nicht bei dir ab? Du hast auch Narben.«
    »Sie ist an mir nicht interessiert. Mit dir kann sie sich eine Beichte eher vorstellen. Frauen machen einem Mann gegenüber, mit dem sie durchaus gerne mal schlafen würden, eher Geständnisse, weil sie glauben, auf diese Weise eine gewisse Kontrolle über ihn zu gewinnen.«
    »Aha. Heiliger Strohsack …«
    »Also, wann kommst du her?«
    »Sofort, aber ich muss noch zwei Anrufe machen. Wir sehen uns in … zwanzig Minuten.«
     
     
    Lane streckte den Kopf durch die Tür, als Lucas auflegte. »Ich fahre rauf nach Fargo.«
    »Warum?« Lucas tippte Dels Nummer ein.
    »Weil ich Tom Olsons Alibi für die Nacht des Mordes an Alie’e überprüft und festgestellt habe, dass es nicht stichhaltig ist. Ich muss mit einem Mann da oben reden. Und ich habe inzwischen alle Verwandtschafts- und Bekanntschaftsbeziehungen beisammen, die du dir nur ausdenken kannst.«
    Dels Telefon am anderen Ende fing an zu läuten, und Lucas fragte Lane schnell: »Wann kommst du zurück?«
    »Heute Abend spät oder morgen früh.«
    Del meldete sich, und Lucas steckte Lane die Handfläche entgegen: »Verschwinde.« Del fragte: »Was?«, und Lucas sagte: »Ich habe gerade mit Lane gesprochen … Also, was ist mit dem Deal und den Durchsuchungsbefehlen?«
    »Die Durchsuchungspapiere für Bee und Logan sind in Arbeit. Manny Lanscolm nimmt gerade Outers Aussage auf. Wir könnten in einer Stunde loslegen.«
    »Ruf mich an«, sagte Lucas. »Überzeug dich, dass die Durchsuchungsbefehle sich auch auf Computerdateien und -disketten erstrecken.«
    Er wählte Catrins Nummer. Nach zweimaligem Läuten hob sie ab.
    »Ich möchte gerne noch einmal mit dir sprechen«, sagte sie. Ihre Stimme klang leise, angespannt, ängstlich. »Ich weiß, dass du mit dieser Alie’e-Sache sehr beschäftigt bist, aber … Könnten wir uns morgen irgendwo in St. Paul treffen?«
    »Natürlich.« Er nannte ihr den Namen eines Restaurants in der Nähe von St. Anne und sagte ihr, wie sie es finden konnte. »Es hat diese altmodischen Nischen mit dicken Plastikbänken. Man kann sich dort gut unterhalten.«
     
     
    Jael … Er freute sich darauf, sie wiederzusehen.
    Sherrill empfing ihn an der Haustür und sagte: »Sie ist in ihrem Studio. Und da du jetzt hier bist, gehe ich mir einen Cheeseburger holen.«
    »Okay.«
    Jael Corbeau saß auf einem Holzhocker und trug eine von Ton verschmierte Schürze über Jeans und einem weiten Flanellhemd, dessen Ärmel sie bis über die Ellbogen hoch gerollt hatte. Sie war in die Betrachtung eines cremefarbenen Kännchens in ihren Händen

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