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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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an alle einheiten –
potter jonathan calvin – männlich – weiß – netzhautabdruck über downtownzentralcomp abrufen – meldung über vermisstes subjekt an city-force – ende – an alle einheiten – potter ...

    Das Signal kam über Walkterm rein und knallte mir um die Ohren. Graugelbes Morgenlicht durch halb geschlossene Jalousien, grau-gelbe Hitze im Zimmer.

– rückmeldung an zentrale – rückmeldung an zentrale – rück –

    Blick auf die Uhr, Blick auf Chan – schnarcht auf meiner Couch, kriegt den dicken Kopf erst, den ich schon habe. Werf’ mir den ersten Muntermacher ein und häng’ mich vor die Konsole. Lege mein Handgelenk auf den Videophonkontakt, Alarmton und Displayanzeige auf dem Walkterm schalten sich aus.
    Immer in Bereitschaft, City Force-Agent Donovan, vollgeknallt um fünf Uhr morgens. Scheißjob, Scheißprivilegien; Klimaanlage: defekt – Lebensmittelmarken für Kaffeeersatz, Einzimmerappartement mit Wasserrationierung.
    »Dreißig Sekunden überfällig, Sie werden alt, Donovan.« der diensthabende Einsatzleiter grinst hämisch.
    Sieht verdammt frisch aus an diesem trüben Morgen, Leutnant »Superuser« Fraser. Mein Hemd klebt am Rücken, Hemd von gestern, Schweiß von gestern, Nachrichten auch von gestern. Ein alter Mann ist verschwunden. Wär’ nicht weiter von Bedeutung, ein Routinefall für die Downtown-Cops, doch der alte ist Professor Potter, Jonathan Calvin, Doktor in Mathematik und Physik. Hat damals am Raumfahrtprogramm der NASA mitgearbeitet – wichtig genug für eine CF-Nummer.
    »Ihr Baby, Donovan, Ihre Quote sinkt, kein Kredit mehr, verstanden?«
    Verstanden, Mr. Arschloch. Weiß, womit er mich losschickt. Will einer verschwinden, findet ihn keiner, der ihn nicht finden soll. Kleiner alter Mann, so wichtig wie eine Nadel im Heuhaufen. Bin richtig heiß auf diese beschissenen Downtownjobs.
    Zentrale schickt mir Potters Daten auf den Monitor. Einzelgänger, keine Verwandten. Aufsätze, Auszeichnungen ... ich schalte auf Schnellvorlauf, hab’ alles im Walktermspeicher, Infos für unterwegs.
    Ein Warnsignal vom Zentralcomp stoppt den FF. Eine Konserve der Late News vom 6. September 2027:
    »... trip zum Saturn? Seit gestern geht unter NASA-Oldtimern und Spacehoppern wieder einmal das Gerücht vom lichtschnellen Antrieb um. Schwere Zeiten für die Jungs bei Spacecraft. Potter, so heißt der Wunderknabe, soll ihn haben, und das Programm für den Flug zu den Sternen bringt er gleich mit. Ist der alte J. C. ein Genie oder ein Aufschneider? Morgen werden wir es wissen, und morgen, nicht vergessen, Freunde, ist das große JaiAlai-Endspiel um den Aufstieg in die erste Liga, und Kanal 11 ist wie immer live dabei. Schalten Sie auch morgen wieder ein – Kanal 11 mit den heißesten News in Town.
    ... unverändert. Zum Wochenende wird ein leichter Abbau der Smogdecke erwartet, Niederschläge bleiben weiterhin aus ...«
    Wettervorhersage sagt, bleibt weiter heiß, über vierzig Grad schon in der elften Woche. Rationierungsstelle sagt, heute keine Dusche, Donovan. Bald stinkt die ganze verdammte staubige Stadt wie ein Mülleimer.
    Fraser sagt: kein Kredit. Ich leer’ meine Taschen aus, JaiAlai-Wetten sind immer für Bargeld gut. Ohne Cash keine Informationen. Informationen über einen kleinen alten Mann, der kalte Füße gekriegt hat und untergetaucht ist.
    »Aufstehen, Howie, Arbeit!«
    Howie Chan ist mein Spürhund. Jeder gute City-Force-Agent hat seinen persönlichen Spürhund, Spezialist und Kontaktmann. Hab Howie schon in der dritten Saison, sind fast Freunde. Freund genug zum Anhauen, meint Chan, immer pleite, zu viele JaiAlai-Wetten, zuviel Stoff.
    Howie sitzt da, schwarze Haare hängen über schläfrigen Augen, greift in die Brusttasche seines zerknitterten Hawaiihemdes, zieht mit überraschtem Gesicht ein Bündel Geldscheine raus.
    »He, hab’ ich doch nicht geträumt. Sieht aus, als hätten wir ’nen guten Schnitt gemacht letzte Nacht, Partner.«
    Grinst mich an, bringt mich immer dazu, seine Schulden zu streichen, dieses Grinsen. Steht auf, schlendert zum Fenster, blinzelt in die trübe Sonne, reibt sich den Nacken.
    »Schätze, wir haben unseren Gewinn noch reichlich begossen, oder?«
    »Beeil dich besser, Chan, Fraser hat mich auf der Abschussliste.«
    »Schlechte Laune, Schätzchen?« Wieder dieses Grinsen. Lehnt am Türrahmen, schlürft seinen Kaffee, ist amüsiert.
    »Schnauze, Chan«, zisch’ ich wütend, »vergiss nicht, mein

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