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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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Haar, Macho-Reflex.
    »Spar dir die Caballero-Masche, Amigo, sie ist ’n Cop.«
    Kommt gleich zur Sache, ist der hartgesottene Pflastertreter. Macht nur seinen »Ein-Mann-tut-was-er-tun-muss-Job«.
    »Donovan, City Force.« Ich rutsche auf die durchgesessene Bank. Eine Handbewegung, zwei Tassen Kaffee. »Erzählt mir was über die Sache Siebte und Westside, Unfall mit Fahrerflucht.«
    »Seit wann interessiert ihr euch für Routinefälle?«
    »Ist kein Routinefall, wenn Donovan dran ist«, sagt mein Partner und grinst.
    Angelegentlich beugt sich Higueras zu mir. »Schon bemerkt, dein Spürhund grinst wie dieser Cookie-Stürmer.«
    O’Reilley lacht: »Hat letzte nacht dreißig Bucks auf die ›Burritos‹ gesetzt, hätt’ sie doch besser mit seinem alten Partner versaufen sollen.« Lehnt sich bequem zurück, sind große Erzähler, diese Iren. »Erinnre mich noch gut an die Siebte-Westside-Sache, war unser erster Outsider nach Schichtbeginn.«
    »Wann wart ihr am Tatort?«
    Mächtig heller Bursche, Howie Chan, stellt meine Fragen. O’Reilley lässt die Ereignisse einer Nacht über das Display seines Walkterms laufen.
    »Wir trafen 23:10 ein, die Ambulanz und der Reinigungswagen knapp fünf Minuten später, ist nicht ungewöhnlich.«
    »Wie lange braucht ihr im Schnitt von der Einsatzzentrale zur Ecke Siebte und Westside?«
    »Schätze, zwölf bis dreizehn Minuten. Gestern war’n wir schneller, war’n noch alle im Stadionbereich, die Kids.« Jetzt geht ihm ein Licht auf. »He, Mac, die Meldung kam doch noch bei der dritten Schicht rein, und wir haben übernommen.«
    »Und das Match wurde erst im letzten Doppel entschieden«, ergänzt Higueras, »als dieser verdammte Feng den Punkt machte.«
    »Sieht aus, als hätte in dem Caddy kein durchgedrehter Barrio-Schläger gesessen, oder?«
    »Sieht so aus, Süße.«
    Der Cop ist sauer, mag es nicht, wenn City Force smarter ist. Wird wohl wieder Zeit für Chans kleine Origami-Spielchen.
    »Irgendwelche Zeugen?«
    Die Frage klingt beiläufig genug, Chan ist gut drauf heute morgen. Weiß nicht, ob ich sauer sein soll. Werf’ ihm einen abwägenden Blick zu – besser keine Spielchen mit dem Boss spielen.
    »Der alte Mann kam aus dem Pfandhaus, schätze, der Besitzer könnte was gesehen haben.«
    O’Reilley überlegt jetzt, ob er seine Infos rausgeben soll, ist wieder sein Baby, Meilen entfernt von einem Routine-Outsider-Fall, jetzt geht es um Pluspunkte in der Akte.
    Ich beruhige ihn: »Wir sind nur an dem Subjekt interessiert, nicht an dem dreiundsechziger Caddy.«
    Chan unterdrückt ein Grinsen, soll heißen: Glauben diese Downtown-Cops etwa, sie finden nach über neun Stunden den Fahrer?
    »Noch Fragen?«
    Beide zeigen schlecht verhehlte Ungeduld, wollen zurück in die Zentrale, ’n bisschen Staub aufwirbeln. Doch da ist noch was, kaum greifbar, eine gewisse Unruhe bei Higueras.
    »Fragen nicht«, sag’ ich gedehnt und seh’ ihm direkt in die Augen. Er blinzelt nicht, er beisst an.
    »Wie viel?«
    »Kommt drauf an, was bietest du?«
    O’Reilley hält sich raus, noch. Er wird später den Preis hochtreiben. Auch eine Art Spiel. Higueras zieht es aus der Tasche, legt es auf den Tisch, der Handel beginnt.
    »Ist echtes Leder«, protzt er. Ich leg’ einen Fünfer dazu, das gibt mir das Recht, die Ware zu prüfen. Goldgeprägte Initialen ›J. C. P.‹, eng beschriebene Seiten. Bei vierzig Bucks werden wir uns einig, holt seinen JaiAlai-Wettverlust wieder rein, zehn für O’Reilley. Teures Leder oder billige Infos? Ich geb’ dem Spürhund Zeichen, haben zu tun, müssen den Vorsprung ausweiten, Rückmeldung bei Fraser, sind an ’ner heißen Sache, dann zum Leihhaus.
    »Gute Arbeit, Donovan.«
    Fraser klingt nicht begeistert.
    »Hättet ihr den Kunden nicht woanders als ausgerechnet in der Pathologie finden können?«
    Ungewöhnlich lange Rede für einen Typ wie Fraser. Gibt sich betont desinteressiert, sieht zur Seite, fummelt an seiner Konsole. Wo er sich wohl so eilig reindrücken will?
    »Downtown bearbeitet den Fall. Melden Sie sich zum Abschlussbericht in der Zentrale.«
    »Abschlussbericht?« Setze mein »Hab-mich-wohl-verhört«-Gesicht auf. Chan gibt mir ein Zeichen: »Will uns reinlegen, der Scheißer.« Ist auch meine Meinung.
    Über Walkterm wähle ich den Rechner der Staatsanwaltschaft, unterbreche gleichzeitig die Audioverbindung zu Fraser, und während ich ihn unverbindlich angrinse, melde ich einen Prämienfall an, dann schalte ich wieder um.
    »Was

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