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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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schlendere ich gemütlich weiter an den langen Buffettischen vorbei. Das sieht alles sehr ... frisch aus und ist sicher qualitativ hochwertig zubereitet. Auf einmal bildet sich eine kleine Gruppe vor mir und eifrig werden Hände geschüttelt. Das hätte fast einen Auffahrunfall gegeben. Plötzlich fühle ich mich wie im Supermarkt.
    Einmal, ein einziges Mal, war ich in den letzten Jahren gezwungen, einen Supermarkt aufzusuchen. Eine meiner Mitbewohnerinnen hatte mich gebeten, ihr von dort etwas Bestimmtes mitzubringen. Es war das erste und das letzte Mal. Nichts Böses ahnend war ich auf der Suche nach besagtem Gegenstand und plötzlich blieb jemand vor mir stehen und schaute verwirrt in die Gegend. Ich habe einen Bogen um ihn gemacht und bin weitergegangen.
    Das war auch besser so, denn kurz darauf schoss ein anderer Einkäufer unkontrolliert aus einer Regalreihe heraus und schüttete seinen heiligen Zorn über mir aus, weil ich es wagte, in seinem Weg zu stehen. Das war der Moment, in dem ich anfing diesen Einkauf als Studie zu betrachten. Und wissen Sie was? Ich bin fündig geworden. Hier eine Liste meine Favoriten:
    Auf Platz eins sind die völlig verwirrten Einkäufer, die orientierungslos durch die Regale laufen und plötzlich nicht mehr wissen, wo sie ihren Einkaufswagen gelassen haben.
    Platz zwei belegen die Einkäufer, die ihre bessere Hälfte verloren haben.
    Beide zusammen sind mir deshalb die Liebsten, weil sie plötzlich abrupt stehen bleiben und sich dabei um sich selbst drehen. Ganz so wie ein Brummkreisel in Zeitlupe. Außerdem sind sie meistens nicht in der Lage eine Entscheidung zu treffen. Sei es auch nur die, in welche Richtung sie nun gehen sollen. Im Zweifelsfall rechts vor links, Jungs oder Mädels.
     
    Diese Regel könnte auch hier im Queens Room eingeführt werden, überlege ich grinsend und bewege mich, nun doch neugierig, wer oder was diesen Auflauf verursacht hat, auf die Ansammlung zu. Plötzlich erkenne ich einen freundlichen, uniformierten Mann mittleren Alters mitten darin. Er schüttelt Hände, führt Smalltalk und sieht auch sonst sehr patent aus.
    „ Es ist so schön Sie kennen zu lernen, Herr Kapitän.“ Freudig strahlt eine ältere Dame den Angesprochenen an. „Wenn ich Sie so ansehe, dann kann ich ja nachts unbesorgt schlafen. Sie bringen uns ganz sicher gut hin zum Ziel unserer Reise, nicht wahr?“
    Der Kapitän lächelt professionell. „Selbstverständlich werde ich das tun. Das ist mein Beruf, Verehrteste.“
    Die älteren Damen liegen ihm zu Füßen. „Sehen wir Sie denn wieder oder verbringen Sie die ganze Reise auf der Brücke?“
    Halloooo?! Der Mann ist der Kapitän, das ist sein Job!
    Der Kapitän lächelt auch dieser Dame zu. „Aber meine Damen, selbstverständlich sehen Sie mich wieder. Es gibt doch das Captain´s Dinner, zu dem Sie recht herzlich eingeladen sind. Unsere Küchenchefs werden sich dabei natürlich selbst übertreffen.“
    Die Damen machen große Augen. „Noch mehr? Aber das geht doch gar nicht. “
    Der Kapitän lacht. „Vielen Dank, meine Damen. Ich werde dieses Lob an die Küche weitergeben.“ Danach verbeugt er sich höflich und verabschiedet sich. Die Damen tuscheln wie kleine Mädchen. Widerlich, einfach widerlich! So wende ich mich ab und schlendere gemütlich weiter.
    Plötzlich tippt mich jemand von hinten an und ich fahre herum. Strahlend steht Berta Fröhlich vor mir. Sie muss aus dem Getümmel um den Kapitän entsprungen sein, das direkt hinter mir liegt. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, wie sie unbemerkt so dicht an mich herangekommen ist.
    „ Da sind Sie ja, Miss Ashton. Sie haben sich ja ausnehmend schick gemacht. Ist das das Kleid, das Ihnen dieser Lord Benjamin gekauft hat?“ Bewundernd tritt sie einen Schritt näher und streicht etwas andächtig über den Stoff.
    „ Ja, Mrs. Fröhlich, das ist es.“
    Sie zwinkert mir zu. „Na, der muss ja wirklich etwas für Sie übrighaben, meine Liebe.“ Aha, ihr Hörgerät scheint heute seinen Dienst zu tun.
    Ich winke ab. „Er hat es noch nicht gesehen.“
    „ Nicht?“ Sie ist verwundert. „Ja, war er denn nicht bei dem Einkauf dabei?“
    „ Nein.“
    „ Ah, ich verstehe.“ Koboldhaft zwinkert sie mir zu und sieht dabei wieder wie ein junges Mädchen aus. „Er will sich überraschen lassen. Aber keine Sorge, meine Liebe. Sie haben da den ganz großen Fang gemacht.“
    Bevor ich etwas erwidern kann, tritt Christopher auf uns zu. Er hat die Holzfällerjacke gegen

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