Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Blicke der Fröhlichs. „Ich denke, Lord Benjamin hat ein falsches Bild von mir, Mr. von Hohenau. Ich bin nicht so leicht zu haben.“
„ Gut so, meine Liebe“, pflichtet Berta Fröhlich mir bei.
Verlegen kratzt sich Mr. von Hohenau am Kopf. „Ich versichere Ihnen, dass Lord Benjamin sich bewusst ist, dass ein Nachtclub nicht der richtige Ort ist um sich für Ihre Hilfe erkenntlich zu zeigen, Miss Ashton.“
„ Sie hat Ihnen geholfen?“, mischt sich Melody erstaunt ein und ich werde leicht verlegen.
„ Ja, Miss Ashton hat uns dabei geholfen im letzten Moment eine Suite auf diesem Schiff zu bekommen. Eine sehr komfortable, wie ich anmerken möchte“, erklärt Mr. von Hohenau sachlich.
„ Sie sind ja ein wahrer Menschenfreund, Miss Ashton.“ Christopher mustert mich nachdenklich.
„ Das ist sie ganz bestimmt“, ergänzt Heinrich.
So könnte man das auch sehen, ja. „Ich helfe einfach gerne, wenn ich es denn kann.“ Eine diplomatische Antwort, mit der ich mich hoffentlich aus der Affäre ziehen kann.
„ Wie dem auch sei“, fährt Mr. von Hohenau fort. „Lord Benjamin würde Sie gerne heute Abend im G32 begrüßen und Sie dort seinen Freunden vorstellen.“
„ Er möchte mich seinen Freunden vorstellen?“, erstaunt schaue ich ihn an. Welch eine ... interessante ... Entwicklung.
Mein Gegenüber nickt. „Er bittet im Voraus bereits um Entschuldigung für diese spontane Umgestaltung der abendlichen Pläne. Auch möchte er Ihnen keinen Nachteil daraus entstehen lassen.“ Er wirkt nun wirklich verlegen.
Die Fröhlichs schauen ihn ebenso aufmerksam an wie ihre Enkel.
„ Es ist mir etwas unangenehm, Miss Ashton.“
„ Heraus damit, junger Freund“, muntert Mr. Fröhlich ihn auf.
„ Er möchte Ihnen anbieten, für die heutige Garderobe aufzukommen.“
Bitte was will er? Es ist ja nicht so, dass ich in Lumpen gehüllt bin!
„ Er will mich kaufen?“ Die Empörung steht mir sehr überzeugend ins Gesicht geschrieben. Berta schnaubt und auch Melody bläht erzürnt die Nasenflügel.
„ Nein, nein, Miss Ashton“, beschwichtigt er mich schnell. „Er möchte Ihnen nur ein Kleid oder etwas Ähnliches für den heutigen Abend spendieren, als kleine Wiedergutmachung. Die Kosten spielen dabei keine Rolle.“
Bittend sieht er mich an.
„ Also, das, das ...“, beginne ich und werde von Heinrich unterbrochen.
„ Das ist schon in Ordnung, kleine Lady. Nehmen Sie das ruhig an. Er scheint ja ein Gentleman zu sein, dieser Lord Benjamin.“ Er lächelt mich an und sein faltiges Gesicht sieht aufmunternd aus.
„ Wenn Sie meinen, Mr. Fröhlich.“
„ Vertrauen Sie einem alten Schwerenöter“, Heinrich lächelt hintergründig. Aha, so ist das also.
„ Aber Heinrich!“, Berta lacht und wendet sich dann doch an mich. „Aber recht hat er, Miss Ashton.“
„ Wie kann ich das bei solchen Fürsprechern noch ausschlagen?“ Nun lache ich ebenfalls. „Sehr zuvorkommend.“ Erleichtert sieht mich Mr. von Hohenau an. „Lassen Sie es auf unsere Zimmerrechnung setzen, Miss Ashton.“
„ Das werde ich bestimmt.“
„ Dann kann ich seiner Lordschaft also Ihre Zusage übermitteln?“, erkundigt er sich noch einmal.
Ich nicke. „Ja, das können Sie und richten Sie bitte auch meinen Dank für seine Zuwendung aus.“
Zufrieden verabschieden wir uns alle in der großen Lobby voneinander. Man will sich zum Essen umziehen. Ich schlendere auf die Ladenpassage zu und denke über den geschickten Schachzug Lord Benjamins nach.
Wenn ich mir das Kleid oder was auch immer auf mein Zimmer bringen lasse, dann kennt er die Nummer meine Suite. Während ich die örtlichen Angebote betrachte, grübele ich darüber nach, ob mir diese Option behagt oder nicht.
4. Mittel zum Zweck
Eine gute Stunde später bin ich wieder in meiner Kabine, deren Schlafbereich mittlerweile aussieht, als hätte die sprichwörtliche Bombe eingeschlagen. Überall liegen Wäscheteile, Schuhe und diverse Accessoires herum. Der Inhalt meines Schminkkoffers ergießt sich förmlich auf das Betttuch, auf das ich allerdings wohlweislich vorher ein Badelaken gelegt habe. Lauter Tiegelchen, Töpfchen verschiedener Hautcremes, diverse Packungen Make-up, Kajalstifte, Lidschatten und eine kleine Packung Glitzersteinchen teilen sich mit Nagellack, Lippenstiften und natürlich einigen mittelgroßen Flakons voller Wohlgerüche den Platz auf dem Handtuch. Zugegeben, plötzlicher Besuch dürfte jetzt nicht hereinplatzen, aber das wird er
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