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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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ausrichten.
     
    Ich wende mich von ihr ab und konzentriere mich auf Alex. Joe weicht immer weiter zurück und kann doch nicht weiter, denn nun steht er mit dem Rücken zur Werkstatttür. Diese schwingt, wie ich nun weiß, glücklicherweise nach innen auf, so dass Joe nun absolut gefangen ist. Ob sie damit gegen die Ordnung der Fluchttüren verstoßen? Teilnahmslos betrachte ich die Szenerie, während mein Körper sich langsam aber sicher gegen die überstreckte Haltung wehrt. Auch ist er mit dem Heilungsprozess beschäftigt, der automatisch einsetzt und mir damit noch mehr Kraft entzieht.
    „ Alex …“, flüstere ich matt, doch er hört es und reagiert.
    „ Sofort sagen Sie mir, wo die Schlüssel sind, wenn Sie nicht auch noch Bekanntschaft mit der Eisenstange machen wollen!“
    Joe zuckt zusammen. „Aber das können Sie nicht tun – das ist Vorsatz und Sie sind Anwalt!“ Ein schiefes Lächeln liegt auf seinen Zügen. Das tut ihm allerdings schnell leid, denn Alex ist mit zwei schnellen Schritten bei ihm und hält ihm die Eisenstange unter das Kinn. Es knackt unmerklich, als Joe nun seinerseits seinen Kopf überstreckt. Na, wie fühlt sich das an?!
    Nicole flucht leise und gibt ihre Bemühungen auf. „Nicht weggehen, Madam.“ Na, die hat Nerven.
    „ Von Berufs wegen bin ich Anwalt, das haben Sie gut erkannt.“ Leider sehe ich nur Alex’ Hinterkopf, doch sein Ton spricht für sich. Mit seinem Gewicht drückt Alex den anderen an die Wand. „Aber jetzt bin ich privat hier. Also erzähle mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe.“
    Joe schluckt kurz, was seinen Adamsapfel rauf und runter tanzen lässt wie einen Punchingball.
    Obwohl ich in dieser demütigenden und nun wirklich anstrengenden Pose gefangen bin, kann ich mir ein leises Kichern nicht verkneifen. Zu dumm, dass das in dieser Haltung einen leichten Krampf im Zwerchfell und damit einen Würgereflex und einen Hustenanfall auslöst. Die Anatomie kann man einfach nicht überlisten. Den Hustenreiz zu unterdrücken ist schwieriger als erwartet, doch irgendwie schaffe ich es. Alleine schon, um Alex nicht abzulenken.
    Während Nicole hektisch die Taschen von Christophers Hose untersucht, der wie ein nasser Sack am Boden liegt, höre ich Alex sagen: „Wenn Sie nicht das gleiche Schicksal wie Ihr Freund teilen wollen, dann helfen Sie uns.“
    Joe sieht ihn unruhig an. „Das kann ich nicht – sie ist eine Hexe.“ So etwas wie blanker Irrsinn steht in seinen Augen und ich vermute, dass sein Geist ganz kurz davor ist zu brechen.
    Für zwei, drei Herzschläge stehen sie sich Aug’ in Aug’ gegenüber.
    „ Ich werde Sie anzeigen, wenn Sie mich nicht sofort gehen lassen“, zischt Joe spuckend. „Sie haben kein Recht, mich hier festzuhalten.“
    Alex reagiert blitzschnell. „Ach, finden Sie?“ Er strahlt pure Brutalität aus. Also, ich an Joes Stelle würde jetzt die Klappe halten und klein beigeben.
    „ Ich war es nicht, ich habe sie nicht entführt. Er war’s.“ Joe deutet auf den am Boden liegenden Christopher.
    „ Zu dumm nur, dass es dafür keinen weiteren Zeugen gibt. Die Sachlage hier sieht so aus, als hätten Sie all diese Dinge eingefädelt.“ Alex macht eine kleine Bewegung in meine Richtung. „Das ist jedenfalls das, was ich aussagen werde.“
    „ Ich auch“, lässt sich Nicole hören, die noch immer nach dem Schlüssel sucht, aber scheinbar etwas gefunden zu haben scheint.
    Joes Augen werden groß. „Das könnt ihr nicht machen“, kreischt er und will ausbrechen, doch Alex hält ihn in Schach.
    „ Was meinst du wohl, wem man mehr glauben wird? Mir, der ich sie gerettet und den da im Affekt niedergeschlagen habe, als ihr uns ebenfalls angegriffen habt, oder dir – dem Peiniger und Entführer? Denk scharf nach. Du hast genau zwei Sekunden!“
     
    Wäre die Situation eine andere, wäre ich mehr als nur stolz auf ihn. So bin ich froh, mich wachhalten zu können.
    „ Das ist Erpressung“, piepst Joe, als Alex den Griff auf das Rohr verstärkt und damit Joes Luftzufuhr ein wenig „beeinträchtigt“.
    „ Eins.“ Alex’ Stimme ist kalt.
    „ Schon gut, Mann, ich brauche die Hände frei, um an den Schlüssel zu kommen.“
    „ Das kannst du deiner Großmutter erzählen. Wo ist der Schlüssel?“ Er drückt noch ein wenig fester zu.
    „ Ich glaube, ich habe ihn … äh… verloren.“ Joe versucht zu triumphierend zu grinsen.
    „ Das reicht, du Arschloch – zwei!“ Alex zieht genau in dem Moment die Stange zurück, als von

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