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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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Lichtschein hervortrat. Wahrscheinlich las sie noch oder schon wieder. Zum Glück hatte die Weihnachtspause hier in den USA gerade angefangen, so dass sie morgen nicht in aller Frühe zur NYU hetzen musste, um sich dort mit Kaffee für die anstehenden Seminare einzudecken.
    Nicht dass sie das gestört hätte, aber in letzter Zeit moserte sie ein wenig, dass sie endlich ihren Abschluss schaffen und sich ein „normales Leben“ zulegen müsse. Wer’s glaubt, denn mit Kunst und englischer Literatur als Studienfächer war sie nicht wirklich prädestiniert dafür. Vor allem dann nicht, wenn ihr ihre Eltern die Studiengebühren zahlten und sie nebenbei in einer Galerie als Aushilfe arbeitete.
    „ Die Kunst darf man nicht hetzen“ war ihr Motto und in so mancher stillen Stunde gab ich ihr durchaus recht. In manch anderer Stunde war ich allerdings geneigt, ihr in den Hintern zu treten. Vor allem dann, wenn sie all ihre künstlerischen Utensilien in der Küche und dem gemütlichen Wohnzimmer verstreute, welches wir als Gemeinschaftsraum nutzten. Man sollte ja eigentlich meinen, dass ihr großzügiges Zimmer dafür ausreichte, aber das war weit gefehlt.
    Zoe, die Letzte im Bunde, kam mir auf halbem Weg ins Bad entgegen. „Na, einen schönen Abend gehabt?“ Verschmitzt und augenscheinlich putzmunter zwinkerte sie mir zu. Ihr Lebensrhythmus war beinahe noch unsteter als meiner und von daher verstanden wir uns gut, auch wenn Zoe dazu neigte, den Ton angeben zu wollen.
    Ich nickte nur. „Es war okay, nichts Großartiges.“
    „ Na dann.“ Ihr Luxuskörper, der in einem fliederfarbenen Tankini steckte, der ihr als Schlafanzugersatz diente, tingelte an mir vorbei. Herrgott nochmal, die Frau hatte die Maße eines Topmodels und interessierte sich nicht die Bohne dafür. Aber auch hier kann man reden, reden, reden. So wenig wie Marge je ihr gutes Herz abgeben wird, so wird sich Zoe niemals auf die Laufstege dieser Welt verirren.
    „ Ich bin doch nicht bescheuert, mich stundenlang in ein und derselben Pose im Blitzlichtgewitter der Fotografen zu prostituieren“, verkündete sie stets resolut, wenn man sie auf dieses Thema ansprach. „Nein. Das ist ein archaisches und längst überholtes Ideal der patriarchalisch dominierten Gesellschaft. Großmutter würde sich im Grab umdrehen.“ Soviel dazu.
    Ein „überholtes Ideal der patriarchalisch dominierten Gesellschaft“. Klingt toll, oder? Zoe liebte es nicht nur, die großen Worte zu schwingen, sie wusste auch, was sie bedeuten. Und noch erschreckender war, sie wusste tatsächlich, wovon sie sprach, denn sie hatte bereits ihren Abschluss an der NYU gemacht. Ethnologie und Anthropologie – mit Auszeichnung.
    Und was machte sie damit? Nichts; es sei denn, man betrachtet die Koordination zweier Jobs als Verkäuferin in einem Reformhaus und einem Esoterikladen als anzustrebende Karriere nach einem solchen Abschluss.
    Aber sie war damit zufrieden und wollte es auch nicht anders haben. Es verband ihre religiöse Einstellung als Wicca mit ihrem Lebensstil als „absolut mit sich im Reinen seiendem Wesen“. Natürlich würde da eine Stelle als Doktorandin nur stören und das war ja auch nicht das, was sie eigentlich wollte.
    Wenn man sie aber fragte, was sie ursprünglich wollte, zuckte sie mit den Schultern und erwiderte nur: „Meine geistigen und spirituellen Kräfte miteinander verbinden – und heiße Typen aufreißen. Männer stehen nämlich auf intelligente Frauen.“ Öhm – ja, zugegeben. Ich bin die Letzte, die ihr da reinredet.
    Ich hielt kurz inne. „Sag mal, Zoe, da ist Post für mich gekommen?“
    Sie nickte. „Ja, das war heute Abend im Briefkasten. Habe es zufällig entdeckt, als ich nach Hause kam.“ Aha.
    „ Und du kannst dir nicht vorstellen, wer es da reingetan haben könnte?“
    „ Leider nicht, tut mir leid, Süße.“ Ich nickte und sie machte sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer. Kurz vor der Tür drehte sie sich aber noch einmal um. „Es war aber schon dunkel, wenn dir das was hilft.“
    „ Danke“, gab ich nachdenklich zurück. Dunkel also. „Und wo war ich?“
    Sie lächelte. „Noch im Bett. Ich habe den Brief in meine Tasche gesteckt und dann vorhin wiedergefunden, als ich meine Abrechnung abheften wollte.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du warst da schon weg. Tut mir leid. War das zu spät?“
    Ich verneinte und wandte mich wieder in Richtung Bad.
    „ Steht denn etwas Wichtiges drin?“ Sie war wirklich nicht neugierig .
    „ Weiß ich

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