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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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noch nicht. Ich habe ihn noch nicht aufgemacht.“
    „ Ach so.“ Sie trollte sich und ich verschwand unter der Dusche. Soso, als es dunkel wurde also. Das grenzt den Kreis der „üblichen Verdächtigen“ ein, oder? Vielleicht war der Brief in der üblichen Post gewesen und falsch abgegeben worden? Vielleicht war er auch absichtlich erst um diese Zeit abgegeben worden.
    So ausgiebig hatte ich schon lange nicht mehr grübelnd unter der Dusche gestanden und mich der Körperpflege hingegeben. Zu einem Ergebnis war ich trotzdem nicht gekommen und so hatte ich mich wenige Zeit später vor dem Spiegeltisch wiedergefunden. Der Brief starrte mich nach wie vor an und ich konnte mich einfach nicht mehr davor drücken.
    Also nahm ich den Umschlag aus schwerem Büttenpapier an mich, brach das Siegel und zog mit aufeinandergepressten Lippen den Briefbogen daraus hervor. Die kurze Nachricht darauf veränderte alles und als am nächsten Tag die Tickets für die Überfahrt kamen, konnte ich auch diese nicht ignorieren.
    „ Diese Reise verspricht dir alles, was du dir je vorstellen konntest. Sie führt dich in eine neue und gleichzeitig so alte Welt. Spring über deinen Schatten.“
     
    Tja, manche Dinge passieren eben und plötzlich findet man sich auf einer Kreuzfahrt wieder.
    Meine Blicke schweifen von der Decke zu dem nach wie vor riesigen Rosenstrauß und ich lasse meinen Gedanken erneut freien Lauf. Die Situation ist einfach zu ungewöhnlich für mich. Ich muss nichts tun, außer mich zu amüsieren. Ich muss nichts organisieren und ich schulde niemandem Rechenschaft. Eigentlich sollte ich mich entspannen und mich dabei einfach wohl fühlen, aber so einfach scheint das nicht zu sein.
    Also etwas Sinnvolles tun und gleichzeitig entspannen, das ist der Plan für die nächsten Tage nach der Gala. Vielleicht sollte ich mich einfach über den Karneval in Venedig informieren. Oder lieber allgemeiner über den Kontinent an sich?
    Doch all das verschiebe ich, denn jetzt kann ich mich darauf leider nicht konzentrieren. Schade, dass keiner der Mädchen zu Hause gewesen ist. Ihren Rat könnte ich jetzt gut gebrauchen. Nach einer weiteren halben Stunde unnützen Starrens wird mir langweilig. Das ist einfach nichts für mich!
    Aufseufzend stehe ich auf, kleide mich ordentlich, aber nicht aufwendig an, verpasse mir eine ordentliche Frisur und schaffe dann Ordnung in der Kabine. Auch lüfte ich, was zur Folge hat, dass es in der Kabine beinahe eiskalt wird. Die Kühle ist angenehm und ich strecke meinen Kopf hinaus auf den Balkon. Einen Luftstrom kann man hier zwar nicht spüren, dafür vernehme ich ein leichtes Rauschen vom regelmäßigen Wellengang der See.
    Als ich das Fenster wieder schließe, wird es schneller als gedacht wieder warm, denn die Heizung der Kabine nimmt ihren Kampf gegen die Kühle auf. Sie gewinnt zusehends. Mit leichter Hintergrundmusik setze ich mich an den Tisch und beginne eine Liste der Dinge zusammenzustellen, die mich an Europa interessieren. Damit dürfte ich eine ganze Weile beschäftigt sein.
     

 
     
    15. Gespräch unter Freundinnen
     
    Mitten in einer tragenden Ballade von Celine Dion stellt sich ein merkwürdiges Geräusch ein. Ich kann es nicht einordnen und versuche es eine Weile auszublenden. Das macht die Angelegenheit aber nicht besser und als die Ballade zu Ende geht, erkenne ich es endlich. Mein Handy – verdammt! Es ist im Vibrationsmodus und brummt daher nur leise.
    Wo habe ich es denn nur? Es brummt weiter und ich sende ein kurzes Stoßgebet zu den Göttern des Mobilfunks, dass ich nicht zu spät komme. Es brummt nach wie vor, scheint sich aber ein absolut schwieriges Versteck gesucht zu haben. Da, endlich habe ich das kleine Ding gefunden. Gerade als ich es aus den Tiefen einer meiner Handtaschen ausgebuddelt habe und den Anruf entgegennehmen will, stellt es seinen Alarm ein. Mist – zu spät. Trotzdem will ich jetzt wissen, wer mich da versucht hat anzurufen.
    „ WG“ steht in großen Lettern auf dem Display, als ich die Liste der entgangenen Anrufe öffne. Mist! Mist! Mist! Mit einer schnellen Bewegung drehe ich die Anlage leiser, schnappe mir das Telefon der Suite, werfe mich aufs frisch gemachte Bett und drücke die Taste für die Wahlwiederholung.
    Wieder knackt es laut in der Leitung, wieder herrscht eine ganze Weile Stille und dann ertönt endlich das erlösende Freizeichen. Gleich kann ich mit ihnen sprechen, wie wunderbar!
    „ Tut mir leid, wir kaufen nichts.“ Sie haben sich

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