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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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er: des Pudels Kern.
    „ Er hat dich überrumpelt?“ Jetzt ist sie verblüfft. „Wie hat er das denn hingekriegt?“
    „ Ich weiß es nicht“, gebe ich zurück.
    „ Ich verstehe. Das macht dich verständlicherweise wütend.“ Zoe scheint neben Marge zu sitzen.
    „ Wütend?“ Kurz überlege ich. Nein, wütend ist nicht das richtige Wort. „Es macht mich stinksauer!“ Ach, wie befreiend.
    „ Gut. Dann zeig’s ihm.“
    „ Was?“ Für einen Moment bin ich verwirrt.
    „ Hör gut zu, Sweetheart.“ Zoes Stimme scheint die Entfernung zwischen uns spielerisch zu überbrücken und für einen Moment fühle ich mich ihnen näher, als je zuvor. „Du bist die härteste und gleichzeitig die liebenswürdigste Braut, die mir je über den Weg gelaufen ist.“ Plötzlich bildet sich ein Kloß in meinem Hals. „Du hast bisher niemals zugelassen, dass ein Mann über dich bestimmt, und du hast dir von keinem jemals die gute Laune nehmen lassen.“ Ich nicke zustimmend. „Das stimmt.“
    „ Na siehst du.“ Marge lacht gelöst. „Also fang jetzt ja nicht damit an. Hast du verstanden?“
    Natürlich. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?
    Leise erwidere ich: „Ja.“
    „ Ich kann dich nicht verstehen.“ Zoes Stimme wird eindringlicher.
    „ Ja, ich sagte Ja.“
    „ Na also – und jetzt schwing deinen Hintern aus dem Bett und amüsiere dich endlich.“ Zoe scheint breit zu grinsen bei diesen Worten.
    „ Hey, woher weißt du ...?“, protestiere ich halbherzig.
    „ Ein bisschen kenne ich dich, meine Liebe.“ Ihr Ton ist eindringlich. „Also los. Raus aus dem Bett und ran an den Feind.“
    Ich lache. „Jawohl, Sir; ähm Ma ’ am.“
    Jetzt lacht sie. „Es wird doch wohl noch mehr Menschen auf diesem Boot geben als nur den einen Vollidioten, oder?“
    Mein Blick fällt auf das Jackett. „Ja, ich denke schon.“
    „ Na also.“
    Marge niest erneut. „Entschuldige, Liebes.“
    Ich setze mich auf und werfe einen Blick auf den Rosenstrauß. „Also, was soll ich tun?“
    „ Ich denke“, beginnt Marge sachlich. „Du solltest ihm noch den Gefallen tun, dich auf der Gala sehen zu lassen, und dann suchst du am besten das Weite, sofern das auf diesem Schiff möglich ist.“ Marge klingt besorgt.
    „ Ich denke, das werde ich tun. Danke, Marge.“
    Es folgt eine erneute Diskussion, wo und wie man sich am besten aus der Affäre ziehen könnte. Es scheint, als hätten sich die Mädchen Reiseprospekte besorgt. Ihre Tipps sind ausgefallen. Aber wer würde auch schon die ganze Nacht freiwillig in einem Whirlpool verbringen, nur um jemandem aus dem Weg zu gehen? Außerdem will ich nur Ben aus dem Weg gehen und nicht Alex. Es ist merkwürdig, dass mich dieser Mensch so fasziniert.
    Nach einer Weile verabschieden sich die zwei, denn sie wollen meine Telefonrechnung nicht künstlich in die Höhe treiben. Ich lache, verabschiede mich nicht ohne das Versprechen, mich bald wieder zu melden und von der Party zu berichten, und dann herrscht nachdenkliche Stille in meiner Suite.
     

 
     
    16. Schaumschläger
     
    Nachdem ich eine Weile an die Decke gestarrt habe, keimt in mir die Erkenntnis, dass ich mich weder verstecken noch für etwas schämen muss. Schließlich habe nicht ich hier den Fehler begangen, sondern er. Nach einer weiteren kleinen Unendlichkeit des Starrens geht mir auf, dass sich ein breites Grinsen in mein Gesicht gestohlen hat. Eigentlich könnte er mir leidtun, so triebgesteuert und ohne weitere Raffinesse wie er war. Eigentlich.
    Aber zum einen habe ich keine Lust weiter über ihn nachzudenken und zum anderen hat er die Rechnung ja bereits beglichen.
    Es würde mich doch sehr wundern, wenn Ben heute im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte wäre. Mit einem wölfischen Grinsen taste ich nach der Fernbedienung der Musikanlage und lasse sie mit einem Klick zum Leben erwachen. „Stay with me …“, haucht eine der Shakespears Sisters gerade aus den Lautsprechern. Ich grinse weiter. Das hätte er wohl gerne.
    Von einem Schub guter Laune und Wohlgefühl getragen schwinge ich mich aus dem Bett und warte auf den Einsatz der zweiten Sängerin. „You’d better hope and pray, that you wake one day in your own world …“, intoniert sie mit ihrer ausdrucksstarken dunklen Stimme und ich kann ihr nur recht geben. Abwesend greife ich nach meiner Bürste und benutze sie als Mikrofon. Für circa zwei Sekunden kommt mir der Gedanke, dass das hier furchtbar lächerlich aussieht … ich im

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