Nachte des Sturms
Sie.« Mit einem netten, harmlosen Gesichtsausdruck hob er die Hände in die Luft. »Ich habe die schlechte Angewohnheit, mir Namen einfach nicht merken zu können. Aber er war ein wirklich netter Mensch, genau wie Sie, Sir. Falls Sie noch Platz für einen Nachschlag finden, lassen Sie es Darcy wissen.«
Er schlenderte zurück zu seiner Arbeit und zwinkerte Aidan, als er an ihm vorbeiging, fröhlich zu.
Zehn Minuten später streckte Darcy den Kopf durch die Tür der Küche und zischte: »Finkle hat Aidan gefragt, ob er kurz für ihn Zeit hat. Sie sind in den Nebenraum gegangen.«
»Das ist gut. Sag mir Bescheid, falls du Hilfe an der Theke brauchst.«
»Bescheid! Frank Malloy kommt gerade mit seinen Brüdern durch die Tür.«
»Hatten er und seine Frau mal wieder Streit?«
»So wie er aus der Wäsche sieht, würde ich beinahe drauf wetten. Und ich komme unmöglich mit den Malloys und den übrigen Gästen gleichzeitig zurecht.«
»Dann komme ich wohl besser rüber.«
Er zapfte den Malloys – einer Reihe kräftig gebauter, strohblonder Hünen, die sich ihren Lebensunterhalt als Fischer verdienten – bereits die zweite Runde Bier, als Aidan und Finkle aus dem Nebenzimmer traten.
Finkle nickte erst Aidan und dann Shawn zum Abschied zu, blickte in Richtung von Darcy, und für einen Augenblick bekamen seine sonst so strengen Züge die Weichheit des Gesichtchens eines auf Zuneigung hoffenden Welpen.
»Wollen Sie sich schon so früh von uns verabschieden, Mr. Finkle?« Darcy stellte ihr Tablett ab und bedachte den armen Mann mit einem Lächeln, das selbst einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte.
»Ich –« Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine sorgsam geknotete Krawatte ein wenig zu lockern, denn seine Kehle war wie zugeschnürt. »Ich fürchte, mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss morgen ziemlich früh zum Flughafen.«
»Oh, dann wollen Sie uns also schon wieder verlassen?« Sie bot ihm eine Hand. »Wie schade, dass Sie nicht länger bleiben können. Aber ich hoffe, Sie kommen bald mal wieder.«
»Ganz bestimmt.« Unfähig, sich zurückzuhalten, ließ sich Finkle zu etwas hinreißen, was er in seinem ganzen Leben, selbst seiner Frau gegenüber, noch nie getan hatte. Er küsste Darcys Hand. »Es war mir wirklich ein großes Vergnügen.«
Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte mit leicht geröteten Wangen aus dem Pub.
»Nun?«, wandte sich Darcy neugierig an Aidan.
»Warte einen Moment. Wir wollen lieber sichergehen, dass Finkle nicht noch mal zurückkommt, um sich vor dir
auf die Knie zu werfen und dich anzuflehen, mit ihm nach Tahiti durchzubrennen.«
Darcy kicherte und schüttelte den Kopf. »Nein, der Mann liebt seine Frau. Vielleicht gestattet er sich einen schwülen Traum von den Dingen, die wir beide an einem solchen Ort miteinander tun könnten, aber weiter würde er ganz sicher niemals gehen.«
»Also gut, reden wir vom Geschäft.« Er legte eine seiner Hände auf Darcys Hand und die andere auf die Schulter seines Bruders. »Wir haben uns genau geeinigt, wie wir und Jude es besprochen haben. Jetzt kehrt er nach New York zurück, um die Verträge aufsetzen zu lassen.«
»Fünfundzwanzig Prozent?«, fragte Shawn mit ruhiger Stimme.
»Fünfundzwanzig Prozent und ein Mitspracherecht beim Design des Theaters. Natürlich gibt es noch ein paar knifflige Details, aber gemeinsam mit den Anwälten werden wir und dieser Magee das sicher glatt bügeln.«
»Dann ist die Sache also abgemacht?« Shawn legte den Lappen beiseite, mit dem er den Tresen hatte wischen wollen.
»Sieht ganz so aus, denn schließlich habe ich dem Mann mein Wort gegeben.«
»Ich kümmere mich weiter um die Theke. Geh du und erzähl es Jude.«
»Das kann ich auch später noch. Schließlich herrscht im Augenblick hier Hochbetrieb.«
»Gute Nachrichten sind umso schöner, je früher man sie hört. Ich komme hier auch ohne dich zurecht, und dafür, dass ich sogar noch aufräume und abschließe, kannst du mir morgen Abend freigeben. Das heißt, falls Kathy Duffy die Küche übernimmt. Ich habe schon ziemlich lange keinen freien Abend mehr gehabt.«
»Das ist fair. Außerdem werde ich Dad anrufen«, fügte Aidan, während er sich bereits zum Gehen wandte, noch hinzu. »Es sei denn, ihr hättet es lieber, dass ich bis morgen warte, damit wir alle mit ihm sprechen können.«
»Nein, ruf ihn einfach an.« Darcy winkte ihn hinaus. »Sicher wird er sofort wissen wollen, was aus der Sache wird.«
»Aidan denkt nur
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