Nachte des Sturms
gerne duschen?« Auf dem Weg die Treppe hinauf rieb er den Schmutz von ihrer Wange. »Ich wasche dir gerne den Rücken.«
»Ich wollte es lediglich erwähnen.« Um Gottes willen, sie konnte unmöglich mit ihm zusammen duschen. Einfach so. Das leise Flüstern einer Harfe drang an ihre Ohren, doch ihre Nerven schrien qualvoll auf.
Sie betrat das Schlafzimmer, sah die Blumen, die Kerzen, das Bett. Und nahm einen großen Schluck von ihrem Wein.
»Mach lieber langsam.« Er entwand ihr vorsichtig das Glas. »Schließlich sollst du dich nicht betrinken.«
»So schnell bin ich nicht betrunken«, setzte sie an und rieb ihre feuchten Hände an den Oberschenkeln ihrer Hose, als er herumging, um die Kerzen anzuzünden. »Das ist doch nicht nötig. Es ist noch gar nicht ganz dunkel.«
»Bald wird es dunkel sein. Ich habe dich schon einmal im Kerzenlicht gesehen«, sagte er leichthin, als er die Kerzen auf dem schmalen Kaminsims zum Brennen brachte, in dem bereits ein sanftes Feuer glühte. »Damals habe ich mir nicht die Zeit genommen, dich genügend zu bewundern, und das will ich heute nachholen.«
»Ich verstehe nicht, warum du die Sache so entsetzlich romantisch gestalten musst.«
»Hast du vielleicht Angst vor ein bisschen Romantik, Mary Brenna?«
»Nein, aber …« Er drehte sich zu ihr um, und die warmen, goldenen Flammen des Kaminfeuers tanzten über sein Gesicht und über seinen Körper. Es war, als wäre er einer von Judes Zeichnungen entstiegen. Von Feenprinzen, tapferen Rittern und Harfe spielenden Poeten.
»Irgendetwas an deinem Aussehen«, brachte sie erstickt hervor, »lässt mir ständig das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ehrlich gesagt, finde ich das eher störend, und deshalb möchte ich die Sache endlich hinter mich bringen.«
»Tja, nun.« Seine Stimme war ebenso sanft wie ihre zornig. »Warum versuchen wir nicht einfach, dieses Problem zu lösen?«
Ohne ihr Gesicht aus den Augen zu lassen, trat er auf sie zu.
12
W ie seltsam die Situation auch sein mochte, sagte sich Brenna, dies hier war immer noch Shawn, ein Mann, den sie Zeit ihres Lebens gekannt und gemocht hatte. Und so lächerlich ihr das Szenarium auch erschien, begehrte sie ihn noch immer mit jeder Faser ihres Herzens.
Aufregung war ebenso unangebracht wie Kerzenschein und Harfenspiel, also hob sie, als er seine Hände auf ihre Schultern drückte, an ihren Armen herabfuhr und schließlich ihre Finger sanft umschloss, entschieden ihren Kopf. »Wenn ich jetzt lache, darfst du es nicht persönlich nehmen. Nur, irgendwie erscheint mir diese ganze Situation ein wenig absurd.«
»In Ordnung.«
Da er reglos dastand und sie ansah, als warte er darauf, dass sie den ersten Schritt tat, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und legte ihren Mund auf seine Lippen. Sie hatte nicht die Absicht, etwas zu überstürzen, denn das würde er sowieso nicht zulassen. Doch als sie ihn schmeckte, wollte sie urplötzlich mehr, wollte sie urplötzlich alles. Und zwar möglichst schnell.
»Ich habe ein beinahe übermächtiges Verlangen nach dir. Ich kann einfach nichts dagegen tun.«
»Wer sagt denn, dass du etwas dagegen tun sollst?« Er würde nichts überstürzen, aber der Gedanke, das Tempo etwas zu beschleunigen, war wirklich verlockend. Ihr faszinierender Körper bebte bereits an seinem Leib, und ihre
fiebrig heißen Lippen lagen fest an seinem Mund. Trotzdem wäre es sicher wesentlich schöner, sich noch eine Zeit lang von ihr verrückt machen zu lassen.
»Komm her.« Er umfasste ihre Hüfte und zog sie in die Höhe, sodass sie, wie schon einmal, ihre Beine um ihn schlang. »Und küss mich noch einmal. Es gefällt mir, mich von dir küssen zu lassen.«
Jetzt lachte sie tatsächlich, und ihre Anspannung verflog. »Ach ja? Nun, so weit ich mich entsinne, hast du mich beim ersten Mal …« – sie brachte ihren Mund in Atemweite seiner Lippen und zog ihn spielerisch wieder zurück – »angesehen, als hätte ich dir eins mit einem Hammer übergebraten.«
»Das lag nur daran, dass ich nicht darauf gefasst war und dass ich einfach nicht mehr denken konnte.« Er kniff sie vertraulich und freundschaftlich in ihren schmalen, festen Po. »Aber ich wette, du schaffst es nicht noch einmal, mich derart aus dem Gleichgewicht zu bringen.«
»Die Wette gilt.« Mit herausfordernd blitzenden Augen ballte sie die Fäuste in seinem dichten Haar. »Am besten machst du dich schon mal darauf gefasst, dass du verlierst.«
Sie machte ihre Sache wirklich gut, und er
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