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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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hatte, Katja zu identifizieren. Sie hätte es bemerken sollen. »Gut«, fuhr er fort. »Das gibt uns ein weiteres Bindeglied. Dieser Typ, Holbrook, bringt also Studenten aus Russland herüber, Wishart analysiert das Tonband einer russischen Frau … Okay. Wir haben es noch nicht ganz. Wir brauchen die Verbindung. Ich will, dass wir die Tätigkeit dieses Holbrook unter die Lupe nehmen. Mal sehen, ob da irgendetwas Verdächtiges zu finden ist. Ich will, dass wir ihn befragen und dass jeder Zusammenhang zwischen ihm und Hagan herausgearbeitet wird.« Er runzelte die Stirn. »Verflixt, ich hätte diese neuen Leute schon gestern gebraucht.«
    Er hatte sich zu seinem Schreibtisch umgedreht, tippte auf den Atlas und kniff in Gedanken versunken die Augen zusammen. »Was ist?«, fragte sie.
    »Sieh mal.« Sie beugte sich neben ihm über die Karte. »Wishart war drei Jahre in Russland. In Sibirien. Deine Katja war Russin – aus Sibirien. Und jetzt haben wir diesen Typ Holbrook. Gemma Wishart kam in dieses Land zurück und nach Sheffield – wo Holbrook seine Geschäfte betreibt. Es gibt zu viele Verbindungen. Diese Zusammenhänge gefallen mir gar nicht.« Er fuhr mit dem Finger über die Seite. »Sie reiste überall in diesem Bereich – vom Jenissei, hier, nach Dudinka, stimmt's?« Lynne sah hin. Dudinka war eine Hafenstadt an der Mündung des Flusses. »Hier herüber zum Beloje More, dem Weißen Meer. Das sind über zweitausend Kilometer.«
    »Wann hat sie das getan?« Lynne versuchte, die Farben des Atlas mit der Realität zusammenzubringen, die Farnham beschrieb.
    »Achtundneunzig, sagt ihre Mutter. Sie zeigte mir einige Briefe, die Gemma geschickt hat.« Lynne sah weiterhin auf die Karte, schielte aber auf sein Gesicht und war überrascht von der Anspannung um seinen Mund und die nach unten gezogenen Mundwinkel – Ausdruck von Traurigkeit und Anteilnahme.
    Gemma Wishart musste damals dreiundzwanzig Jahre alt gewesen sein, als sie in dem riesigen Gebiet, vom eisumklammerten Hafen Archangelsks bis zum Karasee, umherzog. Sie war in einem Land gereist, das sich in Aufruhr und im Umbruch befand. Eine Frau mit Sinn für Abenteuer. Lynne erinnerte sich an die Belustigung in ihren Augen, als sie bei der Veranstaltung gesprochen hatte, wo sie sie kennen gelernt hatte. Sie erinnerte sich an dieselbe Belustigung in den Augen der Frau auf den Fotos. Eine Frau, die sich mit diesem herausfordernden Lächeln im Gesicht gefesselt fotografieren ließ. Eine Frau mit Sinn für Risiko? Eine Frau, die eines gewaltsamen Todes gestorben war.
    Aber Farnham lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Landkarte zurück. »Zufälle«, sagte er. Er wartete, um zu sehen, ob Lynne den Zusammenhang auch sah, den er gesehen hatte.
    »Archangelsk«, sagte Lynne. »Archangel – Erzengel. Angel Escorts. Mr. Rafael.« Sie sah ihn an. »Wenn jemand Frauen aus Russland ins Land bringt … Hatte Wishart etwas damit zu tun?«
    »Sie hätte jedenfalls die Kontakte gehabt«, sagte Farnham. »Aber – ich habe das Gefühl, so stimmt es nicht. Sie war erst dreiundzwanzig, als sie da drüben war. Und wir haben ihre persönlichen Sachen schon durchsucht. Ich habe dir gesagt, sie hat kein Geld nebenher verdient – zumindest haben wir nichts herausfinden können. Wenn der Begleitservice lukrativ gewesen wäre, wie viel würde erst Menschenschmuggel bringen?«
    »Aber sie hätte die richtigen Kontakte gehabt. Hat jemand sie für seine Zwecke eingespannt?«
    Er nickte. »In der Richtung möchte ich weitersuchen. Ich hatte mir Hagan vorgenommen. Jetzt gibt es diesen Marcus Holbrook. Das muss an die Einwanderungsbehörde gemeldet werden. Ich werde den Sicherheitsdienst anrufen. Holbrooks Aktivitäten müssen genauer untersucht werden.«
    Es klopfte an der Tür, und DS Anderson kam herein. »Mrs. Rafiq ist im Vernehmungszimmer drei, Sir«, sagte er.
    Farnham warf Lynne einen schnellen Blick zu und sagte: »Okay, ich bin gleich da. In fünf Minuten, Tom.« Die Tür schloss sich, er sah sie einen Augenblick schweigend an und sagte dann: »Sie ist meine beste Möglichkeit, etwas über Anna Krleza zu erfahren.«
    Lynne war verdutzt. Dies hatte sie nicht erwartet, jedenfalls nicht, ohne dass sie informiert oder um ihre Meinung gebeten wurde. »Ich dachte, wir hätten uns über Rafiq geeinigt«, wandte sie ein.
    »Wir haben darüber gesprochen«, sagte er. »Aber ich brauche Anhaltspunkte. Und zwar schnell. Ich weiß, du möchtest, dass Rafiq dir hilft, das Thema

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