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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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die Daten über Oksana an ihn weitergegeben … Eine Empfehlung einer Freundin an jemanden, dem sie vertrauen konnte.
    Und dann war Katjas Leiche in der Humber-Mündung gefunden worden, eine junge Frau, die der Prostitution entkommen war und mit der Polizei sprechen wollte, und die in panischer Angst und Verwirrung nicht wusste, wem sie vertrauen konnte und wem nicht. Und das Band mit ihrer Stimme war bei der Expertin des forensisch-linguistischen Spezialdienstes, an den die Polizei in Hull sich gewöhnlich wandte, und auf dem Schreibtisch der einen Person gelandet, die – vielleicht – die Stimme erkennen würde. Und Gemma hatte sie erkannt. Oder hatte zumindest Wörter aus der Sprache erkannt, die sie bei dem Gespräch mit Oksana gehört hätte. Und sie hatte das Unmögliche durch einen Vergleich mit der Originalaufnahme bestätigen wollen, welche nach Roz Bishops Aussage gestohlen worden war. Kein Wunder, dass Marcus Holbrook sie sein Archiv nicht benutzen lassen wollte. Er hatte es nicht über sich gebracht, das Band zu vernichten, und es in die Sammlung integriert. Bestimmt hatte er angenommen, dass die Aufnahme nie von jemandem gehört würde, der sie mit dieser Sache in Verbindung bringen könnte. Und dann war Gemma ermordet worden. Lynne hatte jetzt möglicherweise einen Namen für Katja.
    Hull, Montagnachmittag
    Nasim Rafiq sah erschöpft und gestresst aus. Sie hörte zu, was Lynne zu sagen hatte. »Ich weiß nicht«, sagte sie müde.
    Lynne unterdrückte ihren Ärger. »Ich versuche, Ihnen zu helfen, Nasim«, sagte sie. Konnte Rafiq das nicht verstehen? »Wenn Sie mir gesagt hätten, was Sie DCI Farnham gesagt haben, hätte ich etwas für Sie tun können. Ich kann Ihnen auch jetzt noch helfen, aber Sie müssen mitarbeiten.«
    Rafiq sah auf ihre Hände hinunter, dann wieder zu Lynne. »Sie versprochen!«, sagte sie. Sie haben es mir versprochen!
    »Sie haben mir nichts in die Hand gegeben, das ich nutzen konnte«, sagte Lynne.
    Sie sah die Verzweiflung in den Augen der Frau. »Sie versprochen!«, wiederholte sie.
    »Ich sagte, ich könnte Ihnen helfen, wenn Sie mir helfen. Aber das haben Sie nicht getan.« Es brachte nichts, jetzt aufzugeben. Sie beobachtete Rafiq, die ihre Befürchtungen bestätigt sah. »Ich kann jetzt nichts versprechen«, sagte sie. »Ich werde versuchen, Ihnen zu helfen, aber Sie müssen mir etwas anvertrauen, mit dem ich arbeiten kann.«
    Rafiq schwieg lange. Lynne sah, dass sie mit sich kämpfte. Wahrscheinlich hatte sie schon einiges erlebt, das sie den Vertretern der Behörden gegenüber misstrauisch sein ließ. Aber sie hatte keine Wahl. »Ich will …«, sagte sie schließlich. »Wenn ich weiß, sage ich Ihnen.«
    Dies war es, was Lynne befürchtet hatte. Nasim wusste nichts, das sie verraten konnte. Sie hatte nur am Rande mitgewirkt, wie sie Farnham schon gesagt hatte. Genug, um sie zu belasten, aber nicht genug, um Lynne zu helfen. »Denken Sie nach«, sagte Lynne. »Irgendetwas. Sie sagten uns, dass Matthew Pearse in der Zeit, als sie dort waren, verschiedenen Leuten geholfen hat. Woher kamen sie, wer schickte sie, wohin sind sie gegangen, wer waren sie – Sie müssen doch etwas wissen.«
    Ihr Gesicht war angespannt und konzentriert. »Zuerst«, sagte sie, »war es, glaube ich, … wegen Arbeit und Rat. Ich versuche zu lernen. Aber er sagt ›nein‹.« Ihre Hände fummelten an ihrem Schal herum, der ihr vom Haar geglitten war. »Also gut, ich arbeite mit Englisch, ich arbeite an Broschüre, ich …« Sie gab mit einer hilflosen Geste zu verstehen, dass ihr die Worte fehlten. Lynne wartete und gab ihr Zeit zum Überlegen. In Nasim Rafiqs dunklen Augen sah Lynne, dass sie ungeduldig war und auch ärgerlich auf Matthew Pearse, der sie in diese gefährliche Lage gebracht hatte. »Viele Wochen schon«, sagte Nasim. »Ich nicht erinnern.« Lynne war sich ihrer eigenen Verantwortung bewusst. Wenn sie sie härter angefasst hätte, bevor Farnham ins Spiel kam, hätte sie für diese Frau einen Deal herausschlagen können, damit das, was sie getan hatte, mehr nach ihrer guten Absicht als nach dem tatsächlichen Handeln beurteilt worden wäre.
    »Warum sind Sie nicht weggegangen«, fragte sie, »als Sie merkten, was hier lief?«
    »Matthew«, sagte Rafiq, »er sagt …« Nach der Sache mit Katja hatte er ihr das gesagt, was sie von da an nicht mehr schlafen ließ. »Du bist jetzt mit dabei. Wenn sie es merken, wirst du auch Ärger bekommen.« Aufgrund der Schwierigkeiten würde

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