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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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gesammelt hatte, und arbeitete dann am nächsten Abschnitt ihrer Präsentation weiter. Um sechzehn Uhr dreißig war sie in Farnhams Büro und begrüßte ihn förmlich-kollegial, was in seltsamem Gegensatz zu der Behutsamkeit stand, mit der sie am Abend zuvor ihre Beziehung ausgelotet hatten.
    Als sie die Tür geschlossen hatte und sie allein waren, wurde sie lockerer. »Schlimme Besprechung heute Früh«, begann er. »Die Gerichtsmediziner sagen, sie sei nicht im Hotel getötet worden und außerdem seien dort alle Spuren so verwischt, dass wir sie nicht nutzen könnten, selbst wenn er seinen Namen mit seiner eigenen Scheiße an die Wand geschrieben und seine Visitenkarte dagelassen hätte.« Er rieb sich die Stirn. »Einer der Gäste, die Frau im Zimmer nebenan, hat etwas gehört.« Er schob Lynne die Aussage über den Tisch zu. Sie las die Stelle, auf die er sie hinwies:
    Ich wurde in der Nacht von etwas wach und hörte, dass sich jemand im Nachbarzimmer zu schaffen machte. Es klang, als stoße jemand an irgendetwas. Und man hörte Lachen. Immer wieder lachte jemand. Es war so, als hätte jemand einen wirklich guten Witz gehört und könnte einfach nicht aufhören.
    Lynne stellte sich jemanden vor, der mit der toten Gemma im Hotelzimmer war, jemand, der Menschen umbrachte und Sex mit einer toten Frau hatte, die er dann in die Badewanne legte. Sie dachte über das Lachen nach. Jemand, der Frauen tötete und ihre Gesichter zerstörte … Sie fing Farnhams Blick auf. »Es gibt dir einen Anhaltspunkt zur Tatzeit«, sagte sie dann.
    »Aber viel weiter hat es uns nicht gebracht. Und den Typ im zweiten Zimmer haben wir immer noch nicht gefunden.«
    »In dem Zimmer mit der Whiskyflasche?«, fragte Lynne. Hatte der Gast in dem Zimmer die ganze Flasche geleert, dann hatte er wahrscheinlich gar nichts gehört.
    »Wir sind nicht sicher, ob die Whiskyflasche aus dem Zimmer stammte«, sagte Farnham. »Diese Krleza hatte dort geputzt – und danach waren alle Sachen durcheinander. Ich lasse die Flasche von den Spezialisten für Fingerabdrücke mit denen im Zimmer abgleichen. Außerdem noch ein benutztes Kondom.« Er grinste. »Dafür sind sie mir besonders dankbar.«
    »War also noch jemand da?«, fragte sie.
    Er nickte. »Außer wenn er bei Safer-Sex ein ganzes Stück weiter ging als die meisten von uns. Aber natürlich hat keiner jemanden gesehen. Und für dieses Zimmer war nur eine Person eingetragen. Ich habe die Spurensicherung darauf angesetzt.«
    »Und was ist mit dem Telefon? Bist du jetzt wieder hinter Hagan her?« Wenn Lynne zu entscheiden hätte, würde sie erst einmal abwarten. Sie wollte sehen, was er dazu zu sagen hatte.
    »Es reicht nicht aus. Wir haben ihn rangenommen, aber seine Aussage ist glaubwürdig. Wir stoßen zwar immer wieder auf diesen Hagan, aber er taucht nur an Stellen auf, wo es für ihn einen legitimen Grund gibt. Er ist ihr Freund. Er ist in der Wohnung gewesen; bestimmt auch in ihrem Auto, sollten wir es jemals finden. Er ist Computerfachmann. Er hat kein Alibi. Und jetzt gibt es diesen Anruf, kurz bevor sie umgebracht wurde.« Er sah Lynne an. »Auf welche Weise würden von einer solchen Firma wie Angel Escorts die Telefone eingesetzt?«
    »Das ist unterschiedlich. Bei den meisten Etablissements würde man eine Zentrale anrufen und dann die Frau entweder buchen und sie zu einem verabredeten Treffpunkt bestellen, oder sie könnte einen selbst anrufen und ihre eigenen Verabredungen treffen. Manchmal sind die Mädchen selbständiger und haben eine eigene Nummer, und die Kunden buchen sie direkt, allerdings lassen sie sich normalerweise vorher auch bei der Agentur registrieren.« Sie nahm die Unterlagen, die Farnham ihr geschickt hatte. »Weißt du, von welchem Standpunkt aus dieser Anruf gemacht wurde?«
    »Außerhalb von Glossop, östlich. Auf der Straße zum Snake Pass, an der Route, die Wishart nehmen wollte.«
    Seit sie die Unterlagen gesehen hatte, grübelte Lynne über diese Frage nach. »Es hätte also Wisharts Telefon sein können. Das passt. Die Karte sah wie eine Visitenkarte aus. Die Nummer wäre demnach Wisharts Geschäftsnummer für ihre Arbeit bei der Begleitagentur. Wenn sie gerade neu eingestiegen war, würde das erklären, warum nur wenige Gespräche verzeichnet sind.«
    Farnham nickte. Daran hatte er auch schon gedacht. »Hagan behauptet, dass er erst um acht nach Hause gekommen sei. So lange sei er im Institut gewesen. Einer der Hausmeister sagt, er hätte Hagan gegen halb acht

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