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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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sah sie an. »Ob Dr. Wishart mir Material gegeben hat? Ich glaube, sie bot mir welches an. Sie war einige Zeit in …«
    »Sibirien«, sagte Roz.
    »Das stimmt. Ich erinnere mich nicht daran, dass sie etwas hatte, was wir fürs Archiv benötigten. Aber ich könnte mich irren. Sie können gerne nachsehen, wenn es Ihnen hilft. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …« Er erhob sich.
    »Da ist noch etwas«, sagte Roz. Der Ausdruck übergroßer Geduld erschien erneut auf seinem Gesicht, und er setzte sich wieder hin. »Ich weiß, dass Russisch Ihr Spezialgebiet ist. Ob Sie wohl dies hier kurz ansehen und mir sagen könnten, was die Wörter bedeuten?« Sie zeigte ihm die Zeilen der Niederschrift, die sie abgeschrieben hatte.
    Er betrachtete sie eine Weile schweigend. »Es ist schwierig, ohne Kontext eine genaue Aussage zu machen«, sagte er.
    »Es tut mir Leid«, erwiderte Roz, »aber mehr war nicht da. Das sind die vollständigen Zeilen der Niederschrift.«
    »Aha.« Er schob die Lippen vor. »Also. Das Erste hier ist ein Ausdruck aus der Umgangssprache, etwas, das man sagt, wenn man ärgerlich oder frustriert ist. Es gibt keine genaue Übersetzung dafür.« Roz notierte es sich. »Das hier, jugun , ist einfach ein Wort für Menschen. Es kommt in Sibirien vor und ist Dialekt. Und Ihr drittes Wort scheint eine zufällig herausgegriffene Silbe zu sein.«
    Roz errötete. »Ja, es tut mir Leid, Gemma hat es als problematisch gekennzeichnet, und ich fragte mich, was es bedeutet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen, oder darf ich zu meiner eigenen Arbeit zurückkehren?«
    »Sie sagten, dass Gemma Ihnen einen Brief geschickt hat. Was genau hat sie geschrieben?«
    »Sie schrieb, was ich Ihnen schon erzählt habe. Ihren Brief habe ich der Polizei gegeben.«
    »Ja, ich weiß, aber wenn Sie es mir genau sagen könnten, dann würde ich vielleicht herausbekommen, was Gemma suchte.«
    »Sie suchte offensichtlich Bänder, die sie damit vergleichen konnte«, er zeigte auf das Stück Papier, das Roz ihm gegeben hatte, »was immer es ist.«
    »Ja.« Eigentlich war es klar, dass er Recht hatte, und Roz fragte sich, warum sie so beharrlich war. »Ich möchte es nur genau wissen.«
    Er seufzte. »Ich gehe sehr sorgfältig mit meiner Korrespondenz um. Ich habe Dr. Wisharts Brief der Polizei gegeben, habe aber eine Kopie für meine Akten behalten. Ich kann Ihnen eine Kopie schicken, wenn Sie möchten. Vielleicht wird Sie das zufrieden stellen?«
    »Vielen Dank.« Roz lächelte ihm zu und versuchte, ihm zu zeigen, dass sie dies wirklich zu schätzen wisse, selbst wenn sie für den Mann keine Sympathie empfinden konnte. Sie dachte an die Papiere, die von ihrem Schreibtisch verschwunden waren. »Könnten Sie sie an meine Privatadresse schicken?« Sie schrieb ihre Adresse auf, und bevor er aufstehen und gehen konnte, fragte sie noch schnell: »Wie würde ein russisch sprechender Mensch ›cat‹ aussprechen?« Sie verstand den Hinweis auf ›cats‹ am Anfang der Niederschrift nicht, und doch hatte das Wort für Gemma eine Bedeutung gehabt. Cats ??
    Holbrook seufzte. »Auf Russisch? So etwas wie korschka . Oder kort, für Kater. Es ist dem Englischen nicht ähnlich.«
    »Ich meinte das englische Wort.«
    »Wie das russische Wort.« Er sah auf seine Uhr. »Es müsste wie kort ausgesprochen werden. So ungefähr. Möglicherweise. Es gibt viele Varianten. Jetzt aber, bitte …« Er stand entschlossen auf und ließ Roz am Tisch sitzen.
    Hull, Mittwochnachmittag
    Die Auflistung der Gespräche des Mobiltelefons von Angel Escorts lag nach der Mittagspause bei Lynnes Posteingängen. Mit dem Gefühl, eine Unterbrechung verdient zu haben, ließ sie ihre Notizen für ein bevorstehendes Meeting liegen und sah sich an, was Farnham ihr geschickt hatte. Er hatte einen Zettel beigelegt: Komm mal vorbei und besprich dies mit mir, wenn du es dir angesehen hast. Sie lächelte über den Zusatz. Rein geschäftlich. L.
    Das Mobiltelefon war neu. Es war etwa eine Woche vor Wisharts Tod in einem großen Geschäft am Stadtrand von Sheffield gekauft und bar bezahlt worden. Die Liste der Gespräche enthielt nur einen Anruf. An dem Abend, als Wishart starb, hatte jemand um neunzehn Uhr dreiundvierzig auf diesem Telefon eine Nummer in Sheffield angerufen. Ein Anruf von drei Minuten. Farnham hatte neben die Nummer Hagan geschrieben.
    Sie fragte nach, wann Farnham Zeit hätte, stellte alles zusammen, was sie über Angel Escorts

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