Nachtflamme: Roman (German Edition)
und außerdem bekommt ihr auch nicht genug Fernsehprogramme. Du musst an deiner Strategie arbeiten. Wenn du mich gebeten hättest zu bleiben, weil du allein mit Cybil Angst im Haus hättest, hätte ich versucht, auf eurer Couch zu schlafen und mich mit einer Wiederholung von Law and Order begnügt. Gib mir einen Gutenachtkuss, Layla.«
»Vielleicht habe ich ja tatsächlich Angst, wenn nur Cybil und ich im Haus sind.«
»Nein, zu spät. Küss mich.«
Sie seufzte. Wahrscheinlich musste sie wirklich an ihrer Strategie arbeiten. Gehorsam reckte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen freundschaftlichen, leichten Kuss. »Gute Nacht. Sei vorsichtig.«
»Vorsicht allein genügt oft nicht.«
Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und senkte seine Lippen über ihre. Obwohl der Kuss sanft und langsam war, spürte sie ihn vom Scheitel bis in die Fußsohlen. Mit den Daumen rieb er über ihre Schläfen, und sein fester Körper drückte sich an sie.
Er hielt ihr Gesicht fest, als er den Kopf hob, und blickte ihr in die Augen. »Das war ein Gutenachtkuss.«
»Ja, ohne Frage.«
Noch einmal küsste er, und sie musste sich an seinen Unterarmen festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Jetzt wird wohl keiner von uns mehr besonders gut schlafen.« Er trat einen Schritt zurück. »Leider habe ich hier jetzt alles erledigt. Bis morgen dann.«
»Okay.« Sie wandte sich zur Tür, drehte sich dann aber noch einmal um. »Ich bin ein vorsichtiger Mensch, vor allem, wenn es wichtig ist. Und ich finde, Sex ist wichtig, oder sollte es zumindest sein.«
»Er steht ganz oben auf meiner Liste persönlicher Prioritäten.«
Lachend öffnete sie die Tür. »Gute Nacht, Fox.«
Drinnen ging Layla direkt nach oben. Cybil kam ihr entgegen und zog fragend die Augenbraue hoch. »Allein?«
»Ja.«
»Darf ich fragen, warum du den leckeren Anwalt nicht wenigstens mal probierst?«
»Ich glaube, es könnte mir zu viel bedeuten.«
»Ah.« Mit einem wissenden Nicken lehnte Cybil sich an den Türrahmen. »Ja, das macht es immer kompliziert. Willst du deine sexuelle Frustration an Recherche und Zahlentabellen abarbeiten?«
»Ich weiß zwar nicht, ob das funktioniert, aber ich probiere es mal aus.« Sie schlüpfte aus ihrer Jacke und trat ins Arbeitszimmer. »Was machst du denn in so einem Fall?«
»Im Allgemeinen laufe ich – entweder direkt auf mein Ziel zu oder weg. Die Ergebnisse sind unterschiedlich.« Cybil trat an den Stadtplan von Hawkins Hollow, den Layla gezeichnet und an die Wand gehängt hatte.
»Ich neige dazu, ständig darüber nachzudenken, und ich frage mich auch jetzt, ob es etwas damit zu tun hat, dass ich mich in ihn hineinversetzt habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Ohne es wirklich zu merken.«
»Das kann sein.« Cybil ergriff eine Stecknadel mit rotem Kopf und steckte sie ins Bowlingcenter. »Aber über Fox kann man auch unter normalen Umständen viel nachdenken. Lass dir also ruhig Zeit, wenn du das brauchst.«
»Unter normalen Umständen wäre das sicher vernünftig.« Layla nahm eine Karteikarte und schrieb: »Blutiges Bier, Fox, Bowl-a-Rama. Dann trug sie noch Uhrzeit und Datum ein. »Aber wir wissen ja gar nicht genau, wie viel Zeit uns überhaupt noch bleibt.«
»Du hörst dich an wie Gage. Es ist schon gut, dass ihr nichts aneinander findet, sonst würdest du alles viel zu negativ sehen.«
»Das mag sein, aber …« Stirnrunzelnd musterte Layla den Stadtplan. »Da ist ja noch eine schwarze Nadel auf der Straße zwischen Fox’ und Cals Haus.«
»Ja, sie steht für den großen, hässlichen Hund. Habe ich dir das nicht erzählt? Ach nein, du bist ja direkt von der Arbeit ins Center gekommen. Entschuldigung.«
»Dann erzähl es mir jetzt.«
Als Cybil ihren Bericht beendet hatte, nahm Layla eine dunkelblaue Karte, die Farbe, die sie immer nahm, wenn der Dämon in Tiergestalt auftauchte, und füllte sie aus.
»Ich sage es ja ungern, aber obwohl Kopf und Hände beschäftigt sind, hat meine sexuelle Frustration noch nicht nachgelassen.«
»Na, komm.« Cybil tätschelte Layla die Schulter. »Ich mache uns einen Tee. Und wir essen ein wenig Schokolade. Das hilft immer.«
Layla bezweifelte, dass Süßigkeiten ihren Appetit auf den anbetungswürdigen Anwalt befriedigen würden, aber sie musste nehmen, was sie kriegen konnte.
8
Der Morgen war kalt und regenverhangen. Wahrscheinlich würde es den ganzen Tag lang nicht besser werden.
Fox kramte ein Kapuzenshirt aus dem Wäschekorb, das er zwar
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