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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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dieser erbärmlichen Beute verschwendet«, bellte Danian.
    »Ich rede nicht von den Chiroptern«, sagte Reißzahn. »Das Nest ist da unten. Die Eier.«
    Vermischt mit dem mineralischen Geruch der Erde stieg die Witterung auf, die er über das dunkle Grasland verfolgt hatte.
    Panthera zog die Luft ein. »Ja, ich rieche sie auch.«
    »Gibt es hier in der Umgebung Höhlen?«, fragte Reißzahn Danian.
    »Wir kennen keine.«
    »Es müsste einen Eingang geben, einen großen, nicht weit von hier«, sagte Reißzahn.
    Er und Panthera sprangen auf der Suche danach in verschiedene Richtungen los. Er verlor den Geruch des Nests, doch das war jetzt nicht mehr so wichtig. Er wusste, wonach er suchen musste, und als sich im Osten das erste blasse Licht am Horizont zeigte, war das für seine Augen hell genug, um sich zurechtzufinden. Es war selten, dass Saurier ihre Nester in Höhlen bauten, doch in seinen Jahren als Jäger hatte er so einige unter der Erde entdeckt. Er durchsuchte das wogende Grasland weiter. Er brauchte einen Abhang, wo er den Eingang zu einer Höhle finden konnte.
    Panthera entdeckte die Höhle zuerst. Er hörte sie rufen und rannte los, um sie am Eingang zu treffen. Er war sehr beeindruckt von ihr. Der Eingang war leicht zu verfehlen, denn er lag unter mehreren Schichten dichten Gestrüpps.
    »Man kann den Dampf zwischen den Pflanzen aufsteigen sehen«, erklärte sie ihm.
    Die Hyaenodonten waren in einigem Abstand gefolgt und wollten sich nicht weiter dem Eingang nähern.
    »Tötet die Eier!«, schrie Danian gehässig.
    »Mach ich«, sagte Reißzahn.
    Mit Panthera an seiner Seite schlängelte er sich durch das Gestrüpp in die Wärme der Höhle. Er wusste, dass die meisten Saurier erst dann aktiv wurden, wenn die Sonne bereits höhergestiegen war. Zu dieser Tageszeit würden sie noch schlafen – wenn sie überhaupt noch am Leben waren. Die Fäulniskrankheit wirkte schnell und Danian hatte sie ja schon auf ihrer Haut bemerkt. Es würde auf keinen Fall mehr lange dauern, bis sie alle tot waren.
    Sie arbeiteten sich weiter in die feuchte Höhle vor, vorbei an seltsamen Felstürmen und brodelnden Tümpeln. Der Geruch des Nests wurde immer stärker.
    »Zwei Eier lassen wir ganz«, sagte er zu Panthera.
    Verwirrt schaute sie zu ihm herüber.
    »Wir müssen die Hyaenodonten mit ein paar Feinden zurücklassen, sonst werden sie zu mächtig. Wir müssen sie in Angst halten. So werden sie uns weiterhin brauchen, damit wir die Nester finden und sie zerstören.«
    »Früher waren wir die Jäger der Saurier, jetzt sind wir ihre Beschützer.« Sie schnurrte anerkennend. »Meine Kinder werden sich glücklich schätzen, einen so abgefeimten Vater zu haben.«
    Reißzahn blickte sie überrascht an. »Bist du sicher?«
    »Aber ja«, sagte sie. »Ich kann spüren, wie sie in mir wachsen.«
    Trotz der Gefahren, die auf ihn warteten, war er erfüllt von Stolz und Freude. Sie schmiegten ihre Schnauzen aneinander und fuhren dann fort mit der Suche nach den Sauriereiern.
    »Sylph, zieh hoch!«, keuchte Dämmer, während er nach unten neben sie flatterte.
    Die Stimme seiner Schwester klang klar und ruhig. »Wir müssen sie zerstören.«
    Mit ausgebreiteten Segeln bremste sie ab und landete mitten im Nest. Dämmer setzte neben ihr auf dem dicken Pflanzenpolster auf. Jetzt, wo er sich mitten in ihm befand, wirkte das Nest noch viel größer. Um sie herum ragten die Sauriereier bedrohlich auf. Dämmer hielt sich auf Abstand. Sie waren etwa doppelt so groß wie er. Unbewegt und schweigend strahlten sie eine finstere Kraft aus. Im Innern dieser dicken Schalen, das war Dämmer bewusst, pulsierte feuchtes, eingerolltes Leben und wartete nur darauf, herauszukommen und zu fressen.
    »Sylph, wir müssen hier raus! Was ist denn, wenn die Feliden den Weg hierher finden?«
    Sie beachtete ihn nicht, zog sich mühsam auf das Ei hinauf, das ihr am nächsten lag, und grub ihre Krallen hinein. Dämmer packte sie am Bein und zerrte sie zurück. Mit gefletschten Zähnen wirbelte Sylph zu ihm herum. Dämmer sprang überrascht zur Seite.
    »Ich glaube, sie können nicht mal klettern!«, sagte er eindringlich. »Sie sind keine Gefahr für uns!«
    »Weißt du das genau? Bist du dir absolut sicher?«
    »Nein.«
    »Dann müssen wir sie töten.«
    »Genau das hat Papa nicht gewollt!«
    »Papa ist nicht mehr da.«
    »Sylph, hör auf!«
    »Hilf mir, Dämmer! Willst du, dass sie schlüpfen und uns in unserem neuen Zuhause ständig in Angst und Schrecken

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