Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
Rückgrat sich nach unten bog und flach auf der Erde auflag. Dämmer schoss einen Klangblitz ab und sah, dass die Schwanzwirbel einen schützenden Tunnel bildeten.
    »Komm, hier!«, zischte er Sylph zu. Er hörte die Zähne des Hyaenodons mahlen, dann ein scharfes Krachen, und er wusste, dass die Feliden innerhalb von Sekunden hereindringen würden. Er krabbelte in den Skelettschwanz.
    »Wo sind sie?«, hörte er Reißzahn hinter sich im Nebel.
    Dämmer kroch weiter hinein. Die Feliden würden ihnen nicht folgen können. Jetzt waren die Abstände zwischen den Wirbeln des Sauriers so groß, dass sie sich nach draußen quetschen könnten, doch er wollte den Abstand zwischen ihnen und den Raubtieren vergrößern, bevor sie flüchteten. Der Tunnel schien sich nach unten zu neigen, und Dämmer merkte plötzlich, dass sie sich unter der Erde befanden. Die Abstände zwischen den Wirbeln waren kleiner geworden und auf beiden Seiten befand sich nur noch feste Erde.
    »Dämmer, wie sollen wir hier denn wieder rauskommen?«, fragte Sylph hinter ihm.
    Der Tunnel verengte sich, und für Dämmer wurde es immer schwieriger, sich voranzuziehen.
    »Ich glaube, hier geht’s nicht weiter«, sagte er zu Sylph.
    »Zurück, komm schon!«, sagte Sylph mit einer vor Panik ganz dünnen Stimme.
    Dampffahnen umspielten Dämmers Gesicht. Er schoss einen Klangstoß ab. »Warte«, sagte er. »Weiter vorne ist ein Loch.«
    »Ich geh nicht in irgendein Loch«, blaffte Sylph. »Wir wissen doch nicht mal, wohin das führt.«
    Von hinten kam das Geräusch splitternder Knochen, dann wütendes Scharren.
    »Weiter hinten!«, war Reißzahns Stimme zu hören. »Die verstecken sich im Schwanz.«
    »Geh in das Loch!«, schrie Sylph und zwickte Dämmer in den Hintern. »Beeil dich!«
    Er krabbelte auf das Loch zu. Während er gegen seinen unwillkürlichen Ekel ankämpfte, warf er sich über den Rand und klammerte sich mit den Krallen an Stein und Erde. Warmer Dunst befeuchtete sein Gesicht. Er schickte Klang los, doch bevor noch das Echo zu ihm zurückkam, verlor er den Halt und fiel.
     

Kapitel 23
Geburtsort
    D ämmer stürzte durch das Loch in eine riesige unterirdische Höhle. Instinktiv breitete er die Flügel aus und flatterte heftig. Gewundene Stangen aus Stein stachen von der glitschigen Decke herab. Schnell wandte er sich wieder dem Loch zu, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Sylph mit einem Schrei herunterfiel, automatisch ihre Segel ausbreitete und sich zum Gleiten ausrichtete.
    »Dämmer?«, rief sie.
    »Ich bin hier«, sagte er und flog neben sie.
    Ein unheimliches Licht strahlte von den Wänden aus. Dampf stieg aus gelblichen Tümpeln. Vom unebenen Boden wuchsen groteske Steinformationen in die Höhe, einige so glatt und blass wie riesige Eier, andere so dünn wie Sprösslinge von Mammutbäumen, und wieder andere erinnerten an riesige, aufeinandergestapelte Giftpilze.
    »Hierher!«, sagte Dämmer und leitete seine Schwester zu einem der größeren Gebilde.
    Sie landeten auf seiner Spitze. Der Stein unter seinen Krallen war feucht und kalkig, die Luft unangenehm warm und roch stark nach Mineralien. Wasser tropfte ihm auf Rücken und Kopf. Er leckte etwas von einer Pfütze auf und spuckte es angeekelt von dem befremdlichen Geschmack wieder aus.
    »Die Feliden werden uns hierher nicht nachfolgen«, sagte Sylph und blickte zur stacheligen Decke hoch. »Sie passen nicht durch das Loch.«
    Was Dämmer mehr Sorgen bereitete, war die Frage, wie sie hier wieder hinauskämen. Die Höhle schien endlos, erstreckte sich in jede Richtung in die Dunkelheit. Er würde es vielleicht schaffen, hinaufzufliegen und sich durch das Loch zu ziehen, doch Sylph konnte das auf keinen Fall. Außerdem könnten die Feliden und die Hyaenodonten da oben auf sie warten. Er blickte sich erneut in der riesigen Höhle um und trotz der Wärme war ihm plötzlich eiskalt.
    Knochen.
    Sie lagen nicht in irgendeiner Zuordnung, die er erkennen konnte, sondern auseinandergerissen, aufgebrochen und abgenagt auf einem riesigen Haufen. Hier lagen mehr Knochen als nur von einem Tier, auch bei Weitem mehr als von zehn.
    »Dämmer«, sagte Sylph mit vor Angst heiserer Stimme. »Ich sehe Eier.«
    Er folgte ihrem Blick. Dicht bei einem der dampfenden Tümpel lagen acht längliche, ledrige Eier, eingebettet in Gras und welke Blätter. In der Höhle gab es so viele seltsame Formen und Farben, dass Dämmer für einen flüchtigen Moment hoffte, sie hätte sich geirrt. Er erinnerte sich an die

Weitere Kostenlose Bücher